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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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her anzugreifen. Sie versprachen Unterstützung, doch als die Cyrgai zum Gegenangriff ansetzten und die Delphae überrannten, konnten die Styriker sich nicht mehr an ihre Versprechen erinnern. Die Delphae wurden fast ausgerottet. Seither fühlen die Styriker sich ziemlich unbehaglich und suchen nach immer neuen Ausreden, um diesen hinterhältigen Vertrauensbruch vor sich selbst zu rechtfertigen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß die Styriker nirgendwo sehr beliebt sind und ihr Verrat die Ursache mancher bigotter Auswüchse ist. Verständlicherweise mögen Styriker diese Literatur nicht.« Er blickte sinnend über die öde Wüste. »Eine der unschönen Eigenschaften menschlichen Wesens ist die Neigung Menschen zu hassen, die man schlecht behandelt hat. Das ist viel einfacher, als sich seine Schuld einzugestehen. Wenn wir uns einreden können, daß die Menschen, die wir verraten oder versklavt haben, von vornherein nichtmenschliche Ungeheuer waren, ist unsere Schuld bei weitem nicht so schrecklich, wie wir insgeheim doch wissen. Menschen verstehen sich sehr gut darauf, die Schuld auf andere abzuwälzen. Wir möchten schließlich gern eine gute Meinung von uns selbst haben, nicht wahr?«
    »Ich glaube, es gehört mehr dazu, Sephrenia so in Rage zu bringen«, meinte Vanion zweifelnd. »Sie ist viel zu vernünftig, um gleich aufzubrausen, nur weil jemand etwas Unschmeichelhaftes über Styriker sagt. Sie hat mehrere Jahrhunderte in den elenischen Königreichen von Eosien zugebracht, und dort gehen antistyrische Vorurteile weit über literarische Beleidigungen hinaus.« Er seufzte. »Wenn sie wenigstens mit mir darüber reden würde. Ich krieg' einfach nichts aus ihr heraus! Sie ergeht sich lediglich in heftigen Anschuldigungen. Ich verstehe es nicht!«
    Sperber hatte eine ungefähre Ahnung, was geschah. Aphrael hatte angedeutet, daß Sephrenia etwas ungemein Schmerzliches durchstehen müsse, und für Sperber wurde immer offensichtlicher, daß die Delphae die Ursache dieses Schmerzes sein würden. Zudem hatte Aphrael gesagt, Sephrenias Leiden sei eine wesentliche Voraussetzung für die Entfaltung der in ihr schlummernden Anlagen. Itagne, der ja keinen von ihnen gut kannte, mochte da tatsächlich über etwas Bedeutsames gestolpert sein. Sephrenia war styrisch bis in die Fingerspitzen, und eine ethnisch begründete Schuld für eine Untat, die vor Äonen begangen worden war, würde genau die Art von Schmerz erzeugen, von der Aphrael so kummervoll gesprochen hatte. Doch Sephrenia würde nicht als einzige leiden. Vanion hatte gesagt, Sephrenias Probleme seien auch die seinen. Bedauerlicherweise traf das auch auf Sephrenias Schmerz zu.
    Während sie weiter dahinritten, waren Sperbers Gedanken so trostlos wie die Umgebung.

12
    Kring blickte nachdenklich über den Rasen. »Ich war auf der Stelle verrückt nach ihr, Atan Engessa«, gestand er seinem Freund, der ihn wie einen Turm überragte. »Von dem Augenblick an, da ich sie zum erstenmal sah, konnte ich kaum noch an etwas anderes denken.« Die beiden standen im Gebäudeschatten des Innenministeriums.
    »Ihr seid ein Glückspilz, Freund Kring.« Engessas Stimme war tief und sanft. »Bei den wenigsten Menschen ist das Leben mit einer solchen Liebe gesegnet.«
    Kring lächelte ein wenig schief. »Ich bin sicher, mein Leben wäre ohne sie viel einfacher.«
    »Bedauert Ihr es?«
    »Nicht einen Augenblick! Ich war der festen Überzeugung, ich hätte ein erfülltes Leben. Schließlich war ich der Domi meines Volkes. Ich war sicher, meine Mutter würde eine passende Frau für mich finden, wenn die Zeit dafür gekommen war – so, wie es bei uns Sitte ist. Ich hätte geheiratet und Söhne gezeugt. Damit wäre ich meinen Verpflichtungen nachgekommen. Doch dann sah ich Mirtai und erkannte, wie leer mein Leben gewesen war.« Er fuhr sich über den barbierten Kopf. »Ich fürchte, mein Volk wird große Schwierigkeiten mit ihr haben. Wäre ich nicht der Domi, wäre die ganze Sache kein allzu großes Problem.«
    »Wärt Ihr nicht der Domi, hätte Mirtai Euren Antrag vielleicht nicht angenommen, Freund Kring. Sie ist eine stolze Frau. Es war ihre Bestimmung, die Gemahlin eines Herrschers zu werden.«
    »Ich weiß. Ich hätte auch nie gewagt, mich ihr zu nähern, wenn ich nicht Domi wäre. Aber es wird Probleme geben, das weiß ich jetzt schon. Mirtai ist eine Fremde und ganz und gar nicht wie die Frauen der Peloi. Rang und Ansehen sind für unsere Frauen sehr wichtig, und Mirtai ist von

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