Tango der Liebe
innig geliebt. Durch ihren Tod war sein Herz gebrochen und wahrscheinlich der Infarkt eingetreten, an dem er viel zu jung verstorben war.
Mit einem Kopfschütteln stellte Emily das Wasser ab und hüllte sich in ein Handtuch. Sie war von ihrer Mutter wie von ihrem Onkel Clive stets ermuntert worden, das Leben in vollen Zügen zu genießen und keine Zeit an unabänderliche Fehlschläge oder Kümmernisse zu verschwenden. Warum also vergeudete sie auch nur einen einzigen Gedanken an Antonios haarsträubende Behauptung? Woher er überhaupt die wahnwitzige Idee nahm, wusste sie nicht, und es interessierte sie auch nicht.
Fünf Minuten später, gekleidet in legerer Leinenhose und ärmellosem Top, legte sie ihren Koffer auf das Bett und stapelte fein säuberlich die Kleidung hinein, die erst seit wenigen Stunden ausgepackt war.
Sie hörte ein Klopfen an der Tür und ignorierte es. Denn sie war immun gegen alles außer dem Drang, schleunigst zu verschwinden.
„Was zum Teufel fällt dir ein?“ Sie wirbelte herum und sah Antonio mit einem Schlüssel in der Hand hereinstürmen.
„Wie kannst du es wagen, mich auszuschließen?“ Wütend packte er sie bei den Schultern. „Was für ein verdammtes Spiel treibst du da?“
Unerschrocken richtete sie sich auf. „Ich spiele nicht.“ In diesem Moment fühlte sie sich wie ein Eisblock. Sie empfand nichts für ihn. Die Hände auf ihren Schultern, die Nähe seines Körpers übte keinerlei Wirkung auf sie aus, bestärkte höchstens den Entschluss, ihn zu verlassen. „Dein Spiel ist aus. Ich gehe.“
„Nur über meine Leiche.“
„Das wäre mir das Liebste.“
Sein Körper versteifte sich sichtlich. Er ließ die Hände von ihren Schultern sinken. Seine Miene verfinsterte sich.
Emily sah Kummer in seinen Augen und schämte sich einen Moment lang ihrer hasserfüllten Bemerkung. Sie wünschte niemandem den Tod. Aber er brachte sie dazu, ungewollte Dinge zu sagen und zu fühlen.
„Nun, ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass sich dein Wunsch in absehbarer Zeit nicht erfüllen wird – es sei denn, ich erleide einen Unfall. Anscheinend muss ich künftig gut auf dich achtgeben, mein süßes liebendes Weib. Jedenfalls beabsichtige ich keineswegs, dich gehen zu lassen – weder jetzt noch irgendwann sonst.“
„Du hast keine andere Wahl.“ Sie reckte das Kinn vor. „Was mich angeht, ist die Ehe beendet.“
Antonio musterte sie nachdenklich. Ihr Trotz erweckte seine Wut, aber er ließ es sich nicht anmerken. In gewisser Weise konnte er ihren Unmut nachvollziehen, auch wenn es ihm gar nicht gefiel, dass sie ihm den Tod wünschte.
Er zeigte niemals Emotionen, außer vielleicht bei Todesfällen und Geburten. Aber Emily war eine gefühlsbetonte, leidenschaftliche Frau, wie sie ihm in der vergangenen Nacht eindrucksvoll bewiesen hatte.
Und so wird es wieder sein, dachte er zuversichtlich. Sie brauchte nur etwas Zeit, um sich an das Leben an seiner Seite zu gewöhnen. „Man hat immer eine Wahl“, murmelte er sanft. Er legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie fest an sich. „Deine Wahl ist ganz einfach. Du bleibst bei mir, deinem Ehemann. Du verhältst dich höflich und bist die perfekte Gastgeberin. Dafür kannst du weiter deinen Beruf ausüben, bis du schwanger wirst. Wenn ich mich recht erinnere, war das in dem Schwur inbegriffen, den du gestern abgelegt hast.“
„Das war, bevor ich die Wahrheit erfahren habe. Jetzt lass mich los.“
Ihre sonst so leuchtenden Augen wirkten verschleiert, ihr Körper war steif in seinen Armen. Er verspürte den Drang, ihre eisige Fassade zu durchbrechen.
„Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst bei mir, oder du kehrst in das Haus deines Bruders und seiner schwangeren Frau zurück und teilst ihnen mit, dass du mich verlassen hast.“ Er strich ihr mit einer Hand über den Hals und spürte ihren Puls heftig pochen. So eiskalt, wie sie sich gab, war sie wohl doch nicht. „Dann kannst du ihnen auch gleich erklären, dass ich natürlich sehr aufgebracht bin und alle Beziehungen zu deiner Familie abbreche“, fuhr er sarkastisch fort. „Leider bedeutet das für ‚Fairfax Engineering‘ die umgehende Rückzahlung der Darlehen, die ich vor einigen Monaten zur Expansion gewährt habe.“
Einen Moment lang starrte Emily ihn verwirrt an. Dann blitzte Zorn aus ihren Augen, rote Flecke erschienen auf ihren Wangen, und sie entwand sich heftig seinem Griff.
Insgeheim schmunzelte Antonio. Denn er wusste, dass sie unter diesen
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