Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Unterfangen werden. Krings Taktiken sind zwar einwandfrei aufgegangen, aber sobald wir nahe an Cyrga herankommen …« Er spreizte hilflos die Hände.
»Uns wird schon etwas einfallen«, meinte Ulath. »Gibt es sonst noch was?« »Es hängt sozusagen noch einiges in der Luft, Ritter Tynian«, antwortete Itagne. »Durch die Lügengeschichten, die Stragen und Caalador sich in Beresa ausdenken, wird der Großteil der cynesganischen Reiterei von der Ostgrenze abgezogen. Die eine Hälfte begibt sich südwärts zur Küste in der Gegend von Kaftal, die andere nordwärts zu einer kleinen Ortschaft namens Zhubay. Caalador hat Stragens angebliche Flotte dort oben an der Südküste durch eine vorgetäuschte Heerschar schwerbewaffneter Ataner verstärkt. Diese beiden Gerüchte haben die gesamte cynesganische Armee in zwei Hälften geteilt, die nun eifrig Trugbildern nachjagen.« »Habt Ihr gesagt, daß die eine Hälfte gen Norden zieht?« fragte Tynian betont arglos.
»Nach Zhubay, ja. Weil sie aus irgendeinem Grund vermuten, daß die Ataner sich dort sammeln.«
»Erstaunlich!« sagte Ulath mit unbewegtem Gesicht. »Zufällig waren Tynian und ich in ungefähr dieser Richtung unterwegs. Meint Ihr, es würde die Cynesganer sehr enttäuschen, wenn sie statt auf Ataner auf Trolle stießen?«
»Ihr könntet Euch ja auch dort hinaufbegeben und sie fragen, nehme ich an«, antwortete Itagne mit ebenfalls betont ausdrucksloser Miene. Sie alle wußten, was sich in Zhubay tun würde.
»Versichert ihnen, daß wir uns dafür entschuldigen möchten, Ulath-Ritter«, sagte Betuana mit einem traurigen kleinen Lächeln.
»Oh, das werden wir, Majestät«, versicherte Ulath ihr. »Falls wir noch welche in einem Stück finden, nachdem sie mit den Trollen herumgetollt haben.«
»Verschwindet!« brüllte Kalten und galoppierte auf die hundeähnlichen Geschöpfe zu, die sich um irgend etwas auf dem Wüstenboden geschart hatten. Die Tiere rannten mit einem lauten Heulen davon, das sich wie höhnisches Gelächter anhörte. »Sind das Hunde?« fragte Talen voller Ekel. »Nein«, antwortete Mirtai knapp. »Hyänen.«
Kalten kam zurückgeritten. »Es ist ein Mann«, erklärte er düster, »oder vielmehr, was von ihm übrig ist.«
»Wir müssen ihn begraben«, sagte Bevier.
»Die Biester würden ihn bloß wieder ausscharren«, wehrte Sperber ab. »Außerdem«, fügte er hinzu, »wenn du sie alle begraben wolltest, hättest du hier mehrere Lebzeiten zu tun.« Er deutete auf die mit Gebeinen übersäte Ebene, die sich zu der niedrigen Kette schwarzer Berge im Westen erstreckte. Dann blickte er Xanetia an. »Es war ein Fehler, Euch mitzunehmen, Anarae«, entschuldigte er sich. »Es könnte noch schlimmer werden.« »Das ist nicht unerwartet, Anakha«, erwiderte sie.
Kalten blickte zu dem Schwarm Aasgeier hinauf, die hoch über ihnen kreisten. »Gräßliche Vögel!« murmelte er.
Sperber richtete sich in den Steigbügeln auf, um nach vorn zu spähen. »Wir haben noch etwa zwei Stunden, ehe die Sonne untergeht. Aber vielleicht sollten wir uns schon jetzt ein oder zwei Meilen zurückziehen und unser Lager heute früher aufschlagen. Wir müssen eine Nacht da draußen zubringen. Zwei Nächte wären entschieden zuviel.«
»Außerdem brauchen wir diese Säulen als Orientierungshilfen«, fügte Talen hinzu, »und bei Sonnenaufgang leuchten sie stärker.«
»Sofern dieses Leuchten, dem wir gefolgt sind, tatsächlich von diesen Säulen ausgeht«, warf Kalten zweifelnd ein.
»Es hat uns hierher gebracht, oder? Das hier muß die Ebene der Gebeine sein, meint Ihr nicht? Ich gebe ja zu, daß ich anfangs ebenfalls meine Zweifel hatte. Ogerajin redete so wirres Zeug, daß ich überzeugt war, er würde zumindest einige Hinweise durcheinanderbringen, aber bis jetzt hat er uns noch nicht in die Irre geführt.«
»Wir haben die Stadt noch nicht gesehen, Talen«, erinnerte Kalten ihn. »Ich würde also abwarten, bevor ich ein Dankschreiben verfaßte!«
»Ich habe mehr Geld, als ich je ausgeben kann, Orden«, erklärte Krager, der sich in mitteilsamer Stimmung befand. Er blickte durchs Fenster auf die Häuser und den Hafen von Delo. Dann trank er einen weiteren Schluck Wein.
»Das würde ich an Eurer Stelle für mich behalten, Krager«, riet ihm der füllige Orden, »erst recht hier im Hafenviertel.«
»Ich habe mir einige Leibwächter angeworben, Orden. Könnt Ihr Euch umhören, ob im Laufe der Woche ein schnelles Schiff nach Zenga in Cammorien ausläuft?«
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