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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die von Alean hergestellte Kopfbedeckung aus Leinen tief in die Stirn und trat zu ihrer Kammerzofe an das zerbrochene Fenster. Die einem Nonnenschleier nachempfundene Kopfbedeckung war Aleans Idee gewesen. Sie lag dicht an und bedeckte auch den Hals und die Unterseite des Kinns. Auch wenn sie nicht gerade bequem war, verbarg sie doch die Verwüstung, die Kragers Messer mit Ehlanas Haar angerichtet hatte. Die Königin bückte sich, um durch die dreieckige Öffnung schauen zu können, die aus der Scheibe gebrochen war.
    Zalastas Gesicht war schmerzverzerrt, und seine Augen wirkten wie tot. Scarpa kam mit diensteifriger Miene herbeigeeilt.
»Und?« fragte er.
»Geh weg, Scarpa!«
    »Ich wollte doch nur sehen, ob es dir gut geht, Vater«, erwiderte Scarpa verschlagen. Er hatte sich stümperhaft eine Krone aus einer Eßschüssel gefertigt, die aus gehämmertem Gold bestand. Zweifellos ahnte er nicht, wie lächerlich er mit diesem Putz auf seinem kahlgeschorenen Schädel aussah. »Laß mich in Ruhe! Geh mir aus den Augen!«
    »Ist sie tot?« Scarpa achtete nicht auf die schreckliche Drohung im Tonfall seines Vaters.
    Zalastas Gesicht schien zu erstarren. »Ja«, antwortete er tonlos. »Ich habe ihr meinen Dolch geradewegs ins Herz gestoßen. Aber ich weiß nicht, ob ich mit dieser Untat noch leben kann. Bitte, bleib, Scarpa! Immerhin war es deine Idee. Es war ein so großartiger Einfall, daß ich dich vielleicht dafür belohnen möchte.«
    Scarpa wich zurück. Der Wahnsinn in seinen Augen wich nackter Angst.
    Zalasta brüllte zwei styrische Worte und streckte die Rechte aus. Die Finger krümmten sich wie Haken. Scarpa preßte die Hände auf den Leib und schrie markerschütternd. Seine behelfsmäßige Krone fiel mit dumpfem Laut zu Boden, während Zalasta ihn unerbittlich zurückzerrte.
    »Du bist allzu leicht zu durchschauen, Scarpa«, knirschte Zalasta, dessen Gesicht nur wenige Zoll von dem seines Sohnes entfernt war. »Aber dein Plan hatte einen kleinen Fehler. Es ist durchaus möglich, daß ich mich töte für das, was ich Sephrenia angetan habe. Aber zuerst töte ich dich – auf so schreckliche Weise, wie ich nur kann. Ich habe dich nie gemocht, Scarpa. Ich empfand nur eine gewisse Verantwortung für dich – aber das ist ein Wort, das du ohnehin nicht verstehen würdest.« Seine Augen funkelten plötzlich. »Dein Wahnsinn muß ansteckend sein, mein Sohn. Ich spüre, wie auch ich den Verstand verliere. Du hast mich überredet, Sephrenia umzubringen. Dabei habe ich sie viel mehr geliebt, als ich dich je lieben könnte.« Er entkrampfte die Finger. »Lauf, Scarpa! Heb deine wertlose Spielzeugkrone auf und lauf. Ich werde dich überall finden, wenn ich beschlossen habe, dich zu töten.«
    Scarpa floh, doch Ehlana sah es nicht. Tränen verschleierten ihr den Blick. Mit einem leiderfüllten Wimmern wandte sie sich vom Fenster ab.

15
    Es schneite in Sarna, als Sperber am nächsten Morgen erwachte. Dichte, schwere Flocken wirbelten und tanzten im Wind, der aus den Bergen Atans herbeipfiff. Sperber blickte verärgert durchs Fenster seiner Kasernenunterkunft; dann zog er sich an und machte sich auf den Weg, nach den anderen zu schauen.
    Mit einem Stoß Papieren auf dem Schoß saß Itagne neben dem Ofen in der Kriegskammer. »Gibt's etwas Wichtiges?« Sperber blickte beim Eintreten auf die Unterlagen.
    »Wohl kaum.« Itagne schnitt eine Grimasse und legte die Papiere auf den Tisch. »Im vergangenen Frühjahr beging ich einen schlimmen Fehler, ehe Oscagne mich aus meinem friedlichen Leben riß und nach Cynestra schickte. Ich hielt auf der Universität einen Vortrag über Außenpolitik, und mir entglitten unbedacht die schrecklichen Worte: ›Schreibt eine Arbeit darüber.‹. Jetzt habe ich eine ganze Wagenladung dieser geistigen Ergüsse, durch die ich mich hindurchackern muß.« Er schüttelte sich. »Schlimm?«
    »Unbeschreiblich. Studenten der unteren Semester sollte man verbieten, einen Federkiel auch bloß in die Hand zu nehmen. Bis jetzt habe ich fünfzehn nur leicht unterschiedliche Versionen meiner Rede zu Gesicht bekommen – allesamt in diesem gräßlichen Stil von Möchtegern-Gelehrten zusammengestoppelt, den man als Zeitgeist bezeichnet.« »Wo ist Vanion?«
    »Er schaut nach seinen Verwundeten. Habt Ihr Aphrael heute schon gesehen?« Sperber schüttelte den Kopf. »Sie kann überall sein!« »Hat sie Euch tatsächlich von Dirgis hierher geflogen?«
    »O ja. Und zuvor von Beresa nach Dirgis. Es ist ein

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