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Tannöd

Tannöd

Titel: Tannöd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schenkel
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Jahre
    Am Freitag, den 18. März,
war's, da hab ich den Danner zum letzten Mal gesehen. Ich wollte an
dem Tag rüber nach Elnhausen. Hab drüben was abholen
müssen, beim Eisenwarenhändler. Ich will dieses Jahr den
Stadel neu bauen. Deshalb bin ich mit dem Brückenwagen
gefahren.
    Zu Fuß läuft einer da
so eine gute Stunde, würde ich sagen.
    Wie ich am Danner seinem Anwesen
vorbei bin, der Weg führt unterhalb des Hofes vorbei, winkt
mir der Alte schon von weitem zu.
    Seit der Sache mit der Barbara, da
bin ich dem Danner immer ein bisschen aus dem Weg gegangen. Wir
haben nicht mehr viel miteinander geredet. Stehen geblieben bin ich
aber trotzdem. Widerwillig. »Bleib einmal stehen. Halt, ich
muss dich was fragen!«, hat er gerufen, der Alte.
    Zuerst hat er nur rumgedruckst.
Mich hat's schon fast geärgert, dass ich überhaupt stehen
geblieben bin. Auf einmal fragt er mich, ob ich was gesehen
hätte, ob mir was aufgefallen wäre.
    »Was hätte mir denn
auffallen sollen. Mir ist nichts aufgefallen.« Ich hatte mich
schon geärgert, überhaupt angehalten zu haben.
    Wenn der mir schon so kommt, der
hat doch wohl wieder irgendetwas vor. Bauernschlau, wie der Danner
war. Bei dem konnte man die Hand nicht umdrehen. Erstaunt war ich
deshalb, als er mich nur danach fragte, ob mir jemand begegnet sei,
oder ich einen gesehen hätte.   
    »Warum?«, hab ich ihn
gefragt.
    »Bei uns hat heut Nacht
einer versucht, ins Haus einzubrechen. Gestohlen worden ist nix.
Aber das Schloss am Maschinenhäusl ist runtergerissen.«
»Da musst doch die Gendarmen rufen«, hab ich ihm noch
geraten.     
    Aber die Polizei wollte er nicht
im Haus haben, gab er mir zur Antwort.
    »Mit den Uniformierten will
ich nix zu tun haben.« Das ganze Haus hat er schon abgesucht.
Auf dem Dachboden ist er auch oben gewesen. Mit der Lampe hat er in
alle Ecken geleuchtet, aber nichts gefunden. Dabei war ihm die
ganze letzte Nacht so gewesen, als wäre einer am Dachboden
umgegangen. Heute, gleich in der Früh, war er droben gewesen.
Aber nichts hat er gefunden. Gefehlt hat auch nichts. Gefragt hab
ich ihn noch, ob ich beim Suchen helfen soll. Stur wie er war, hat
er nur gemeint, der wird schon wieder abgehauen sein. Er weiß
nur nicht wie, da die Spuren alle nur zum Haus hin-, aber nicht
wegführen.
    In der Nacht hatte es Neuschnee
gegeben. Nicht viel, nur zwei Zentimeter. Aber die
Fußabdrücke, die hätte er teilweise noch gut
erkennen können. »Soll ich dir meinen Revolver
bringen?«, hab ich ihn gefragt.
    Aus dem Krieg habe ich noch einen
daheim, einen Trommelrevolver.
    Der Danner hat nur
abgewunken.
    »Das brauchst nicht. Ich hab
selber ein Gewehr und einen Prügel. Der Bagage, der
werd ich schon auf die Sprünge
helfen.«
    Ich hab ihm noch angeboten, dass
ich auf dem Heimweg noch bei ihm vorbeischaue, um mit ihm gemeinsam
noch mal den Hof abzusuchen. Der alte Sturschädel hat aber
abgelehnt. Gerade wie ich mit dem Wagen wieder anfahren will, dreht
sich der Alte noch mal um und meint: »Dumm ist nur, den
Haustürschlüssel hab ich auch seit gestern verlegt.
Solltest einen Schlüssel finden, der so lang ist«, dabei
zeigte er mit den Händen die Länge des Schlüssels
an, »der gehört mir.«
    Das Gespräch war beendet und
ich bin gleich weiter. Eigentlich wollte ich auf dem Rückweg
noch mal beim Danner vorbei.
    Das Wetter ist aber wieder
schlechter geworden. Geregnet hat's und sogar ein bisschen Schnee
war mit dabei. Deshalb bin ich gleich heim.
    In der Nacht hat's ja sogar noch
mal gefroren. Es hat halt dieses Jahr überhaupt nicht
Frühjahr werden wollen.
    Dass die vom Danner am Sonntag
nicht in der Kirche waren, ist mir schon aufgefallen, hab mir aber
nichts dabei gedacht. 
    Am Montag war ich draußen
auf dem Acker beim Waldrand. Der grenzt an den Grund vom Danner.
Dort hab ich das Feld umgeackert. Hab aber in der ganzen Zeit
keinen vom Danner gesehen. Am Dienstag hat dann die
Schwägerin, die Anna, den Hansel zum Hof rübergeschickt,
zum Nachschauen. Erst da ist mir die Sache mit dem Einbruch und dem
verlorenen Haustürschlüssel wieder eingefallen. Alles
Weitere wissen Sie ja.
    Die alte Dannerin sitzt in der
Küche am Tisch. Sie betet:
    »Mildreichster Jesus, unsere
Rettung, unser
Leben, unsere Auferstehung bist du allein.
    Darum bitte ich dich, verlass mich nicht in
meinen Nöten und Ängsten, sondern um des Todeskampfes
deines heiligsten Herzens und um der Schmerzen deiner unbefleckten
Mutter willen komm deinen Dienern zu Hilfe, die du mit

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