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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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wissen als ich, dass es gerade in Flandern unzählige Militärfriedhöfe gibt, aber dies war nicht der Augenblick, um ihn daran zu erinnern.
    »Er hatte Claires Liebe«, sagte ich leise. »Das war doch genug.« Ich legte den Arm in seine Armbeuge. »Es war eine lange Nacht. Ich glaube, wir könnten jetzt alle ein bisschen Schlaf gebrauchen.«
    Er rieb sich die müden Augen. »Ja. Wir reden am Morgen weiter darüber.«
    »Es ist bereits Morgen«, sagte ich, aber Adam antwortete nicht. Er wandte sich um und ging wie ein Schlafwandler hinaus. Nicole und ich folgten ihm, und jeder von uns trauerte um diesen jungen Mann, den wir nie gekannt hatten, und um die junge Frau, die ihn geliebt hatte.

20
    ICH GING NOCH nicht zu Bett. In meinem Flanellnachthemd hockte ich mit angezogenen Beinen auf der Chaiselongue, genoss die Wärme des Kaminfeuers und erzählte Tante Dimity von der Geheimtreppe, vom Turmzimmer und von Edward. Als ich geendet hatte, war ihre erste Reaktion eine Empörung, die mich lächeln ließ.
    Ich kann Leute , die Gespenster nachmachen , einfach nicht ausstehen . Wyrdhurst hat auch ohne diesen dilettantischen Unsinn schon genug Probleme . Ganz abgesehen davon , dass diese Menschen kein Gespür für Feinheiten haben .
    Du hättest dich von diesem Gelächter vom Band doch nicht ins Bockshorn jagen lassen , wenn du nicht unter Claires Einfluss gestanden hättest . Ich verstehe nicht , wie ein Fälscher , der etwas auf sich hält , sich so ein albernes , kindisches Spielzeug aussuchen kann .
    »Vielleicht brachte Jared diesen schwarzen Kasten als Alarmsystem an«, gab ich zu bedenken. »Das Gelächter würde einen Eindringling erschrecken und Jared warnen, dass jemand auf seiner Treppe ist.«

    Dann glaubst du also wirklich , dass Jared dahinter steckt?
    »Er ist der Hauptverdächtige«, erwiderte ich.
    »Er hat ein Motiv, und soweit ich es beurteilen kann, auch die beste Gelegenheit, um es spuken zu lassen.«
    Aber findest du es nicht merkwürdig , dass er nie im Turmzimmer war?
    »Ich bin ziemlich sicher, dass die Tür zum Turmzimmer bis gestern Abend verschlossen war
    …«, sagte ich, »… bis Claire sie für mich aufgeschlossen hat.«
    Und doch konnte sie sich nicht überwinden , selbst hineinzugehen . Ich habe ein schlechtes Gefühl , was das Zimmer anbelangt , Lori .
    Ich hörte ein leises Klopfen, legte das Tagebuch hin und rief: »Herein.«
    Es war Adam. »Ich sah Licht unter deiner Tür«, sagte er. »Darf ich reinkommen?«
    »Natürlich.« Ich nahm die Beine von der Chaiselongue, um ihm Platz zu machen. Er machte die Tür hinter sich zu. Er trug noch immer dieselben Sachen, die er in der Nacht angehabt hatte, und er sah hundemüde aus, als hätte er tagelang nicht geschlafen.
    Als er sich auf die Chaiselongue fallen ließ, sagte ich: »Das wird jetzt lächerlich klingen, weil ausgerechnet ich es sage, aber du gehörst ins Bett.«
    »Ich weiß.« Seine Stimme klang heiser vor Müdigkeit. »Es ist verrückt, nicht wahr? Ich bin völlig platt, aber ich kann nicht schlafen.«
    »Daran bin ich schuld«, sagte ich. »Ich hätte das Vorlesen nicht dir ganz allein überlassen sollen. Ich weiß, wie nahe dir das Schicksal der Soldaten geht, die …«
    »Bitte, Lori«, unterbrach er mich. »Bitte, entschuldige dich nicht. Das könnte ich jetzt nicht ertragen.« Er saß da, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und starrte auf den Boden. »Außerdem sind es nicht die Briefe. Es ist dieses Zimmer, dieses schreckliche Zimmer. Das lässt mich nicht mehr los.«
    »Was das anbelangt, hat Dimity ein sehr schlechtes Gefühl«, sagte ich.
    »Ich auch.« Er drehte sich um und blickte auf das vergitterte Fenster. »Es passt alles zusammen – die Gitterstäbe, das Fernrohr, die Spählö cher im Bild, Claires Angst … Ich muss immer wieder an diesen Stickrahmen denken und an diese traurige Sammlung von Kinderbüchern.«
    Er sah mich an, die Augen vor Müdigkeit gerö tet. »Soll ich dir sagen, wozu dieser Raum gedient hat?«

    Widerwillig nickte ich. Eigentlich wollte ich die Antwort nicht hören.
    »Josiah hat seine Tochter darin gefangen gehalten«, sagte Adam. »Ich glaube wirklich, er hat schließlich ein Gefängnis für sie eingerichtet.«
    Ich sah wieder den abgelegenen, kahlen Raum mit seiner schweren Tür und den schmalen Fenstern vor mir, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Wir befinden uns doch nicht im Mittelalter«, wandte ich ein. »Josiah war kein Feudalherr, der mit den Fingern schnippte und Menschen einfach

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