Tango der Liebe
Stimme, sah Trotz in den funkelnden Augen. Er konnte es kaum fassen, dass seine Ehefrau es wagte, ihm einen Irrtum zu unterstellen. Niemand zweifelte an seinem Wort. „Deine Mutter muss genauso naiv gewesen sein wie du, wenn sie nicht gemerkt hat, dass Charles Fairfax ein gemeiner Weiberheld und dazu ein Snob war. Wahrscheinlich hat er sie nur wegen ihrer aristokratischen Vorfahren geheiratet.“
Ganz spontan holte Emily aus, doch er packte ihr Handgelenk, bevor sie ihm eine Ohrfeige geben konnte. „Du kleine Wildkatze!“ Er drehte ihr den Arm auf den Rücken und riss sie an seinen harten Körper. „Du wagst es, mich zu schlagen, weil ich dir ein paar unangenehme Wahrheiten über deine geheiligte Familie gesagt habe?“
„Zumindest habe ich eine Familie“, konterte sie unbedacht. Sofort bereute sie den Tiefschlag, aber Antonio weckte nicht nur sexuelle Leidenschaft, sondern auch leidenschaftlichen Zorn in ihr, obwohl sie normalerweise eine höchst friedfertige Person war.
Sein Blick wirkte so kalt wie Eis. Abrupt ließ er ihr Handgelenk los und wich zurück. „Und weißt du auch, warum ich keine habe? Wegen dem Lüstling von deinem Vater!“
„Du kanntest ihn gar nicht, und doch lehnst du ihn derart ab.“ „Ablehnen ist zu gelinde ausgedrückt. Ich hasse und verachte den Mann, und zwar aus gutem Grund.“ Verwirrt schüttelte Emily den Kopf. Wie war es nur zu diesem unsinnigen Streit gekommen?
„Ich hatte einmal eine große Schwester. Suki war ein wundervolles, sanftes Mädchen, gerade mal achtzehn und fast noch ein Kind, als sie Charles Fairfax kennenlernte. Er verführte sie und ließ sie schwanger zurück. Fünf Monate später erfuhr sie von seiner Heirat mit deiner Mutter und beging Selbstmord. Anscheinend hatte er mit beiden gleichzeitig ein Verhältnis.“
Sämtliche Farbe wich aus Emilys Gesicht. Sie hörte zum ersten Mal von dieser Suki, aber der Zorn auf seinem Gesicht und der Brustton der Überzeugung in seiner Stimme waren unmissverständlich. Dass er ihren Vater offensichtlich seit über fünfundzwanzig Jahren hasste, war geradezu entsetzlich. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Das kann nicht wahr sein! Mein Vater hätte meine Mutter niemals betrogen.“
„Es stimmt aber“, sagte er tonlos. „Meine Mutter hat sich nie von dem Verlust ihrer Tochter erholt. Ich war damals erst elf, und mir wurde erzählt, Suki sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Erst als meine Mutter im Sterben lag, habe ich die Wahrheit erfahren.“
Betroffen registrierte sie den kummervollen Ausdruck auf seinem Gesicht. „Wann ist deine Mutter denn gestorben?“
„Letzten Dezember. Ist das wichtig?“
Erst vor sechs Monaten …
Kein Wunder, dass er so zornig war! Mit dem Tod seiner Mutter musste der Schmerz über den Verlust seiner Schwester von Neuem hervorgebrochen sein. Diese bedrückende Erkenntnis brachte Emily auf einen beunruhigenden Gedanken: Kurz nach diesem einschneidenden Ereignis war sein Interesse an ‚Fairfax Engineering‘ und dann auch an ihrer eigenen Person erwacht. War das alles nur Zufall?
Kalte Angst beschlich sie. Hilflos musterte sie sein markantes Gesicht und seinen attraktiven Körper. Im Geiste tauchten lebhafte Bilder aus der vergangenen Nacht auf. Sie hatte sich ihm liebevoll hingegeben in der festen Überzeugung, dass auch er sie liebte. Doch nun war alles anders.
Plötzlich war ihr ganzes Weltbild erschüttert. Mit wirren Gedanken wandte sie sich ab und spähte hinüber zum Land, zu dem winzigen Fürstentum. Das spiegelglatte Meer, der wunderschöne Jachthafen, die gepflegten Fassaden wirkten so prachtvoll wie aus einem Bilderbuch, aber die Schönheit war an sie vergeudet. Sie sah sie nicht, sondern musste nachdenken.
Die Sonne lachte noch immer vom Himmel, aber die Wärme schien Emily nicht zu erreichen. Noch am Vortag, als strahlende Braut, war sie sich der Liebe ihres Ehemannes sicher gewesen, doch nun …
Sie dachte zurück an ihre erste Begegnung, die darauf folgenden Ereignisse und Gespräche und den Heiratsantrag. Ihr wurde bewusst, dass er nie von Liebe gesprochen hatte – nicht einmal in der vergangenen Nacht, auf dem Gipfel der Leidenschaft.
Sie erschauerte. Sie war eine intelligente Frau, und plötzlich sah sie die stürmische Romanze und die Märchenhochzeit mit ganz anderen Augen an. Langsam drehte sie sich zu ihrem Ehemann um und musterte sein hartes, ausdrucksloses Gesicht. „Warum hast du mich geheiratet?“
„Die Zeit war einfach
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