Tango in Tucson
nicht, wie du auf die Idee gekommen bist, dass seine Gesundheit zu wünschen übrig lässt." Das war Wades Ausrede gewesen, um sie in diese abgelegene Gegend zu schicken. Er wusste ja, wie sehr Cassie Onkel Jasper liebte. Nachdem ihre Eltern bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen waren, als Cassie zehn und Wade sechzehn gewesen waren, hatte Wade die Rolle des Vaters übernommen, und Onkel Jasper war für Cassie zu einer Art von älterem Bruder geworden.
Cassie hatte es geliebt, bei Jasper in einem der winzigen Wohnwagen zu wohnen, die neben dem Café standen. Und die Ausstellungstücke im
Kuriositätenkabinett hatten sie fasziniert. Sie hatte mit Jasper Verstecken gespielt und nach alten Werkzeugen und Maschinen gesucht, die er für Skulpturen verwendete.
Cassie hatte immer gern zugesehen, wenn er eine Skulptur anfertigte. Vor drei Jahren hatte er sich ein Bein gebrochen und mit großen Kunstwerken aufgehört.
Er nannte sich nun einen "Halbrentner." Cassie hatte wegen ihres Studiums kaum Zeit gehabt, ihn zu besuchen, und jetzt hatte sie die Gelegenheit, einiges nachzuholen.
"Mir geht es gut. Jasper geht es gut. Im Café ist alles in Ordnung. Das Wetter ist gut. Alles ist gut, Wade. Also, wenn du sonst nichts willst …“
"Moment. Ich wollte dich bloß daran erinnern, dass wir im ,Biltmore' einen Raum für deine Verlobungsparty reservieren sollten. Im Herbst ist dort eine Menge los."
"Wade." Sie ging mit dem Telefon weiter von Max weg und flüsterte:
"Arrangier keine Verlobungsparty. Von Verlobung war nicht die Rede."
"Es ist bloß eine Formalität, Cassie."
„Pierce hat mir kein Wort davon gesagt." Weil er das nicht für nötig hielt. Er fand anscheinend, dass sie zu seiner leitenden Position dazugehörte. Und das war nicht mal seine Schuld. Irgendwie waren sie schnell zu einem Paar geworden, nachdem Wade sie einander vorgestellt hatte. Pierce war ein angenehmer Begleiter bei gesellschaftlichen Ereignissen. Er war klug und attraktiv, wenn auch ein bisschen egozentrisch. Aber sollte man sich nicht wunderbar fühlen, wenn der Mann, den man liebte, den Raum betrat? In Pierces Gegenwart langweilte sie sich eher.
Und sie war sicher, dass er auch keine starken Gefühle für sie hatte. Er mochte sie einfach bloß.
"Du weißt, dass er dich heiraten will", sagte Wade nun.
"Und was ist, wenn ich ihn nicht will?"
„Weise den Mann nicht ab, nur weil ich ihn zufällig mag", bat Wade sie müde.
"Pierce ist gut für dich."
„Vielleicht will ich jemanden, der schlecht für mich ist." Ihr Blick auf Max McLane. Bisher hatte sie es nie für etwas besonders Männliches gehalten, Kuchen zu essen, aber bei ihm war das anders. An seiner Wange bewegte sich ein Muskel, wenn er kaute, und sein Bizeps schwoll an, wenn er die Kaffeetasse an den Mund hob.
"Wie kann ich dich ernst nehmen, wenn du solche Dinge sagst?" fragte Wade.
"Du klingst wie ein rebellischer Teenager."
"Vergiss es." Sie seufzte. Hatte er Recht? Rebellierte sie einfach nur?
Vielleicht hatte sie eine zu romantische Vorstellung von der Liebe, aber sie war ziemlich sicher, dass sie nicht in Pierce verliebt war. Ganz gewiss wollte sie ihn nicht heiraten. "Arrangiere jedenfalls noch nichts. Ich rede mit Pierce. Und jetzt muss ich arbeiten."
Arbeiten? Die einzigen Leute, die da Halt machen, sind Touristen, die sich verirrt haben. Was versuchst du zu beweisen, Cassie? Du brauchst keine Lehrzeit. Hier gibt es einen Platz für dich."
"Ich will keine hübsche kleine Marketing-Position."
"Du wirst toll zurechtkommen. Schließlich hast du neue Ideen. Erinnerst du dich an die mit dem Dinner zum Spielfilm?"
Während eines Kurses über Marketing hatte sie ihr Abschlussprojekt der Firma Wellington angeboten. Die Idee sah so aus, ein Kino mit einem Restaurant zu verbinden, so dass die Leute beim Essen einen Film sehen konnten. Leider waren die Kosten zu hoch gewesen. Wade hatte das Ganze "niedlich" gefunden, was Cassie immer noch peinlich war.
Aber nun sah es anders aus. Sie hatte ihren College-Abschluss und Praktika bei einer Softwarefirma und einer Bank hinter sich. Und sie hatte sogar zwei Stellen bei Hightechfirmen abgelehnt, um etwas zum Familienbetrieb beizutragen. Doch Wades Bild von ihr hatte sich dadurch nicht verändert.
"Du willst nicht die Probleme haben, die ich habe", versicherte Wade ihr nun.
"Glaub mir. Im College bekommt man einen idealistischen Eindruck, aber dies ist die wirkliche Welt. Die ist hart und voller Risiken."
Wade glaubte, er
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