Tango der Liebe
befürchtet, dass der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, niemals mit ihr ins Bett gehen wollte. Doch plötzlich ergab alles einen Sinn. Trotz all der Gerüchte über seine unzähligen Affären bewies er ihr gegenüber eine bewundernswerte Zurückhaltung, weil sie ihm mehr bedeutete als all die anderen. Er wollte sie zu seiner Ehefrau. Er liebte sie.
„Ja!“, rief sie eifrig und schlang ihm die Arme um den Nacken. „Oh ja!“ Er war selbst verblüfft über den unverhofften Antrag. Eigentlich hatte er geplant, sie bei einem romantischen Dinner zu umgarnen und ihr den Ring in seiner Tasche an den Finger zu stecken. Doch an diesem Abend sah sie dermaßen sexy und begehrenswert aus, dass er unverzüglich handeln musste. Und nun war die Mission erfüllt. Dass Eifersucht auf einen möglichen Rivalen sein überstürztes Handeln ausgelöst haben könnte, das wollte er sich partout nicht eingestehen.
Tom kam aus dem Salon und fragte verwundert: „Was geht denn hier vor?“
Antonio blickte ihm unverwandt ins Gesicht und straffte die breiten Schultern. „Ich habe Emily gerade gebeten, mich zu heiraten, und sie hat eingewilligt. Aber wir möchten gern deinen Segen.“
„Ist das wahr?“ Tom musterte sie forschend. „Ist er denn der Richtige für dich?“
„Oh ja!“, erwiderte Emily glückstrahlend.
„Dann sollt ihr meinen Segen haben.“ Er wandte sich wieder an Antonio. „Aber du bist wesentlich älter und erfahrener als meine kleine Schwester, und wenn du ihr in irgendeiner Weise wehtust, bekommst du es mit mir zu tun.“
Es bestand kein Zweifel daran, dass die Warnung eine Anspielung auf den zweifelhaften Ruf als Frauenheld bedeutete. „Ich werde sie mit meinem Leben beschützen.“
„Bei ihrem waghalsigen Beruf und ihrer leichtsinnigen Ader beneide ich dich nicht darum“, scherzte Tom. „Also wirklich!“ Emily stöhnte. „Du vertreibst ihn noch, bevor ich den Ring am Finger habe.“
Ernst versicherte Antonio ihr: „Ich lasse mich niemals vertreiben, und als dein Ehemann werde ich dich und deine Karriere in jeder erdenklichen Hinsicht unterstützen.“
Tom grinste. „Jetzt hör schon auf, ihr schönzutun! Komm lieber mit und lern den Rest der Familie kennen. Wir feiern eure Verlobung gleich mit, und du bekommst einen Vorgeschmack darauf, auf was du dich mit uns einlässt, mein Freund.“
Antonio wusste genau, worauf er sich einließ. Schließlich hatte er gründliche Recherchen über die ganze Familie angestellt. Aber davon ließ er sich nichts anmerken, während die Anwesenden sich vorstellten. Tom und Helen kannte er ja bereits, ebenso wie Lisa und James Browning, die von ihren beiden erwachsenen Kindern nebst Ehepartnern begleitet wurden. Jane, eine verwitwete jüngere Schwester von Sara Fairfax, war mit ihren etwa zwanzigjährigen Zwillingssöhnen erschienen. Und dann war da natürlich das Geburtstagskind: Sir Clive Deveral, gekleidet wie ein Paradiesvogel in himmelblauem Samtsmoking, gelbem Rüschenhemd und knallbunter Weste.
Antonio war es ein wenig unangenehm, sämtlichen Personen aus dem Bericht seines Privatdetektivs persönlich zu begegnen. Zu seinem Erstaunen verspürte er eine unliebsame Regung, die sich verdächtig wie ein schlechtes Gewissen anfühlte.
Im Laufe des Dinners wurde es ihm immer unmöglicher, diese Leute nicht zu mögen, die ihn ausnahmslos mit offenen Armen in den Schoß der Familie aufnahmen und zu der Verlobung beglückwünschten. Das Tischgespräch war lebhaft, geistreich und mit vielen spaßigen Anekdoten aus früheren Festen gespickt.
Zum ersten Mal seit Jahren ging ihm durch den Kopf, ob womöglich doch etwas für eine große, innige Familie sprach.
„Nun, was hältst du von ihnen?“, erkundige sich Emily, als sie ihn um ein Uhr morgens Arm in Arm zur Haustür begleitete.
„Ich denke, dass sich dein Onkel Clive ganz bewusst so haarsträubend gibt und in Wirklichkeit ein großartiger Typ ist und dass alle anderen genauso entzückend sind wie du“, murmelte Antonio, und dabei zog er eine kleine Samtschachtel aus der Tasche. „Eigentlich wollte ich es ja bei einem romantischen Dinner zu zweit tun.“ Mit einem Lächeln öffnete er den Deckel. „Aber die Ereignisse haben sich irgendwie überstürzt.“ Er nahm ihre Hand, führte sie an die Lippen und küsste die Innenfläche, bevor er ihr einen prachtvollen Ring mit Saphiren und Diamanten an den Finger steckte.
Vor lauter Verwunderung und Glück brachte Emily zunächst kein Wort heraus. Mit
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