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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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schrie sie. »Es ist für Dr. Culver.«
    »Du lügst!«, brüllte Paolo. »Du hast es von meiner Tante geklaut!«
    Rainey schüttelte den Jungen, dass ihm die Zähne klapperten, dann stürzte sie sich auf einen kleinen Gegenstand, der ihm aus der Hand gefallen war. Anschließend sprang sie auf und rannte zu Adrian und Francesca hinüber, vor denen sie keuchend stehen blieb. »Ich hab es nicht gestohlen«, bekräftigte Rainey. »Ich hab es gefunden, als ich Emma half, und ich wollte es dir für dein Museum geben, Dr. Culver, ich wollte es bloß noch beim Wagenrennen behalten, damit es mir Glück bringt.«
    »Zeig mal, was du gefunden hast, Rainey«, sagte Adrian.
    Rainey streckte ihm die flache Hand hin, und ich sah, dass sie ein Bronzemedaillon hielt, identisch mit dem, das Francesca um den Hals trug.
    Hastig nahm Francesca die Phalera aus Raineys Hand. »Wo hast du das gefunden?«
    Rainey wich zurück, eingeschüchtert von Francescas finsterem Gesicht. »Auf der Treppe beim Pfarrer«, sagte sie, »als ich Emma mit den Blumentöpfen geholfen habe.«
    Francesca starrte auf die Phalera, dann flüsterte sie, laut genug, dass ich es hören konnte: »Annunzia.« Sie sah Adrian an. »Ich muss zur Hodge Farm.«
    Ich trat dichter an Lilian. »Wer ist Annunzia?«
    »Annie Hodge, unsere Putzfrau«, erwiderte sie. »Ihr Mädchenname war Annunziazione Sciaparelli. Sie ist Francescas jüngere Schwester.
    Annunzia ist die Abkürzung von …«
    Ich nahm ihren Arm. »Ihre Putzfrau ist Francescas jüngere Schwester?«

    Lilian nickte. »Und seit Burt Annie geheiratet hat, sind die beiden wie Hund und Katze.«
    Mir schwankte der Boden unter den Füßen.
    »Francescas Schwester hat Burt Hodge geheiratet?«
    »Ich dachte, Sie wüssten es«, sagte Lilian.
    »Wie konnte ich es wissen? Mir erzählt ja niemand etwas.« Ich rannte hinter Francesca her, die die Beine gerade in den Mercedes schwang. »Moment! Sie fahren nicht ohne mich zur Hodge Farm! Bill!«, rief ich, als ich an Raineys Tisch vorbeikam, »kümmere dich bitte um die Jungs!«

24
    DIE VERSCHIEDENEN GEBÄUDE der Hodge
    Farm lagen auf dem Hügel verstreut, als seien sie von dem Meer aus wogendem Korn dort angespült worden. Schiefergedeckte und mit Feldsteinen erbaute Scheunen sowie Kornspeicher standen neben Geräteschuppen aus Fiberglas und weiteren Nebengebäuden aus rostendem Wellblech. Genau wie das Dorf selbst war auch die Hodge Farm nicht gerade ein malerischer Flecken, sie war ein Farmbetrieb, bei dem es um den Ertrag und weniger um die äußere Erscheinungsform ging.
    Die lange Auffahrt zum Wohnhaus war breit und gerade, um auch von ausladenden Mähdreschern und Anhängern voll Heuballen befahren zu werden. Sie führte zwischen Feldern mit sonnengebleichter, im Wind raschelnder Gerste den Hügel hinauf und endete in einem staubigen Hof, der mit landwirtschaftlichen Geräten voll gestellt war. Das Wohnhaus hätte ebenso gut eine weitere Scheune sein können – man hatte sich keine Mühe gegeben, um es etwas ansprechender zu gestalten.
    »Warum sind wir hier, Francesca?«, fragte Adrian, als wir auf dem Hof ankamen. Er war mir gefolgt und hatte sich auf dem Hintersitz zwischen die Kindersitze gezwängt. Francesca hatte es ihm nicht verwehrt, und ich war froh, dass er dabei war. Ihr wütendes Schweigen war mir nicht geheuer.
    Francesca sah auf die Phalera in ihrer Hand.
    »Meine Schwester könnte etwas über den Diebstahl im Pfarrhaus wissen.« Sie stellte den Motor ab und wandte sich zu mir. »Und nun erzählen Sie mir von dem gestohlenen Schriftstück. In Kurzform, bitte.«
    Ich musste laut sprechen, damit sie mich neben dem wilden Gebell eines riesigen Mischlingshundes hören konnte, dessen Aufgabe es offenbar war, Eindringlinge zur Strecke zu bringen. Seine großen Pfoten lagen an der Scheibe des Beifahrersitzes, und sein Heulen drang an mein Ohr, während ich eilig alles abspulte, was ich über das gestohlene Schriftstück wusste. Als ich fertig war, nickte Francesca grimmig, dann stieg sie aus und ging auf den Höllenhund zu.
    »Still, Cäsar«, sagte sie leise.
    Cäsar gab Ruhe.
    »Platz«, sagte sie.
    Cäsar legte sich gehorsam auf den Boden.
    »Braver Junge«, lobte sie, dann ging sie auf das Haus zu. Cäsar wedelte mit dem Stummelschwanz, als Adrian und ich uns zaghaft an ihm vorbeischoben und zu unserer furchtlosen Anführerin auf die Schwelle traten.
    Ein Mann stand in der Tür. Er war untersetzt, hatte braunes gelocktes Haar, sonnengegerbte Haut und

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