Tango Vitale
Methode lautet »Wahl statt Veränderung« (»choice |128| versus change«). Zwischen beidem gibt es einen kleinen, aber bedeutsamen Unterschied.
Im Veränderungssystem lautet der Grundsatz: Das muss sich ändern, sonst bin ich unglücklich.
Im Wahlsystem lautet der Grundsatz: Ich bin dafür verantwortlich, meine Gedanken, Gefühle und Handlungen so zu wählen, dass ich trotz der Gegebenheiten glücklich bin. 39
Im Veränderungssystem sind Sie auf den guten Willen anderer Menschen angewiesen, auf ein gütiges Schicksal oder einen glücklichen Zufall. Im Wahlsystem dagegen haben Sie selbst in der Hand, wie es Ihnen geht. Was Sie denken, fühlen oder tun, liegt komplett bei Ihnen. Es ist uns nur meist nicht bewusst, dass wir uns immer zwischen mehreren Möglichkeiten entscheiden können.
Angenommen, Sie erfahren, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin Sie betrogen hat. Wahrscheinlich glauben Sie, dass Ihnen nur eine einzige Reaktion möglich wäre. Doch das ist keineswegs so. Ihnen steht ein ganzes Spektrum zur Verfügung: Sie können sich traurig, wütend, gleichgültig oder sogar angeregt fühlen. Sie können verzeihen, eine Szene machen, die untreue Person hinauswerfen, selbst ausziehen, sich scheiden lassen, die Rivalin oder den Rivalen treffen, sich zurückziehen, sich ehrlich aussprechen, eine Paarberatung aufsuchen, sich rächen, ebenfalls betrügen, die Kinder aufwiegeln, um Ihre Beziehung kämpfen, sich ein neues Outfit zulegen oder zum Friseur gehen. Was Sie sich aussuchen, hängt ganz davon ab, wie Sie sich fühlen möchten und welches Ziel Sie anstreben.
Für die Wahlmethode hat Emery eine griffige und genial einfache Formel entwickelt:
Accept the current reality – Akzeptieren Sie die gegenwärtige Realität.
|129| Choose what you want. – Wählen Sie, was Sie sich wünschen.
Take action. – Handeln Sie entsprechend.
Nach den englischen Anfangsbuchstaben bezeichnet man diese drei Schritte auch als das ACT- Modell.
Das Alltagstraining
Sportler trainieren monatelang, um dann bei einem Wettkampf die gewünschte Leistung wie im Schlaf abrufen zu können. Die Abläufe gehen ihnen so in Fleisch und Blut über, dass selbst Aufregung und der Stress der außergewöhnlichen Situation ihnen kaum noch etwas anhaben können. Ähnlich verhält es mit der Fähigkeit, bei Gefahr auf die eigene Kontrollmöglichkeiten zu vertrauen. Sie entsteht nicht durch einmalige Anwendung, sondern durch ständiges Üben. Das ACT-Modell ist dafür besonders geeignet, weil es auch für viele alltägliche unerfreuliche Situationen passt, zum Beispiel wenn Ihr Kollege dauernd hämische Bemerkungen macht, Ihre Eltern Sie immer noch wie ein kleines Kind behandeln oder Ihr Kunde sich mal wieder endlos damit Zeit lässt, die Rechnung zu begleichen. Statt sich zu beklagen oder vergeblich auf eine Änderung zu pochen, sehen Sie das als Trainingseinheit, in der Sie mit drei Schritten selbst das Steuer in die Hand nehmen können:
A: Sie sehen den Tatsachen ins Auge. Ohne die Realität zu verdrängen oder krampfhaft positiv zu denken, schauen Sie genau hin und gestehen sich sachlich ein: »Genau so ist es.«
C: Sie wählen, wie Sie sich fühlen wollen und was Sie für sich erreichen möchten. Zum Beispiel: Sie wollen gelassen reagieren. Selbstbewusst Grenzen setzen. Unabhängig werden.
|130| T: Sie überlegen, was Sie selbst unternehmen müssen, um Ihrem gewählten Wunschziel näher zu kommen. Dann tun Sie, was dazu nötig ist.
Je öfter Sie das Wahlsystem anwenden, desto häufiger werden Sie erleben, dass Sie weitaus mehr Einfluss haben, als Sie bisher glaubten. Die Selbstsicherheit, die Sie im Laufe der Zeit auf diese Weise erreichen, kann Ihnen niemand mehr nehmen. Sie führt dazu, dass Sie auch im Falle einer Gefahr Ihren eigenen Kräften vertrauen.
|131| Teil IV
Das Schicksal beeinflussen
|133| Das Geheimnis der selbsterfüllenden Prophezeiungen
Ein großer Teil unseres Schicksals beginnt offenbar schon im Kopf: Wir erwarten etwas Bestimmtes – und prompt trifft es ein. Was da passiert, ist uns unter dem Begriff »Sich selbst erfüllende Prophezeiung« bekannt. In der wissenschaftlichen Literatur taucht er zum ersten Mal 1948 auf. In diesem Jahr veröffentlichte der amerikanische Soziologe Robert K. Merton in der Zeitschrift
Antioch Review
einen viel beachteten Artikel mit dem Titel »The Self-Fulfilling Prophecy«. Damit erhielt die vermutlich schon uralte Erfahrung, dass sich unsere Erwartungen,
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