Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Arjuner zu trauen, stimmt immer noch.«
»Tut einfach, was man Euch sagt, Parok!« schnaubte Milanis. »Langweilt mich nicht mit Euren ermüdenden Protesten und rassischen Verunglimpfungen. Der Bericht Seiner Majestät an den Botschafter ist bereits geschrieben. Und ich glaube, nun gibt es auch einen guten Grund, ihn zu überbringen.«
Ein Lakai trat mit einem Tablett ein, auf dem eine Karaffe und Weingläser standen. Als die Tür geöffnet wurde, nutzte Ulath die Gelegenheit, aus dem Gemach zu schleichen. Es würde eine Weile dauern, bis er Tynian und Bhlokw gefunden hatte, und dann mußten sie sofort eine ausführliche Nachricht an Aphrael verfassen. Nachdem Ulath sich aus dem Haus geschlichen hatte, klatschte er triumphierend in die Hände und tat mit einem Begeisterungsschrei einen Luftsprung. Dann riß er sich zusammen und machte sich daran, seine Gefährten zu suchen.
Ritter Heldin in seiner schwarzen Panzerrüstung kehrte zu Patriarch Bergsten an der Spitze der Kolonne zurück.
»Hattet Ihr Glück?« fragte Bergsten.
Heldin schüttelte den Kopf. »Ritter Tynian hätte nicht sorgfältiger sein können«, polterte er mit seiner Baßstimme. »Da war kein einziger Pandioner, den er sich nicht persönlich vornahm. Ich glaube, er hat jeden rekrutiert, der styrische Worte auch nur aussprechen kann.« »Ihr kennt doch die Zaubersprüche!«
»Das schon, aber Aphrael kann mich nicht hören. Meine Stimme ist zu tief für ihre Ohren.«
»Das läßt einige sehr interessante theologische Schlußfolgerungen zu«, murmelte Bergsten nachdenklich.
»Könnten wir zu einem anderen Zeitpunkt darauf zurückkommen, Eminenz? Wir müssen jetzt unbedingt eine Möglichkeit finden, Sperber und Vanion über das Geschehnis in Zemoch zu informieren. Der Krieg könnte längst beendet sein, bis Botschafter Fontans Boten sie erreichen.« »Sprecht mit den anderen Orden, Heldin«, riet Bergsten.
»Das dürfte wohl keinen Sinn haben, Eminenz. Jeder Orden wirkt durch den persönlichen Gott des Styrikers, der seine Ritter in die Geheimnisse einwies. Wir müssen Aphrael Bescheid geben. Sie ist direkt mit Sperber verbunden.«
»Heldin, Ihr habt Euch während Eures Noviziats zu sehr mit Waffenübungen beschäftigt. Theologie hat einen Zweck.«
»Jawohl, Eminenz.« Heldin rollte seufzend die Augen himmelwärts und wappnete sich gegen eine Predigt.
»Laßt das!« rügte Bergsten. »Ich spreche nicht von elenischer Theologie, sondern vom Irrglauben der Styriker. Wie viele styrische Götter gibt es?«
»Tausend, Eminenz!« antwortete Heldin, ohne lange überlegen zu müssen. »Sephrenia hat das immer wieder betont.«
»Existieren diese tausend Jüngeren Götter unabhängig voneinander?«
»Soviel ich weiß, sind sie miteinander verwandt – wie eine große Familie.«
»Erstaunlich. Ihr habt wahrhaftig zugehört, wenn Sephrenia Euch unterrichtete. Ihr Pandioner betet Aphrael an, nicht wahr?«
»Anbeten ist ein irreführender Begriff, Eminenz.«
»Ich habe so allerlei Geschichten über Aphrael gehört, Heldin.« Bergsten lächelte. »Sie hat ihre eigene Agende und versucht, die gesamte Menschheit für sich zu gewinnen. Ich bin Angehöriger des genidianischen Ordens.« Er machte eine Pause. »Ich war es«, verbesserte er sich. »Wir rufen Hankaan, die Cyriniker Romalic, und die Alzioner Setras. Könnt Ihr Euch vorstellen, daß diese styrischen Götter sich in ihrem dunstigen Himmel irgendwo über den Wolken hin und wieder miteinander unterhalten?«
»Ich bitte Euch, hört auf! Das ist ja die reinste Haarspalterei, Bergsten. Ich habe etwas übersehen, das ist alles. Ich bin nicht dumm.«
»Das habe ich auch niemals behauptet, alter Junge.« Bergsten lächelte. »Ihr habt lediglich ein wenig spirituelle Anleitung gebraucht. Und vor allem dafür ist unsere Heilige Mutter nun einmal da. Kommt mit Euren spirituellen Problemen zu mir, mein Sohn. Ich werde Euch behutsam führen – und wenn das nicht genügt, nehme ich meine Axt und treib' Euch an.«
»Ich sehe schon, daß Eure Eminenz die Ansichten der Kirche mit Worten und Waffen vertritt«, entgegnete Heldin säuerlich.
»Das ist mein spirituelles Problem, mein Sohn, nicht Eures. Geht jetzt und sucht einen Alzioner. Aphrael und Setras sollen einander besonders nahestehen. Ich glaube, wir können uns darauf verlassen, daß Setras seiner diebischen kleinen Base alles ausrichten wird.« »Eminenz!« entrüstete sich Heldin.
»Die Kirche hat seit Jahrhunderten ihr Auge auf Aphrael. Wir wissen
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