Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Mann, Idiot!«
»Ich habe diesen Burschen befohlen, nach Norden zu marschieren, um sich meinen Armeen anzuschließen.« Scarpa zuckte die Schultern. »Sie haben mir Lügen aufgetischt, um ihre Feigheit zu vertuschen. Sie müssen bestraft werden. Ich verlange Gehorsam!«
»Ihr werdet sofort aufhören, Eure eigenen Soldaten niederzumetzeln! Befehlt Euren Schlächtern, von den Männern abzulassen!«
»Das ist völlig unmöglich, Cyzada. Ein kaiserlicher Befehl kann nicht zurückgenommen werden! Ich habe befohlen, daß jeder Deserteur aus Panem-Dea zu Tode gefoltert wird. Ich kann mich nicht über mein Gesetz stellen.«
»Ihr Wahnsinniger! Ihr werdet schon morgen keinen einzigen Soldaten mehr übrig haben! Sie werden alle desertieren!«
»Dann rekrutiere ich neue und lasse sämtliche Deserteure einfangen. Meine Befehle müssen ausgeführt werden!«
Cyzada von Esos unterdrückte seine Wut mit größter Mühe. Krager sah, wie die Lippen des Styrikers sich bewegten und wie seine Finger komplizierte Muster in die Luft zeichneten. »Verschwinden wir rasch, Cabah!« drängte er. »Das geht nicht. Der Irre hat uns befohlen, zuzuschauen!«
»Du willst doch bestimmt nicht sehen, was als nächstes passiert«, entgegnete Krager. »Cyzada führt eine Beschwörung durch. Eine zemochische, vermutlich. Er ruft einen Dämon herbei, der unseren ›Kaiser‹ die wahre Bedeutung des Wortes Gehorsam lehrt.«
»Das darf er nicht. Zalasta hat seinem Sohn den Befehl hier übertragen.«
»Nein, Cyzada hat das Kommando. Ich habe persönlich gehört, wie Zalasta diesem Styriker sagte, daß er Scarpa in dem Augenblick töten soll, sobald der sich wieder von seiner schwachsinnigen Seite zeigt und verrückte Befehle und Anordnungen erteilt. Es könnte natürlich sein, daß Cyzada etwas anderes vorhat – doch was auch immer es sein mag, angenehm wird es bestimmt nicht. Ich weiß nicht, was du jetzt tun wirst, mein Freund, aber ich suche mir ein gutes Versteck. Ich habe früher schon jene Sorte von Kreaturen gesehen, die Azash unterstanden, und ich möchte mir diesen Anblick ersparen. Erst recht heute, da ich mich gar nicht wohl fühle.« »Wir bekommen gewaltige Schwierigkeiten, Krager!«
»Nicht, wenn der Dämon, den Cyzada jetzt ruft, Scarpa bei lebendigem Leibe verschlingt.« Krager atmete tief durch. »Es liegt bei dir, Cabah. Bleib, wenn du möchtest, aber ich habe von Natayos mehr als genug gesehen.« »Du willst desertieren?« hauchte Cabah entsetzt.
»Die Lage hat sich geändert. Wenn Sperber sich mit den Delphae verbündet hat, möchte ich so weit wie möglich von hier weg sein, ehe sie leuchtend aus dem Dschungel kommen. Weißt du, ich habe plötzlich Heimweh nach Eosien. Komm mit oder bleib, Cabah. Ich jedenfalls verschwinde – sofort!«
25
Zalastas Gesicht war seltsam verändert, als Ekatas die Tür zu der kleinen, moderigen Zelle im Obergeschoß des Turmes aufschloß und öffnete. Der Zweifel und die Reue, die sein Antlitz geprägt hatten, als er Ehlana und Alean nach Cyrga brachte, waren einem Ausdruck der Selbstbeherrschung und der inneren Ruhe gewichen. Mit einem einzigen kurzen Blick erfaßte er alle Einzelheiten des gräßlichen Verlieses. Ehlana und Alean waren an die Wand gekettet und saßen auf verfaulenden Strohhaufen, die ihnen als Liegestätten dienen sollten. Primitive Tonschalen mit kaltem Haferschleim standen unberührt auf dem Boden. »So geht das nicht, Ekatas«, sagte Zalasta mit abweisender Stimme.
»Es ist nicht Eure Angelegenheit«, entgegnete der Hohepriester. »Hier in Cyrga werden Gefangene sicher verwahrt.« Wie immer, wenn Ekatas zu Zalasta sprach, schwang Hohn in seiner Stimme mit.
»Nicht diese Gefangenen.« Zalasta trat in die Zelle, packte die Ketten, welche die beiden Frauen an die Wand banden, und zermalmte sie ohne sichtliche Regung zu rostigem Staub. »Die Lage hier hat sich geändert, Ekatas!« sagte er hart und half Ehlana auf die Füße. »Befehlt, diesen Saustall auszuräumen!«
Ekatas richtete sich auf. »Ich lasse mich von Styrikern nicht herumkommandieren. Ich bin der Hohepriester Cyrgons!«
»Ich bedauere dies außerordentlich, Majestät«, entschuldigte sich Zalasta bei Ehlana. »Vergangene Woche war ich zu sehr anderweitig beschäftigt. Offenbar habe ich den Cyrgai meine Wünsche nicht deutlich genug klar gemacht. Bitte, entschuldigt mich einen Moment, dann werde ich diesen Unterlassungsfehler bereinigen« Er wandte sich wieder Ekatas zu. »Ich habe Euch einen Befehl
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