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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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freundliche blaugraue Augen. Er trug ein kurzärmeliges Baumwollhemd und trotz des schwülen Wetters eine dicke Cordhose und Arbeitsstiefel. Er begrüßte Francesca mit Zurückhaltung.
    »Tag, Francesca.« Neugierig sah er mich an.
    »Wen bringst du denn mit?«
    »Ich bin nicht wegen dir gekommen, Burt«, sagte Francesca. »Ich muss mit Annunzia sprechen.«
    »Annie hat sich hingelegt«, sagte Burt.
    »Kannst du nicht ein andermal wiederkommen?«
    »Was ich von ihr will, kann nicht warten.«
    Francesca schob den kräftigen Bauern zur Seite und trat ins Haus. »Sag ihr, ich möchte sie in fünf Minuten sprechen, und wenn sie nicht kommt, gehe ich zu ihr.«
    Burt rieb sich den Hinterkopf, dann bedeutete er Adrian und mir, ihm ins Haus zu folgen. Der einzige Wandschmuck in dem einfach möblierten Zimmer, in das er uns führte, war ein gerahmter Druck des Heiliges Herz Jesu , und auf dem Kaminsims tickte eine Reiseuhr. Vor dem Kamin befand sich ein durchgesessenes Rosshaarsofa, auf beiden Seiten eingerahmt von einem Windsorstuhl. Ein Eichentisch, im Laufe seines langen Lebens dunkel geworden, stand unter dem tief gesetzten Fenster. In dieser kargen Umgebung nahm sich Francesca aus wie ein Paradiesvogel in einer Mönchszelle.
    Sie stand am Eichentisch und blickte zum Fenster hinaus, als lehne sie es ab, sich im Heim ihrer Schwester umzusehen. Leise schloss ich die Tür hinter mir und verharrte dort, in der Hoffnung, mich unsichtbar zu machen, Adrian jedoch trat zu Francesca und deutete auf das Rosshaarsofa.
    »Ich bleibe stehen«, sagte sie.
    Es sah aus, als wäre sie eher bereit, barfuß auf Glasscherben zu treten, als im Haus ihrer Schwester Platz zu nehmen.
    Einen Augenblick später kam Burt mit seiner Frau zurück. Das Bild vor meinen Augen verschwamm, als sich Annie Hodge zu Annunzia Sciaparelli verwandelte. Die Frau, die ich im Pfarrhaus angetroffen hatte, war das anonyme Urbild der typischen Putzfrau gewesen – mit Kopftuch, Gummihandschuhen und Staubwedel.

    Die Frau, die jetzt hinter Burt in das sparsam möblierte Zimmer trat, war unverkennbar Francescas Schwester.
    Sie hatte das gleiche kastanienbraune Haar, die gleichen vollen Lippen und den olivenfarbenen Teint, war aber von zierlicherem Körperbau als ihre stattliche Schwester. Außerdem war sie schwanger. Die Hände ins Kreuz gestemmt, blieb sie stehen und sah Francesca müde an.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    »Du warst letzten Sonntag im Pfarrhaus«, sagte Francesca, ohne sich umzudrehen und ihre Schwester anzusehen.
    »Na und?«, sagte Annie. »Ich gehe jeden Sonntag hin, um meinen Lohn abzuholen.«
    »Du hast gehört, wie der Pfarrer und seine Frau über das GladwellSchriftstück sprachen«, fuhr Francesca fort.
    »Na wenn schon«, gab Annie zu. »Aber was hat das mit dir zu tun?«
    Francesca drehte sich langsam um und sah ihre Schwester durchdringend an. »Du kennst die Gewohnheiten der Buntings. Du weißt, wann sie zu Bett gehen und welche Türen sie wahrscheinlich offen lassen.«
    »Und selbst wenn das so ist?«, fragte Annie.
    »Also, jetzt hör mal …«, fing Burt an, um augenblicklich zu verstummen, als Francesca sich zu ihm wandte.
    »Schwierigkeiten mit dem Hof, Burt?«, fragte sie. »Ernte durch die Trockenheit gefährdet?
    Muss dir ganz schön Sorgen machen, besonders wo ein Kind unterwegs ist.«
    »Wir schaffen es schon«, sagte Annie.
    »Du schaffst es immer, nicht wahr, Annunzia?« Francesca verzog verächtlich den Mund.
    »Schließlich hast du es auch geschafft, meinen Verlobten zu heiraten. Du hast es geschafft, dir einen anderen Namen zuzulegen, damit niemand sich erinnert, wessen Tochter du bist. Ich weiß auch, wie du es schaffen wirst, die Rechnungen zu bezahlen, wenn die Ernte schlecht ausfällt.«
    Francesca trat auf sie zu. »Du hast das Dokument im Pfarrhaus gestohlen. Weil du wolltest, dass Dr. Culver bleibt. Du dachtest, du könntest aus der Sache Geld herausschlagen. Du warst bereit, Papas Seele für vierzig Silberlinge zu verkaufen.«
    Annie schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich habe niemals …«
    »Du lügst. Ich weiß, dass du dort warst, auf der Treppe zur Bibliothek. Denn du hast etwas zurückgelassen.« Francesca streckte ihr die Faust hin und öffnete sie langsam. Die Phalera glitzerte matt auf ihrer Handfläche.

    Annie wollte gerade etwas sagen, als das Geräusch von Autoreifen auf Kies von draußen hereindrang, vermischt mit Cäsars lautem, heiserem Bellen.
    Ich erschrak und sprang zur Seite, als eine schwere

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