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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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dankbar an. »Da könntest du recht haben, Lori, aber es ist trotzdem keine gute Idee.« Er schlug die Augen nieder, und ein schwaches Lächeln spielte um seinen Mund.
    »Captain Manning würde mir Pflichtvergessenheit vorwerfen.«
    Verstohlen bedachte ich ihn mit einem unwilligen Blick. Ich hatte gehofft, Nicole würde sich an meine Lüge nicht mehr erinnern, mit der ich Adams Anwesenheit in Wyrdhurst erklärt hatte, aber ich hätte es besser wissen müssen. Was Captain Manning betraf, so vergaß Nicole nichts.
    »Ich freue mich, dass Sie Ihre Aufgabe so ernst nehmen, Adam, aber ich bin sicher, dass G …
    Captain Manning nichts dagegen hat, wenn wir tagsüber ohne Ihren Schutz sind. Es ist doch immer nachts, dass diese seltsamen Dinge passieren.« Sie berührte Adams Hand. »Gehen Sie ruhig wieder auf Ihr Zimmer, und schlafen Sie noch ein paar Stunden. Wenn Lori und ich etwas finden sollten, sind Sie der Erste, der es erfährt.«
    Während ich meinen letzten Bissen Räucherlachs aß, fiel mir auf, dass ich seit dem Anruf in der Fischerhütte nichts mehr von Guy gehört hatte. Ich hätte zu gern gewusst, ob er Nicoles Mann ausfindig gemacht oder den Schuldigen gefunden hatte, der das Tor zu der Militärstraße offen gelassen hatte. Insgesamt jedoch war mir sein Schweigen sehr recht. Vorerst war ich nicht erpicht darauf zu erfahren, wie er reagierte, wenn Nicole ihm dafür dankte, dass er uns Adam als Beschützer geschickt hatte.

    »Es ist ziemlich unheimlich, nicht wahr?«, flüsterte Nicole.
    Der Korridor des Ostflügels lag so gespenstisch vor uns wie das Deck eines gesunkenen Ozeandampfers. Das aufwändige viktorianische Dekor des Hauses endete abrupt im dritten Stockwerk. Keine polierten Tischchen mehr, keine Samtvorhänge und goldgerahmten Ölgemälde. Stattdessen zerschlissene Tapeten, die von den Wänden hingen, angelaufene und schief hängende Wandleuchter, und eine Staubschicht, die alles wie ein gespenstisches, graues Leichentuch bedeckte.

    Die Stille war so unheimlich, dass wir dahinschlichen wie zwei schuldbewusste Kinder, die fürchten, entdeckt zu werden. Ich trug mein Einbrecherkostüm, Nicole einen braunen Pulli und eine Tweedhose, und jede von uns hatte eine Taschenlampe.
    »Tut mir leid, dass es so schmutzig ist«, fuhr Nicole fort. »Aber der Putztrupp kommt nur einmal im Monat hier herauf.«
    »Macht nichts«, sagte ich ebenfalls im Flüsterton. »Das verleiht dem Ganzen doch einen gewissen Reiz.«
    Nicoles Kichern hallte unheimlich von den abblätternden Wänden zurück.
    »Lori«, sagte sie plötzlich mit normaler Stimme, es klang wie ein Schrei. »Hier ist schon jemand vor uns gewesen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Hatch und diese beiden Männer, die du neulich in den Ostturm geschickt hast, sind vor uns hier gewesen.«
    »Aber … warum sollten sie in jeden dieser Räume gegangen sein?«
    Sie leuchtete auf den Fußboden, wo auf dem fadenscheinigen Läufer Reihen verwischter Fu ßabdrücke zu sehen waren, die zu jeder Tür auf diesem Korridor führten.
    »Mrs Hatch?«, versuchte ich eine Erklärung.

    »Die kommt niemals hier herauf, und die Leute der Reinigungsfirma sind schon drei Wochen nicht mehr da gewesen.« Nicole nagte an ihrer Unterlippe. »Wir sollten Adam holen. Nein, noch besser, wir rufen Guy an. Der wird wissen, was zu tun ist.«
    »Angsthase.« Ich hatte keine Lust, Adam zu stören oder Guys Zorn auf mich zu laden, wenn es nicht absolut notwendig war. »Du solltest doch froh sein, dass jemand hier oben gewesen ist.«
    »Warum?«, fragte Nicole.
    »Weil Gespenster keine Fußspuren hinterlassen«, sagte ich ungeduldig. »Komm, lass uns erst mal selbst nachsehen, ehe wir die Männer aufscheuchen.« Ich ging an ihr vorbei, ergriff die Klinke der nächsten Tür und stieß sie weit auf.
    Durch die verblichenen Vorhänge des ehemaligen Schlafzimmers, das schon lange nicht mehr benutzt wurde, drang schwaches Tageslicht. Die Möbel waren mit Tüchern zugedeckt, aber die Teppiche und Läufer waren zusammengeschoben, und im Staub auf dem Fußboden waren Fußspuren. Dasselbe Bild bot sich uns im nächsten Raum, und im nächsten ebenfalls.
    »Glaubst du, dass jemand etwas von dem Schatz weiß?«, fragte Nicole.

    »Wenn dein Onkel nichts davon wusste, wie sollte es dann jemand anderes wissen?« Misstrauisch blickte ich zu beiden Seiten des Korridors. Das Gespenst von Wyrdhurst wurde von Minute zu Minute leibhaftiger. »Waren hier oben auch kleinere Gegenstände, Nicole? Ich meine Dinge

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