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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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und dem Leinenhemd mit den bauschigen Ärmeln einen durchaus erfreulichen Anblick. Sein schulterlanges schwarzes Haar hatte er im Nacken zusammengebunden, und er übte Ausfälle mit seinem Rapier, indem er auf einen goldenen Armreif zielte, der an einem langen Strick von der Decke hing. »Ungefähr vierhundertfünfzig Meilen. Was meint Ihr, Oscagne?« sagte er, während er die engarde -Position einnahm. Wieder machte er einen Ausfall und traf den Rand des Armreifs, der sich daraufhin drehte und am Strick hin und her pendelte. »Verdammt!« murmelte er.
    »Vielleicht eher fünfhundert Meilen, Majestät.«
    »Könnte es dort wirklich regnen?« fragte Ehlana skeptisch. »Hier ist das Wetter herrlich. Fünfhundert Meilen, das ist doch nicht so weit weg! Doch Sperber schreibt, daß es auf Tega bereits die ganze Woche regnet.«
    »Wer kann sich schon aufs Wetter verlassen?« Sarabian machte einen weiteren Ausfall und stieß seine Fechtwaffe diesmal gekonnt durch den Armreif.
    »Guter Stoß«, lobte Ehlana, ohne recht bei der Sache zu sein.
    »Danke, Majestät.« Sarabian verbeugte sich und schwenkte sein Rapier. »Das macht wirklich Spaß.« Er duckte sich melodramatisch.
    »Nieder mit dir, du Hund!« Er machte einen neuerlichen Ausfall, diesmal aber verfehlte er den Armreif um eine Handbreit. »Verflixt!«
    »Alean, Liebes«, wandte Ehlana sich an ihre Kammermaid. »Sei so nett und sieh nach, ob der Seemann, der diesen Brief gebracht hat, noch in der Burg ist.«
    »Sofort, Majestät.«
    Sarabian blickte seine Gastgeberin fragend an.
    »Der Seemann, der eben von Tega gekommen ist. Ich möchte seine Meinung über das dortige Wetter hören.«
    »Ihr glaubt doch nicht, daß Euer Gemahl Euch belügen würde, Majestät?« fragte Oscagne bestürzt.
    »Warum denn nicht? Ich würde ihn belügen, wenn es einen triftigen politischen Grund dafür gäbe.«
    » Ehlana! « Sarabian war schockiert. »Ich dachte, Ihr liebt Sperber!«
    »Was, in aller Welt, hat das damit zu tun? Natürlich liebe ich ihn. Ich liebe ihn, seit ich etwa in Danaes Alter war. Aber Liebe und Politik sind zwei ganz verschiedene Dinge, die nie miteinander verquickt werden sollten. Sperber führt irgendwas im Schilde, Sarabian, und Euer ehrenwerter Außenminister weiß vermutlich, um was es geht.«
    »Ich?« protestierte Oscagne.
    »Ja, Ihr. Nixen, Oscagne? Nixen? Ihr habt doch nicht ernsthaft erwartet, daß ich diese Mär glaube? Wirklich, Ihr habt mich ein bißchen enttäuscht. Ist Euch tatsächlich nichts besseres eingefallen?«
    »Ich war ein wenig in Zeitnot, Majestät«, entschuldigte er sich verlegen. »Prinz Sperber war in Eile. Hat das Wetter uns verraten?«
    »Nur zum Teil.« Ehlana hielt den Brief in die Höhe. »Mein Liebster hat sich selbst verraten. An lyrische Redewendungen hat Sperber früher nie einen Gedanken verschwendet. Bisher lasen sich seine Briefe immer so, als hätte er sie mit seinem Breitschwert geschrieben. An diesem aber – und an allen anderen aus Tega – wurde gefeilt und geschliffen, daß sie einem Dichter Ehre machen könnten. Ich bin gerührt, daß er sich so viel Mühe gegeben hat, aber ich glaube ihm kein Wort! Also, wo ist er? Und was hat er wirklich vor?«
    »Das wollte er nicht sagen, Majestät. Er hat sich nur an mich gewandt, weil er eine gute Ausrede brauchte, sich für mehrere Wochen aus Matherion zu entfernen.«
    Sie lächelte ihn süß an. »Ist schon gut, Oscagne. Ich werde es selbst herausfinden. Das macht sowieso mehr Spaß.«
    »Es ist ein großes Gebäude«, berichtete Stragen am nächsten Morgen. »Eine gründliche Durchsuchung kostet viel Zeit.« Er, Caalador und Mirtai waren soeben von ihrem erfolglosen nächtlichen Einbruch zurückgekehrt.
    »Wie weit seid ihr gekommen?« erkundigte sich Sarabian.
    »Wir haben die beiden obersten Stockwerke durchkämmt, Majestät«, antwortete Caalador. »Heute nacht nehmen wir uns den dritten Stock vor.« Caalador hatte sich erschöpft in einen Sessel fallen lassen. Wie seine beiden Begleiter trug er noch die hautenge schwarze Kleidung. Gähnend sagte er: »Gott, bin ich müde! Ich werde zu alt für so was!«
    Stragen rollte einen vergilbten Satz Pläne auf. »Ich bin immer noch der Meinung, daß die Antwort hier zu finden ist! Statt Türen zu öffnen und in Schreibpulten herumzustöbern, sollten wir die Abmessungen mit diesen Plänen vergleichen!«
    »Du glaubst also immer noch, daß es dort Geheimgänge und verborgene Räume gibt, Stragen?« Wieder gähnte Caalador. »Das

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