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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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behauptet!« beteuerte Vanion seine Unschuld. »Ich könnte gutes Trollisch nicht von schlechtem unterscheiden.«
    »Verzeih meine Unbeholfenheit, Blaurose. Meine Lehrerin war in großer Eile, als sie meine Zunge in der Sprache der Trolle unterwies.«
    »Sperber!« protestierte Sephrenia.
    »Stimmt das etwa nicht?« Er wandte sich wieder an den Stein. »Mein Kamerad, Ritter Ulath, hat größere Erfahrung mit Trollen und ihrer Sprache. Er wird den Trollgöttern berichten, daß Cyrgon ihre Anhänger gestohlen hat.«
    »Ich werde den Geist der Trollgötter rufen, auf das dein Kamerad zu ihnen sprechen kann.« Der Stein pulsierte in Sperbers Hand, und die riesigen Wesen, deren Gegenwart Sperber in Azashs Tempel gespürt hatte, erschienen. Diesmal jedoch befanden sie sich vor ihm, so daß er sie sehen konnte. Allerdings wünschte Sperber sich inbrünstig, er könnte es nicht. Da ihr innerstes Sein im Bhelliom eingeschlossen war, schimmerten die Geistgestalten der Trollgötter in bläulichem Licht. Sie ragten in gewaltiger Masse vor Sperber auf. Ihre viehischen Fratzen waren wutverzerrt, und nur Bhellioms Macht hielt ihren Zorn in Schach.
    »Also gut, Ulath«, sagte Sperber. »Du weißt, die Lage ist gefährlich. Tu dein Bestes – und überzeuge sie.«
    Der hünenhafte Genidianer schluckte und trat näher. »Ich bin Ulath-von-Thalesien«, sagte er auf trollisch. »Ich spreche für Anakha, Bhellioms Kind. Ich habe Neuigkeiten von euren Kindern. Werdet ihr mich anhören?«
    »Sprich, Ulath-von-Thalesien.« Dem Donnern und Prasseln nach, das diese ohrenbetäubende Stimme begleitete, nahm Sperber an, daß der Sprecher Khwaj war, der Trollgott des Feuers.
    Ulaths Gesicht nahm einen leicht tadelnden Ausdruck an. »Was ihr getan habt, verwundert uns«, sagte er. »Warum habt ihr eure Kinder Cyrgon geschenkt?«
    »Was?« donnerte Khwaj.
    Ulath täuschte Erstaunen vor. »Wir dachten, ihr habt es so gewollt. Habt ihr nicht euren Kindern befohlen, ihre Heimat zu verlassen und viele Schlafzeiten lang über das Eis-das-nie-schmilzt zu diesem fremden Land zu wandern?«
    Khwaj heulte und hämmerte mit den affenähnlichen Fäusten auf den Boden, daß eine Wolke aus Staub und Rauch aufstieg.
    »Wann ist das geschehen?« warf eine andere, geifernd und gierig schmatzende Stimme heftig ein.
    »Zwei volle Drehungen der Jahreszeiten, Ghnomb«, antwortete Ulath dem Gott des Fressens. »Wir dachten, ihr wüßtet das. Blaurose rief euch herbei, damit wir euch fragen können, warum ihr das getan habt. Unsere Götter wollen wissen, warum ihr den Pakt gebrochen habt.«
    »Pakt?« fragte Stragen, nachdem Sephrenia übersetzt hatte.
    »Wir wollten die Trolle nicht ausrotten«, erklärte Flöte. »Deshalb haben wir mit den Trollgöttern vereinbart, daß wir ihre Kinder in Ruhe lassen, solange sie im thalesischen Gebirge bleiben.«
    »Wann war das?«
    »Oh, vor etwa fünfundzwanzigtausend Jahren.«
    Stragen schluckte.
    »Warum gehorchen eure Kinder Cyrgon, wenn ihr es ihnen nicht befohlen habt?« fragte Ulath.
    Eine der gigantischen Gestalten streckte einen überlangen Arm aus, und die Hand tauchte in eine Leere, wo sie verschwand wie ein Stock, den man in einen Waldsee steckte. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einen sich mit Händen und Füßen wehrenden Troll. Der ungeheuerliche Gott schrie heftig auf ihn ein. Das Knurren und Brüllen war zweifellos Trollisch; dennoch war Ulath verblüfft.
    »Also, das ist interessant«, murmelte er. »Offenbar hat sich sogar Trollisch im Lauf der Zeit verändert.«
    »Was sagt er denn?« fragte Sperber.
    Ulath zuckte mit den Schultern. »Es ist so archaisch, daß ich kaum ein Wort verstehe. Jedenfalls verlangt Zoka einige Antworten.«
    »Zoka?«
    »Der Gott der Paarung.« Ulath lauschte angespannt.
    »Der Troll ist völlig verwirrt«, berichtete er. »Er sagt, sie alle hätten geglaubt, daß sie ihren Göttern gehorchten. Cyrgon muß sich ein täuschend ähnliches Aussehen zugelegt haben. Die Trolle sind ihren Göttern sehr nahe und wären wahrscheinlich auf einen plumpen Versuch, sie zu täuschen, kaum hereingefallen.«
    Zoka brüllte und schleuderte den schreienden Troll zurück in die Leere.
    »Anakha!« rief ein anderer der ungeheuren Götter.
    »Welcher ist das?« murmelte Sperber.
    »Ghworg«, antwortete Ulath leise. »Der Gott des Tötens. Sei besonders vorsichtig mit ihm. Er ist unberechenbar!«
    »Ja, Ghworg?« antwortete Sperber.
    »Laß uns aus dem Griff deines Vaters frei. Laß uns gehen.

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