Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Talen. »Danach riecht es nicht.«
»Du kannst dich ein andermal umsehen«, rügte Aphrael Kalten. »Wir haben jetzt wichtigeres zu tun.«
»Wie kommen die anderen zurecht?« fragte Sperber die Kindgöttin.
»Bergsten hat Cynestra eingenommen und zieht jetzt mit den Ordensrittern weiter südwärts. Ulath und Tynian brachten die Trolle nach Zhubay, wo diese gut die Hälfte der cynesganischen Reiterei gefressen haben. Betuana und Engessa marschieren mit den Atanern nach Südwesten. Vanion und Sephrenia täuschen in der Wüste mit falschen Spuren vor, daß Ihr bei ihnen seid. Und westlich von Sarna lassen sich Kring und Tikume von Cyrgai, cynesganischer Reiterei und Klæls Monstersoldaten in der Wüste herumjagen. Ich glaube übrigens nicht, daß diese Gelbblütigen noch lange eine Bedrohung sein werden. Khalad hat sich etwas ausgedacht, sie unschädlich zu machen.« »Er ganz alleine?« Talen staunte.
»Klæl hielt sich für besonders schlau. Er hat Höhlen entdeckt, in denen seine Soldaten atmen können und in denen sie sich versteckt hielten, bis sie uns angriffen. Khalad kam auf den Einfall, in den Höhlen Feuer zu legen. Es macht allerdings sehr viel Lärm.« »Das ist mein Bruder!« sagte Talen stolz.
»Ja«, tadelte die Kindgöttin. »Er denkt sich bei jeder Gelegenheit neue Scheußlichkeiten aus. Aber weiter. Stragen und Caalador konnten diesen Daziter in Beresa davon überzeugen, daß sich eine mächtige Invasionsflotte der Südküste nähert …«
Sie unterbrach sich. »Du weißt das alles doch bereits, Sperber. Weshalb läßt du mich meine Zeit vergeuden, indem ich es noch einmal aufzähle?«
»Es verläuft also alles nach Plan?« vergewisserte er sich. »Keine Rückschläge? Keine neuen, unangenehmen Überraschungen?«
»Nicht für uns! Cyrgon hat da allerdings weniger Glück. Die Delphae haben Scarpas Armee fast völlig aufgerieben. Ich habe einige meiner Familienmitglieder eingespannt, uns zu helfen. Sie ziehen Zeit und Entfernung zusammen. Sobald Ehlana in Sicherheit ist, gebe ich das Zeichen. Dann werden ganze Heerscharen an Cyrgas Tor hämmern.«
»Konntest du den anderen von Khalads Erfindung berichten?« fragte Talen. »Das hat mein Vetter Setras für mich übernommen. Setras ist manchmal zwar ein bißchen begriffsstutzig, aber ich habe es ihm mehrmals genau erklärt. Ich glaube nicht, daß er zuviel durcheinanderbringt. Alles ist bereit. Die anderen warten nur noch auf ein Wort von uns, um loszuschlagen. Also, kommen wir zur Sache. Hatte jemand bereits Gelegenheit, sich hier ein wenig umzusehen?«
»Ich habe einen Streifzug durch die äußere Stadt gemacht, Göttin Aphrael«, antwortete Xanetia. »Anakha hielt es nicht für angebracht, mich mit den anderen im Sklavenpferch einsperren zu lassen.«
Die Kindgöttin reichte Talen einen großen Bogen steifes, knisterndes Pergament und einen Bleistift. »Da«, forderte sie ihn auf. »Verdiene dir deinen Unterhalt.«
»Woher hast du das genommen?« fragte er neugierig.
»Ich hatte es in einer meiner Taschen.«
»Du hast überhaupt keine Taschen, Flöte!«
Sie bedachte ihn mit einem ihrer übertrieben nachsichtigen Blicke.
»Oh!« murmelte er. »Irgendwie vergesse ich das ständig. Also gut, Anarae, beschreibt mir die Stadt, dann zeichne ich sie.«
Die auf diese Art entstehende Skizze war ziemlich detailliert und gab alles wieder, das Xanetia von der Stadt hatte sehen können. »In die innere Stadt konnte ich leider keinen Einblick nehmen«, sagte sie schließlich. »Das Tor ist stets verschlossen, da die Cyrgai sich zu erhaben über ihre cynesganischen Untergebenen dünken und zu den Sklaven, von deren Arbeit sie leben, Abstand wahren.«
»Das müßte für unser Vorhaben einstweilen genügen.« Flöte schürzte die Lippen und betrachtete Talens Zeichnung. »Bevier, du bist der Fachmann, wenn es um Befestigungen geht. Wo ist die Schwachstelle?«
Bevier beschäftigte sich mehrere Minuten mit der Skizze. »Habt Ihr irgendwelche Brunnen gesehen, Anarae?« fragte er Xanetia.
»Nein, Herr Ritter.«
»Es gibt einen See unmittelbar vor dem Außentor, Bevier«, erinnerte Kalten ihn. »Im Fall einer Belagerung würde ihnen das wenig nützen«, erwiderte Bevier. »Es muß irgendwo innerhalb der Mauern Wasser geben, entweder eine Quelle oder eine Zisterne. Eine Belagerung endet sehr rasch, wenn den Verteidigern das Wasser ausgeht.«
»Wieso glaubt Ihr, Bevier, daß diese Stadt unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Belagerung erbaut wurde?« warf
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