Tango mit dem Tod
vor und den Begleitchor. Sie hat nur ein paar Zeilen Text zu singen", erklärte Mel. Er zeigte auf eine große, blinkende Maschine in dem Studio. „Mit dem Ding können sie aus vielen unterschiedlichen Aufnahmen die besten Stücke herausschneiden und zu einem perfekten Sound zusammensetzen. Wenn man also mal danebenliegt, macht das nichts. Kelly wird jede Zeile mehrmals aufnehmen, und die Techniker bringen dann alles zusammen. So einfach ist das." Mel sah Doug an. „Wenn ich darauf bestanden hätte, hätten wir auch mit hineingehen und aus einer der anderen Kabinen mit Kopfhörern zuhören können."
Mel schien etwas nervös. Eine gute Gelgenheit, eine ganz andere Frage zu stellen, fand Doug. „Wieso haben Sie eigentlich nie erwähnt, dass Sie mal Dana Sumters Agent waren, Mel?"
Mel schien zu erstarren. Mehrere Sekunden lang blieb er stumm. Dann drehte er sich zu Doug um. „Ich war nicht mal einen einzigen Tag lang ihr Agent. Nach einer ersten kurzen Besprechung habe ich sie nie wieder gesehen."
„Wie das?"
„Ich war ihr offensichtlich eine Nummer zu klein, so sagte sie jedenfalls. Sie heuerte und feuerte mich innerhalb von nur vierundzwanzig Stunden." Mel versuchte, seiner Stimme einen unbeteiligten Klang zu geben, aber es gelang nicht so ganz.
„Sie hätten es aber trotzdem erwähnen können", entgegnete Doug.
Ärgerlich fuchtelte Mel mit den Armen in der Luft. „Das hier ist Hollywood, eine Traumwelt. Tausende kommen hierher und erhoffen sich Ruhm und Geld. Aber für Leute, die einem ernsthaften Job nachgehen, ist das kein Vergnügen. Ich wette, dass die Hälfte der Leute hier schon mal miteinander zu tun hatte, auch wenn es manchmal nur kurz oder oberflächlich ist."
„Ich verstehe", murmelte Doug.
Mel sah ihn an. „Ich schwöre Ihnen eins, niemand ist an Kellys Wohlergehen mehr interessiert als ich. Und der beste Beweis ist doch wohl, dass ich alles getan habe, damit Sie nicht aus dem Projekt fliegen, obwohl Sie einen hundsmiserablen Start hatten."
Doug nickte.
„Verdammt, und ich habe Sie gemocht", meinte Mel. „Wenn Sie natürlich der Meinung sind, es sei von Wichtigkeit, dass ich einmal mit Dana Sumter zu tun hatte, dann werde ich Kelly das selbst erzählen."
Doug musterte ihn nachdenklich. „Wir tappen völlig im Dunkeln. Da kann jede Kleinigkeit wichtig sein."
Kelly kam aus dem Studio, als die beiden Männer sich noch gegenüber standen. Marc Logan folgte ihr und beteuerte ihr zum wiederholten Male, wie glücklich er sei, dass sie bei dem Video dabei sei. Dann sah er Mel an. „Sie war großartig, ich wusste es. Ich sehe tagsüber nur selten fern, aber als Lance mir von ihrer Szene als Nachtclub-Sängerin vorschwärmte, war mir klar, dass ich sie für dieses Projekt gewinnen musste."
„Danke", murmelte Kelly sichtlich verlegen.
„Die Jungs von der Rockband müssten jeden Moment eintreffen. Wollen Sie noch ein bisschen bleiben? Nehmen Sie doch noch einen Kaffee", meinte Logan.
„Ich fliege heute Abend nach Miami", antwortete Kelly. „Und weil ich meinen Hund mitnehme, muss ich ziemlich zeitig am Flughafen sein. Ich hoffe, Sie verstehen das."
„Natürlich, natürlich. Danke Kelly. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug. Mel, passen Sie gut auf sie auf. Und Sie auch, Mr. ..."
„O'Casey", sagte Doug.
„Mr. O'Casey, ja. Ich muss mir den Namen endlich merken." Logan winkte ihnen zu und verschwand wieder im Studio.
Kelly küsste Mel auf die Wange. „Danke, dass du mitgekommen bist."
„Kelly, wenn ich nur etwas jünger und etwas reicher wäre, dann würde ich dir den Hof machen", flötete Mel. „Übrigens, da Doug mich eben darauf angesprochen hat, Kelly. Ich wollte dir noch sagen, dass vor vielen Jahren auch mal Dana Sumter meine Klientin war."
Sie legte den Kopf zur Seite und sah ihn mit einem ironischen Lächeln an. „Wie wohl die meisten anderen Agenten in diesem Land. Wieso ist das wichtig?"
„Ich wollte nur, dass du es weißt. Doug schien das jedenfalls überrascht zu haben."
Kelly sah Doug an. „Manche Leute bleiben ihr Leben lang bei demselben Agenten. Andere, wie Dana Sumter, wechseln sie wie ..."
„Wie Socken?" schlug Mel vor. Er drehte sich zu Doug um.
Plötzlich musste er lächeln. Dank Doug war das jetzt raus. Und das war gut so. „Doug, passen Sie gut auf sie auf."
„Das habe ich vor."
Als sie gemeinsam das Studio verließen, fragte Doug Kelly, ob sie gewusst habe, dass er Dana Sumter vertreten hatte.
„Nein, nicht wirklich. Aber ich weiß von ihr,
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