Tango der Liebe
völlig aus ihren Augen, was verriet, dass sie es gar nicht verstand. „Ich habe nicht gewusst, dass du Formel-1-Fan bist, aber ich hätte es mir wohl denken sollen. Das ist eben eine Veranstaltung für echte Männer. Na ja, es wird eine neue Erfahrung für mich sein.“ Sie seufzte und verzog die Lippen zu einem betörenden Lächeln. „Zumindest habe ich dich bis Sonntag für mich allein.“
Dass sie sich so einsichtig gab, erstaunte Antonio. Darüber hinaus plagten ihn befremdliche Schuldgefühle. Einen flüchtigen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, dem Kapitän aufzutragen, unverzüglich loszusegeln.
Doch so außerordentlich attraktiv und sinnlich Emily auch sein mochte, er änderte seine Pläne für niemanden. Sein Leben war haargenau so organisiert, wie es ihm gefiel, und er erwartete, dass sie sich ihm anpasste. Daher entgegnete er nüchtern: „Nicht wirklich. Es ist seit Jahren Tradition, dass ich gleichgesinnte Freunde über das Rennwochenende auf die Jacht einlade, und sie bleiben für gewöhnlich bis Montag.“
Einen langen Moment starrte sie ihren frischgebackenen Ehemann stumm an. Oberflächlich betrachtet wirkte er völlig unbesorgt, doch sie sah einen Anflug von Unsicherheit in seinen Augen und unterdrückte ein Lächeln. Er war es gewohnt zu tun, was immer ihm beliebte, ohne Rücksicht auf eine andere Person zu nehmen. Glaubte man den Gerüchten, überschlugen sich die Frauen in seinem Leben geradezu, um ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Aber offensichtlich musste er noch viel lernen, was die Ehe anging. „Habe ich das richtig verstanden? Du hast Gäste zu unserer Hochzeitsreise eingeladen, mit denen du dir ein Autorennen ansehen willst?“
„Ja.“
„Originelle Flitterwochen.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. „Aber ich bin sehr für Tradition. Also warum nicht? Ich freue mich darauf, einige deiner Freunde kennenzulernen. Bisher bin ich nur Geschäftspartnern begegnet – und natürlich Miguel. Er hat einen ausgezeichneten Trauzeugen abgegeben. Wo steckt er eigentlich?“
„Er ist mit dem Motorboot an Land gefahren.“ Antonio mied ihren Blick. „Um die Gäste zu holen.“
Emily spürte seine Verlegenheit, und obgleich es ihr nicht sonderlich zusagte, das Wochenende mit Fremden zu verbringen, lächelte sie ihn aufmunternd an. „Guck nicht so ernst! Es ist schon okay. Wir kennen uns doch erst ein paar Monate und haben unser ganzes Leben Zeit, um auf dieselbe Wellenlänge zu kommen.“ Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Meine Mum hat mir erzählt, dass sie und Dad sich auf den ersten Blick ineinander verliebt haben. Sie waren sehr jung und wohnten beide noch bei ihren Eltern. Schon ein halbes Jahr später haben sie geheiratet. Es hat lange gedauert, sich an das Eheleben zu gewöhnen – vor allem da alle beide noch Jungfrau waren. Ich fange zumindest mit einem erfahrenen Liebhaber an, auch wenn du ziemlich naiv bist, was die Planung von Flitterwochen angeht.“
„Ich bin naiv?“ Finster starrte er sie an. Er wusste nicht, ob er sie schütteln oder küssen sollte. Als ein Mann, der sich seiner Selbstbeherrschung rühmte, gefiel ihm gar nicht, welch ambivalente Gefühle sie in ihm weckte. Sie sah aus wie siebzehn mit ihren Shorts, dem kurzen T-Shirt und einer Spange im Haar, und diese jugendliche Erscheinung verstärkte nur noch sein schlechtes Gewissen. „Herrje, Emily, du bist die einzige Naive hier! Du kannst unmöglich den Unsinn glauben, den du da von dir gibst! Deine Mutter mag ja Jungfrau gewesen sein, aber dein Vater war es ganz bestimmt nicht“, erklärte er mit beißendem Zynismus.
Die euphorische Stimmung verflog abrupt. Vor dem eisigen Ausdruck auf seinem attraktiven Gesicht taumelte sie einen Schritt zurück. Noch vor wenigen Stunden ein glutvoller Liebhaber, war er nun wieder der nüchterne distanzierte Fremde wie bei ihrer ersten Begegnung. „Du kanntest meinen Vater?“
„Nein, ich bin ihm nie begegnet. Aber das ist nicht nötig, um zu wissen, was für ein Frauenheld er war.“
„Wenn du ihm nie begegnet bist, kannst du das gar nicht wissen. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass meine Mutter nie gelogen hat.“ Sie liebte ihn, aber sie wollte sich ihm und seinen Ansichten nicht völlig unterwerfen. Es war schon schlimm genug, dass sie ihn in den ersten Tagen ihrer Flitterwochen mit Fremden teilen musste. „Du bist nicht unfehlbar, weißt du, und in diesem Fall irrst du dich.“
Antonio hörte Streitlust in ihrer
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