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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Blaurose!« befahl er und riß rasch die andere Hand hoch, um die tiefblauen Blütenblätter mit beiden Ringen zu berühren. »Zerstör dieses Ding!«
    Er spürte ein flüchtiges Zucken in den Händen und hörte ein Knistern und Prasseln hinter sich.
    Der Schatten, der ihnen so lange und ausdauernd gefolgt war und von dem sie anfänglich geglaubt hatten, er sei Azash, und den sie dann für die Trollgötter hielten, stieß einen gellenden Schrei aus und brabbelte in unerträglichem Schmerz. Sperber sah, wie Sephrenias Augen sich weiteten.
    Der Schatten schrie. Jedoch nicht auf zemochisch oder trollisch, sondern auf styrisch.

8
    »Also, Majestät, ich weiß nicht recht, ob wir wirklich Grund zum Jubeln haben. Diese Burschen vom Innenministerium haben so ziemlich alles getan, außer Türen und Fenster vernageln, damit wir bloß nicht an dieses gewisse Papierkramszeug rankommen, und auf einmal taucht's völlig unerwartet unter einem andern Stoß Papierkram auf, den wo ich ganz bestimmt selber schon höchstpersönlich mindestens vier- bis fünfmal danach durchstöbert hab'. Das denkt Ihr doch auch, daß da was oberfaul ist, oder?«
    Kaiser Sarabian, der immer noch seine Schwierigkeiten mit Caaladors Dialekt hatte, fragte Ehlana: »Was hat er gesagt? Ich habe nicht alles verstanden.«
    »Er ist mißtrauisch«, erklärte sie. »Er meint, wir hätten diese Akten plötzlich viel zu leicht gefunden. Und da muß ich ihm recht geben.«
    Sie waren wieder im königlichen Salon von »Ehlanas Burg« – wie sie jetzt allgemein genannt wurde – zusammengekommen, um über die bis vor kurzem unauffindbaren Personalakten zu sprechen, die nun auf dem Tisch und dem Boden gestapelt lagen.
    »Müßt Ihr die Dinge immer komplizieren, Meister Caalador?« klagte der Kaiser. Sarabian trug, wie jetzt fast immer, westliche Kleidung. Ehlana fand allerdings, daß er mit dem schwarzen Samtwams und dem perlgrauen Beinkleid keine besonders gute Wahl getroffen hatte. Der schwarze Samt ließ seine bronzefarbene Haut fahl und kränklich erscheinen.
    »Ich bin berufsmäßiger Schwindler und Betrüger, Majestät«, erwiderte Caalador, diesmal ohne Dialekt. »Ich weiß, daß manchmal gerade die Dinge die größten Schwierigkeiten nach sich ziehen, die am einfachsten aussehen.«
    Stragen las in einer der Akten. »Das ist ja erstaunlich!« sagte er. »Jemand im Innenministerium scheint das Geheimnis ewiger Jugend entdeckt zu haben.«
    »Redet nicht in Rätseln, Stragen.« Ehlana glättete die Falten ihres blauen Morgengewands. »Sagt, was Ihr meint!«
    Stragen nahm einen Bogen Papier aus einem der Ordner. »Dieses Dokument sieht aus, als hätte man es erst vergangene Woche ausgestellt – was vermutlich der Fall ist! Die Tinte ist kaum trocken.«
    »Diese Akten werden immer noch benutzt, Durchlaucht«, gab Oscagne zu bedenken. »Wahrscheinlich handelt es sich bloß um ein vor kurzem abgelegtes Dokument.«
    Stragen nahm ein anderes Schriftstück aus dem Ordner und reichte dem Außenminister beide Dokumente. »Fällt Euch daran etwas Ungewöhnliches auf, Exzellenz?«
    Oscagne zuckte die Schultern. »Das eine ist ziemlich neu, das andere vom Alter vergilbt und die Tinte so verblaßt, daß die Schrift kaum noch zu lesen ist.«
    »Stimmt«, bestätigte Stragen, »aber findet Ihr es nicht ziemlich merkwürdig, daß das Dokument mit der frischen Tinte fünf Jahre älter sein soll als das vergilbte?«
    Oscagne betrachtete die beiden Papiere eingehender. »Wollt Ihr damit sagen, daß ein amtliches Dokument gefälscht wurde?« rief er. »Das wäre ein Kapitalverbrechen!«
    »Laßt mich mal sehen!« bat Sarabian.
    Oscagne reichte ihm die Dokumente.
    »O ja!« Sarabian nickte. »Chalba! Kolata lobt ihn seit fast fünfzehn Jahren in den Himmel!« Er hielt das verdächtige Dokument in die Höhe. »Das hier ist angeblich seine Berufung ins Ministerium. Es ist weniger als eine Woche nach Kolatas Ernennung datiert.« Er blickte Stragen an. »Ihr glaubt, es wurde gegen das ursprüngliche Dokument ausgetauscht?«
    »Es sieht ganz so aus, Majestät.«
    Sarabian runzelte die Stirn. »Was könnte auf der echten Urkunde gestanden haben, daß man es vertuschen will?«
    »Ich habe keine Ahnung, Majestät. Aber zweifellos irgend etwas, von dem wir nichts wissen sollen.« Er blätterte durch die Akte. »Dieser Chalba hat im Ministerium eine sehr schnelle und steile Karriere gemacht. Es hat den Anschein, als wäre er jedesmal befördert worden, wenn er sich auch nur umgedreht

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