Tango mit dem Tod
Geräusche zu machen, aber ihr Herz schlug dermaßen heftig, dass sie fürchtete, es würde weithin zu hören sein.
Weiter, weiter, weiter. Sie versuchte, nicht zu heftig durch das Wasser zu platschen, als sie sich auf ein Mangroven-Dickicht zu bewegte. Jemand näherte sich ihrem verunglückten Wagen. Sie konnte ihn deutlich hören. Ob er sie ebenfalls hörte?
Doug raste so schnell über den Highway, wie er konnte. Seine Panik nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Zuerst sah er die Spuren, die fast rechtwinklig abbogen und über den Rand der Straße führten, dann die Schneise, die ein Wagen gerissen hatte. Sein Herz schlug wie ein Hammer in seiner Brust. Es musste nicht unbedingt Kelly sein. Leute, die es zu eilig hatten, verursachten immer wieder für solche Unfälle. Sein Instinkt jedoch brachte ihn dazu, anzuhalten.
Er sprang aus seinem Wagen und schaute zu dem Auto auf dem Uferstreifen hinüber, dessen Scheinwerfer immer noch eingeschaltet waren. Der Wagen steckte tief im Schlamm. Jeder Nerv in seinem Körper war zum Zerreißen angespannt, als Doug erkannte, dass es tatsächlich Janes BMW war, der über die seitliche Begrenzung des Highways hinausgeschossen war und jetzt über fünfzig Meter entfernt festsaß.
Kelly!
Die Fahrertür des BMW stand offen. Das Licht reichte aus, um zu erkennen, dass der Wagen leer war. Er wollte ihren Namen rufen, schwieg aber im letzten Moment, weil ein anderer Wagen auf der Straße direkt vor seinem angehalten hatte. Der Fahrer stieg aus. Wollte er helfen? Oder war er derjenige, der Kelly von der Straße gedrängt hatte?
Im Licht der Scheinwerfer seines Wagens erkannte Doug, dass es ein dunkelgrüner Buick war, ein Wagen, wie ihn Mel Alton gefahren hatte. Mel Alton, dessen Ex-Frau ihn vor Gericht zerren wollte, da sie mehr Unterhalt verlangte.
Doug konnte kein Risiko eingehen. Er musste still sein, auch auf die Gefahr hin, dass Kelly irgendwo verletzt oder bewusstlos lag.
Er konnte nichts entdecken in dem schmalen Streifen, der durch die Scheinwerfer des BMW beleuchtet wurde. Also musste sie in der Lage gewesen sein, sich zu bewegen. Oder hatte jemand sie aus dem Wagen gezogen? Vorsichtig begann Doug, sich durch den Schlamm und die Büsche vorwärts zu bewegen.
Kelly hatte Schwierigkeiten, die Bäume vor sich auszumachen. Das Scheinwerferlicht des BMW ließ das übrige Gelände umso dunkler erscheinen. Aber das Geräusch des sich nähernden Menschen war aus einer anderen Richtung gekommen. Sie musste also noch weiter hinüber zu den Bäumen.
Die knorrigen Äste der Mangroven kamen ihr vor wie die gespenstischen Arme eines Fabelwesens. Die verschlungenen Luftwurzeln machten es ihr schwer, vorwärts zu kommen. Sie stöhnte, weil ihre Schritte in dem seichten Wasser weit zu hören sein mussten. Als sie in eine tiefere Wasserpfütze trat und das Gleichgewicht zu verlieren drohte, griff sie instinktiv nach einem der dickeren Äste, um sich festzuhalten.
Ein entsetzter Schrei wollte sich aus ihrer Kehle lösen, als hinter dem Stamm der Mangrove plötzlich ein Arm hervorschnellte, sich um ihren Hals legte und eine kräftige Hand ihren Mund verschloss.
26. KAPITEL
Mit wachsender Ungeduld sah Quinn auf die Uhr. Offenbar hatte Doug sein Handy ausgeschaltet, jedenfalls meldete sich nur seine Mailbox. Kelly nahm ebenfalls nicht ab. Quinn hatte erst einen Tee getrunken, dann hatte er irgendwann festgestellt, dass er Hunger bekam und hatte etwas zu essen bestellt. Immer wieder war er die Listen durchgegangen, die vor ihm auf dem Tisch lagen, bis schließlich die Namen und Zahlen vor seinen Augen verschwammen. Er hatte gehofft, auf irgendeine auffällige Verbindung zu stoßen.
Das Boot von der Insel lag nicht an der Pier, und nirgendwo war jemand zu entdecken, den er kannte. Seine Unruhe wuchs. Als einer der Kellner vorbei kam, hielt er ihn am Arm fest.
„He."
„He", antwortete der junge Mann, blieb stehen und sah Quinn missbilligend an.
„Entschuldigung", sagte Quinn und ließ den Arm des Mannes los. „Kennen Sie vielleicht Kelly Trent? Haben Sie sie möglicherweise heute Abend hier gesehen?"
Die Augen des Mannes wurden groß. „Oh ja, habe ich."
„Sie war also hier?"
„Das war sie. Ich habe ihr sogar geholfen", sagte der junge Mann stolz.
Quinn sah ihn fragend an. „Geholfen? Wobei?"
„Ihr Hund. Sie kam von dem Boot herunter mit ihrem Hund auf dem Arm. Der war in einem schlimmen Zustand. Er hatte Schaum vor dem Maul und hing wie leblos in ihren Armen. Ich habe ihren
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