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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sie Euch veranlaßt haben könnte, gleich sämtliche Naturgesetze auf den Kopf zu stellen, Sperber. Was macht Ihr wirklich in Darsas?«
    »Falsche Fährten legen, Exzellenz. Unsere Feinde verfügen über Möglichkeiten, jederzeit meinen Aufenthaltsort festzustellen. Deshalb sorge ich dafür, daß ich sie verwirre, indem ich mal in diesem, gleich darauf in einem ganz anderen Winkel des Imperiums bin. Meine Freunde und ich kehren auf dem Landweg von Korvan nach Matherion zurück, und es wäre uns lieb, wenn man uns unterwegs keine Hinterhalte legt. Mein Besuch ist nicht vertraulich, Botschafter Fontan. Tut Euch keinen Zwang an und erzählt ruhig weiter, daß ich kurz bei Euch hereingeschaut habe. Die andere Seite weiß es wahrscheinlich bereits, aber Eure Bestätigung kann nicht schaden.«
    »Ich bewundere Euren Ideenreichtum, Sperber. Ihr werdet Cynesga durchqueren?«
    Sperber nickte.
    »Es ist ein unerfreuliches Land.«
    »Es ist eine unerfreuliche Zeit. – Übrigens: Es kann nicht schaden, ein wenig herablassend zu tun, wenn Ihr jemandem erzählt, daß Ihr mich gesehen habt. Bisher hinkte unsere Seite der anderen immer ein Stück hinterher. Das hat sich vor ein paar Tagen geändert. Unser Feind, wer immer er sein mag, ist jetzt im Nachteil, und das möchte ich ihm gern so richtig unter die Nase reiben.«
    »Ich werde mich darum kümmern, daß es die Plaudertaschen der Stadt rasch erfahren.« Der Greis blickte Sperber nachdenklich an. »Wie lange könnt Ihr bleiben?«
    »Im Höchstfall eine Stunde.«
    »Zeit genug. Wie wär's, wenn wir uns ins Schloß begeben? Ich bringe Euch in den Thronsaal, dann könnt Ihr dem König Eure Aufwartung machen – vor dem gesamten Hof. Ich finde, das ist die beste Möglichkeit, die Leute darauf aufmerksam zu machen, daß Ihr hier gewesen seid.«
    Sperber grinste. »Ich kann Euren Ideenreichtum nur bewundern, Exzellenz.«
    Es wurde von Mal zu Mal leichter. Anfangs war Bhelliom schrecklich begriffsstutzig, wie es schien, und Flöte mußte einschreiten und in jener Zunge zu ihm reden, welche die ursprüngliche Sprache der Götter war, wie Sperber vermutete. Doch nach und nach verstand der Stein, was man von ihm wollte. Seine Hilfe war jedoch nie ganz bereitwillig; er mußte genötigt werden. Sperber stellte fest, daß es sehr half, sich Vanions Karte vor Augen zu führen. Sobald Bhelliom begriffen hatte, daß die Karte nicht mehr war als ein Bild der Welt, hatte Sperber es leichter, ihm klarzumachen, wohin er wollte.
    Damit soll nicht behauptet werden, daß es keine Mißverständnisse gab. Einmal, als Sperber sich auf Delo an der Ostküste konzentriert hatte, dachte er plötzlich unwillkürlich daran, daß dieser Name so ähnlich wie Demos klang, das sich im östlichen Mitteleosien befand. Nach der flüchtigen grauen Verschwommenheit, während der die Welt um ihn sich bewegte und veränderte, mußte Sperber feststellen, daß Flöte und er im hellen Mondschein auf Faran den Weg zu Kuriks Hof entlangritten.
    »Was machst du?« rief Flöte heftig.
    »Meine Gedanken sind kurz abgeschweift. Tut mir leid.«
    »Konzentriere dich auf die Arbeit! Bhelliom reagiert auf deine Gedanken, nicht auf deine Worte! Wahrscheinlich versteht er Elenisch nicht einmal – aber wer tut das schon?«
    »Sei nicht so streng!«
    »Bring uns sofort zurück!«
    »Jawohl, edle Dame.«
    Die inzwischen vertraute, plötzlich einsetzende Beschleunigung erfolgte, und der Silberschein des Mondes wurde zu Grau, wohin das Auge reichte. Dann waren sie in strahlendem Herbstsonnenschein zurück auf der Straße ein paar Meilen außerhalb von Korvan, und ihre Gefährten starrten sie verwundert an.
    »Was ist schiefgegangen?« fragte Sephrenia das kleine Mädchen.
    »Unser ruhmreicher Führer hing seinen eigenen Gedanken nach«, erwiderte Flöte sarkastisch. »Wir haben einen kleinen Abstecher nach Demos gemacht.«
    »Demos!« rief Vanion. »Das ist auf der anderen Seite der Welt!«
    »Ja«, bestätigte Flöte. »Dort ist jetzt Nacht. Wir fanden uns auf dem Weg zu Kuriks Hof wieder. Vielleicht hat unser wackerer Kommandant sich nach Aslades Kochkünsten gesehnt.«
    »Ich kann auf deinen ›ruhmreichen Führer‹ und den ›wackeren Kommandanten‹ gut verzichten!« sagte Sperber scharf.
    »Dann mach deine Sache richtig!«
    Es geschah ohne Vorwarnung. In der Finsternis, die plötzlich am Rand von Sperbers Blickfeld aufzuckte, war diesmal ein Hauch von Verzweiflung und qualvoller Verwirrung. Sperber überlegte gar nicht erst.

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