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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
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positionierte sein Handy auf dem Klapptisch. Dann legte er los. Alle paar Sekunden piepte sein Computer, das Mobiltelefon meldete sich mit einer schrillen Melodie. Der junge Mann erklärte einem Kollegen ausführlich, wie er die neue Kundenkartei einrichten soll. Mit meiner Konzentration war es aus. Als er dann noch »Mausilein« detailliert berichtete, wie es gestern Abend bei Manfred war, platzte mir der Kragen. Ich bat ihn, seine Gespräche doch etwas leiser zu führen. Eine Weile klappte das auch, dann fiel er wieder in die alte Lautstärke zurück. Zwischendurch piepste sein Computer munter weiter. Mir reichte es. Mit bösem Blick raffte ich meine Sachen zusammen und verließ das Abteil, um mir einen ruhigeren Platz zu suchen. Schade, dass man die Schiebetüren im Zug nicht knallen kann. Die Ursache für meinen Ärger? Natürlich dieser rücksichtslose Typ!
     
    Stimmt, ich war verärgert. Aber die Ursache war nicht der junge Mann, sie liegt in mir. Ich habe es gerne ruhig und kann mich bei Lärm schwer konzentrieren. Dass es sich um eine persönliche Eigenheit handelt, beweist, dass die Geräusche der Dame mit dem Kreuzworträtsel offenbar nichts ausmachten, sie füllte weiterhin ungerührt ihre Kästchen aus. Wenn die Ursache also letztlich in mir liegt, dann muss ich sie auch dort beheben. Es ist zwar sinnvoll, in so einem Fall die Störquelle zu verlassen, aber möglichst ohne sich zusätzlich über die Rücksichtslosigkeit aufzuregen. Nun ja, ich bin keine Anwärterin auf die Mutter-Teresa-Gedächtnismedaille, ein böser Blick ist schon in Ordnung. Aber ich versuche davon abgesehen bewusst, mich nicht länger zu ärgern.
    Indem wir die Ursache in uns selbst entdecken, machen wir uns unabhängig und gewinnen die Kontrolle über das Geschehen, im positiven wie im negativen Fall. Wir erhalten die Möglichkeit, etwas zu verstärken oder zu verändern. Wenn Sie die eigentliche Ursache in sich selbst entdecken, erhalten Sie die Freiheit, unabhängig von äußeren |57| Gegebenheiten zu bestimmen, ob Sie glücklich oder unglücklich sein wollen.
    Bei aktuellem Ärger oder Freude ist es noch relativ leicht, die Ursache in sich selbst zu entdecken. Schwieriger wird es, wenn wir schon länger unter einer bestimmten Wirkung leiden und nur vage vermuten, dass unsere Gedanken und Gefühle die Ursache sein könnten. Zum Beispiel: Sie bekommen zu wenig Anerkennung, haben keine glückliche Partnerschaft oder kennen zu wenig nette Leute. In dem Fall versuchen Sie doch einmal, auf die folgende Weise nach der Ursache zu forschen.
    Die Ariadne-Methode
    In der zeitlichen Abfolge kommt die Wirkung zwar immer nach der Ursache, doch in Ihren Überlegungen müssen Sie sich nicht unbedingt an diese Reihenfolge halten. Drehen Sie sie einmal um: Sie schauen sich zunächst das Ergebnis an und forschen von da aus nach der Ursache. Ich bezeichne das als die Ariadne-Methode, frei nach der griechischen Sage von Ariadne und ihrer List mit dem Wollfaden:
    Die kretische Prinzessin Ariadne gab dem Helden Theseus ein Wollknäuel, damit er aus dem Labyrinth des Minotauros wieder herausfand. Er befestigte ein Ende am Eingang und wickelte es dann Schritt für Schritt ab. Nachdem er das Ungeheuer im Zentrum des Irrgartens besiegt hatte, tastete er sich an diesem Faden entlang zurück ins Freie.
    Der »Eingang«, an den Sie Ihren mentalen Ariadnefaden heften, ist die aktuelle Wirkung, mit der Sie unzufrieden sind. Von diesem Status quo aus rollen Sie Ihren Faden ab, das heißt Sie verfolgen zurück, was Sie bisher dazu beigetragen haben. Stellen Sie sich die Frage: Wie habe ich es eigentlich geschafft, diese negative Wirkung zu erzielen?
    Wenn Sie ehrlich zu sich sind, kommen Sie sich wahrscheinlich |58| recht schnell auf die Spur. Sollten Sie allerdings an der Stelle einen blinden Fleck haben, dann holen Sie sich Unterstützung, etwa durch Freunde oder eine professionelle Beratung. Vermutlich werden Sie auf eine persönliche Ursache stoßen. Etwa: Sie sind ängstlich. Sie sind nicht diszipliniert genug. Sie sind zu verbissen. Sie haben es versäumt, ein Netzwerk zu knüpfen. Sie lassen sich ungern helfen, wollen alles selbst machen. Sie haben sich nicht genug informiert. Ihnen fehlt Know-how. Sie haben sich mit den falschen Leuten abgegeben. An dieser Ursache können Sie ansetzen, um etwas zu ändern.
     
    Melanie, PR-Beraterin in einer internationalen Werbeagentur, ist dank ihres Engagements und ihrer Fähigkeiten in ihrem Job durchaus erfolgreich.

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