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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Augen wirkten beinahe schläfrig, und sein Gesichtsausdruck war stolz und hochmütig. »Ich fürchte, der Botschafter wurde aufgehalten, alter Junge«, antwortete er mit herablassendem, ja, beinahe mit Absicht beleidigendem Tonfall in der Stimme, die sich jedoch überraschend vertraut anhörte. »Er läßt Euch allerdings grüßen.«
    Kanzad mühte sich, seine Fassung zu wahren. »Was genau hält den Botschafter auf?« fragte er scharf.
    Itagne drehte den Kopf ein Stück. »Ich würde sagen, die Ketten, meint Ihr nicht auch, Atana?« fragte er die junge Atanerin, die offenbar den Trupp befehligte. »Es ist verdammt schwer, mit Ketten um die Knöchel zu laufen.«
    »Es könnte an den Ketten liegen, Itagne-Botschafter«, pflichtete das Mädchen ihm bei. »Natürlich könnten ihm auch die Gitter seines Verlieses im Weg sein.« Die üppig gebaute junge Frau blickte den tamulischen Beamten unerschrocken und ein wenig spöttisch an.
    »Was geht hier vor?« brüllte Kanzad.
    »Die Atana und ich sind seit meiner Ankunft sehr enge Freunde geworden, Kanzad …«, Itagne lächelte, »… aber Ehrenmänner sollten über so etwas nicht reden, nicht wahr?«
    »Das habe ich nicht gemeint!« knirschte Kanzad. »Was habt Ihr mit dem Botschafter gemacht?«
    »Es kam zu einigen Veränderungen in der Botschaft, alter Junge – genau wie in Eurem Amt. Ich hoffe, es macht Euch nichts aus, aber ich mußte Euer Gebäude beschlagnahmen. In der Botschaft gibt es keine Verliese – eine bedauerliche Nachlässigkeit, würde ich sagen. Jedenfalls sind Botschafter Taubel und alle Eure schmutzigen kleinen Ordnungshüter sicher in Eurem Verlies eingesperrt. Ach, übrigens, ein großes Lob, es ist wirklich ein sehr brauchbares Verlies.«
    »Mit welcher Befugnis habt Ihr den Botschafter verhaftet? Ihr seid nur Untersekretär!«
    »Der Schein kann wirklich trügen, nicht wahr? Nun, mein Bruder hat mir die Verantwortung für Cynestra übertragen. Meine Befugnisse sind umfassend.«
    » Euer Bruder? «
    »Hat es bei der Ähnlichkeit von Oscagnes Namen mit dem meinen nicht bei Euch geklingelt, alter Junge? Ich wußte ja, daß ihr Burschen vom Innenministerium etwas beschränkt seid, doch daß es so schlimm ist, habe ich nicht geahnt. Aber wir sollten zum Wesentlichen kommen, Kanzad. Es ist schrecklich heiß in der Sonne. Mein Bruder hat mich beauftragt, hier nach dem Rechten zu sehen. Ich habe mich der vollen Unterstützung und Loyalität der atanischen Garnison versichert, nicht wahr, Atana?« Er lächelte die goldhäutige Riesin an, die neben seinem Rappen stand.
    »Oh, ja, ja, Itagne.« Sie rollte die Augen. »Wir würden fast alles für Euch tun.«
    »Da hört Ihr es, Kanzad«, sagte Itagne. »Ich habe herausgefunden, daß Ihr und Taubel an einer Verschwörung beteiligt seid, deshalb habe ich Euch des Amtes enthoben. Alle diese Hübschen dienen mir als Unterstützung, und Ihr könnt gar nichts dagegen tun!«
    »Ihr habt keine Befehlsgewalt über mich, Itagne!«
    »So ein Pech!« Itagne seufzte. »Über Cynestra ist der Ausnahmezustand erklärt, Kanzad. Das bedeutet, daß ich hier Machtbefugnis über jeden und alles habe. Die Ataner überwachen die Ordnung auf den Straßen. Gewiß seid Ihr von ihrer Zuverlässigkeit ebenso überzeugt wie ich.« Er blickte nachdenklich in das sture Gesicht des Polizeibeamten. »Ihr versteht gar nichts, nicht wahr, alter Junge?« Er lächelte die Riesin voller Zuneigung an. »Atana, Liebste, was würdest du tun, wenn ich dich ersuchte, mit diesem lästigen Kerl ein Ende zu machen?«
    »Ich würde ihn töten, Itagne.« Sie zuckte die Schultern und griff nach ihrem Schwert. »Möchtest du, daß ich ihn spalte wie einen Holzklotz? Oder ziehst du es vor, daß ich ihn um einen Kopf kürzer mache?«
    »Welch liebreizendes Mädchen«, murmelte Itagne. »Laß mich kurz darüber nachdenken, Atana. Kanzad ist ein ziemlich hoher Staatsdiener, da gibt es einige Formalitäten zu beachten.« Er wandte sich dem nun teigig-bleichen Polizeibeamten zu. »Ich bin sicher, Ihr habt inzwischen erkannt, wie die Dinge jetzt stehen, alter Junge. – Betrachtet Euch als verhaftet.«
    »Wie lautet die Anschuldigung?«
    »Ich bin im diplomatischen Dienst, Kanzad, und kenne mich mit diesen Unmengen von rechtlichen Begriffen wirklich nicht aus. Ich würde jedoch sagen, daß ›Hochverrat‹ genügt. So lautet jedenfalls die Anklage gegen Innenminister Kolata, und ich habe mich ihrer ebenfalls bedient, als ich Taubel festnahm. Es ist eine ziemlich

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