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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
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und alles dreht sich um sie. Schließlich habe ich mir vorgenommen, es auch auf die Kathrin-Tour zu probieren. Ich habe mich in ein sexy Outfit geworfen, mir mit Prosecco Mut angetrunken und bin mit einem frechen Spruch offensiv auf einen Partygast zugegangen, der mir gefiel. Der hat mich zuerst nur irritiert angeschaut. Wir sind trotzdem ins Gespräch gekommen. Schließlich sagte er so ganz nebenbei: ›Es ist richtig nett, sich mit Ihnen zu unterhalten. Zum Glück sind Sie gar nicht so eine aufgedrehte Person, wie ich am Anfang geglaubt habe.‹ Da hat es bei mir klick gemacht. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein und Entspanntheit bekommt mir sicher gut, aber es hat keinen Sinn, mich zu verstellen und anders sein zu wollen, als ich bin.«
     
    Wir können uns nicht grundlegend ändern. Trotzdem bedeutet das nicht, dass wir für immer und ewig zu einem starren Denken und Verhalten verdammt sind. Innerhalb gewisser Grenzen sind wir recht flexibel. Wenn Sie ein introvertierter Mensch sind, brauchen Sie deshalb keineswegs andere um ihre Leichtigkeit zu beneiden. Sie können Grübeleien gegensteuern und in Ihrem Rahmen lockerer werden. Wenn Sie als extrovertierter Mensch zu spontan reagieren, sind Sie durchaus in der Lage, bewusst sorgfältiger nachzudenken, bevor Sie handeln. Es |75| ist möglich, aus eigener Anstrengung oder mit professioneller Unterstützung auf der Skala zwischen den Extremen dem eigenen Ideal näher zu rücken. Das Modell der Big Five hilft Ihnen dabei, sich in wichtigen Bereichen richtig einzuschätzen. Dann können Sie Ihre Stärken nutzen und mögliche Schwächen ausgleichen. In diesem Sinne vertragen sich »Nature« und »Nurture« bestens.
    Macht und Ohnmacht der DNA
    Während die Psychologie bei den »Big Five« eher vorsichtig von einer »stark erblichen Komponente« der Persönlichkeit spricht, äußerten sich die Wissenschaftler auf dem Gebiet der Genetik noch bis vor kurzem weniger zurückhaltend. Sie zeigten sich davon überzeugt, dass der Schwerpunkt eindeutig auf »Nature«, auf der Vererbung, liegt.
    Im 18. Jahrhundert kreuzte der Augustinermönch Gregor Mendel im Klostergarten von Brünn Erbsen und leitete aus dem Ergebnis mögliche Erbfaktoren ab. Der Vater der Vererbungsforschung wäre sicher begeistert, wüsste er, was sich seither auf dem Gebiet getan hat. Man entdeckte die Desoxyribonukleinsäure (DNA) als Trägerin der Erbinformation, wobei die Gene als Erbfaktoren die spezifischen Grundinformationen weitergeben. Ein spektakulärer Durchbruch gelang der Forschung Anfang der 50er Jahre, als James Watson und Francis Crick die Struktur der DNA herausfanden. Die nächste Etappe war das 1988 in den USA gestartete internationale Human Genom Project mit dem Ziel, das menschliche Genom zu entschlüsseln. Zwölf Jahre später wurde das Ergebnis der Weltöffentlichkeit präsentiert.
    Zunächst hielt man die DNA nur für die Ursache körperlicher Merkmale wie Augenfarbe und Nasenform, doch bald glaubte man, dass die Gene auch unsere Emotionen und unser Verhalten bestimmen. Hervorgetan hat sich dabei der Genetiker Dean Hamer vom Krebsforschungs-Institut in Bethesda, Maryland. Im renommierten |76| Wissenschaftsjournal
Science
verkündete er 1993 die Existenz eines »Schwulen-Gens«, das angeblich die Homosexualität bei Männern vorherbestimmt. Außerdem postulierte er die Existenz eines »Gottes-Gens«, das für spirituelle und religiöse Erfahrungen verantwortlich sein soll. Auch ein Glücks-Gen glaubte man gefunden zu haben. 1996 verkündete der Psychologe David Lykken von der Universität in Minnesota, er habe einen genetisch festgelegten individuellen Set-Point of Happiness gefunden. Ähnlich dem Set-Point beim Körpergewicht sei festgelegt, wie viel Glück ein Mensch empfinden kann.
    Kein Wunder, dass sich in der Bevölkerung allmählich ein lockerer Umgang mit der komplizierten Wissenschaft der Genetik verbreitete. Wir benutzen die Gene gerne als Ursache für Fähigkeiten und als Entschuldigung für Versagen. Sie können gut rechnen? Das sind die Gene. Sie sind völlig unmusikalisch? Schade, aber das liegt an den Genen. Neulich sah ich ein Fernsehinterview. Der Erbe einer traditionsreichen Bekleidungsfirma saß lässig in einem Le-Corbusier-Sessel unter einem großen Foto von Andreas Gursky, auf dem Tisch vor sich einen Stapel Kunstbücher. Befragt, woher er denn seinen Sinn für gutes Design hätte, antwortete er selbstbewusst: »Bei mir liegt die Ästhetik schon in den

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