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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ende und der anderen Seite des riesigen Mahagonitisches. Gina saß neben ihm. Sie schienen sich zu amüsieren, sie plauderten und lachten im vertrauten Ton alter Freunde, und ihre Kumpelhaftigkeit vertrieb meine letzten Zweifel, die ich über die Dauer ihrer Bekanntschaft gehabt haben mochte.
    Ich saß zwischen Lord Elstyn und Simon, und wenn ich nicht gerade meinen Mann beobachtete, lauschte ich dem Gespräch der Männer. Es wurde schnell klar, dass der Earl stolz auf seinen Neffen war, und das mit gutem Grund. Simon saß in den Aufsichtsräten gleich drei großer Firmen und doppelt so vieler Wohltätigkeitsorganisationen. Beide Männer zeigten sich über die verschiedenen Projekte des Westwood Trusts erstaunlich gut informiert und entlockten mir einen enthusiastischen Bericht über die Arbeit, die in Sankt Benedikt geleistet wurde, dem Obdachlosenasyl in Cambridge, das der Trust unterstützte.
    »Ich hörte, Sie lassen sich dort von Zeit zu Zeit sehen?«, fragte der Earl.
    Ich nickte. »Ich habe mich bereits zum Topfschrubber hochgearbeitet.«
    »Erstaunlich«, murmelte der Earl.
    »Bewundernswert«, stellte Simon fest.
    Noch während wir sprachen, dachte ich bereits an das Ende des Mahls. Wenn der Earl seinem Ruf als Edwardianer gerecht werden wollte, würden die Damen dann in den Salon gebeten werden, derweil die Herren zurückblieben und die Weinkaraffe kreisen ließen.
    Und so kam es. Kaum war der letzte Teller abgeräumt, erhoben sich die Damen wie ein Mann, außer Emma und mir, die etwas verspätet reagierten, und überließen die Männer ihrem Port. Emma versuchte, Blickkontakt mit mir aufzunehmen, als wir den Salon betraten, aber Claudia fing sie ab und zog sie zum Kamin.
    Ich schnappte mir Gina Elstyn.
    »Hallo«, sagte ich fröhlich. »Sie sind also Gina.«
    »Und Sie sind Lori.« Gina hatte haselnussbraune Augen und ihr kinnlanges braunes glattes Haar wurde von einem eleganten braunen Samtband zurückgehalten. Ihr Ehering hatte einen Stein von der Größe von Pike’s Peak. »Bill hat mir schon so viel von Ihnen erzählt.«
    »Ach ja?« Ich zog eine Augenbraue hoch.
    »Von Ihnen hat er mir kein Wort erzählt.«
    »Gut so.« Gina sprach mit der kühlen Ruhe einer erfahrenen Geschäftsfrau. »Mein Onkel hat sehr strenge Maßstäbe, was die Vertraulichkeit seiner Angelegenheiten betrifft. Er besteht darauf, dass unsere geschäftlichen Treffen absoluter Geheimhaltung unterliegen.«
    »Ich sage es Ihnen nicht gerne, Gina, aber so geheim ist vieles nicht mehr.« Ich deutete auf Claudia, Emma und Nell, die vor dem Kamin saßen und miteinander plauderten. »Die Elstyns sind hier, eine große glückliche Familie. Schade nur, dass es nicht so ist. Wo sind die Onkel und Tanten bei dieser Feier? Warum hat der Earl nur die jüngere Generation eingeladen? Was geht hier vor?«
    »Es steht mir nicht frei, Ihre Fragen zu beantworten, Lori«, sagte Gina. »Sie verstehen, ich arbeite für meinen Onkel, und ich halte mich an seine Regeln.«
    »Gina!« Claudias Stimme hatte man sicher noch in der nächsten Grafschaft vernommen.
    »Wir sind in der Unterzahl. Nell und Emma pflichten Loris Meinung über Make-up bei!«
    »O Gott«, murmelte ich und rieb mir die Schläfen.
    Gina wandte sich den anderen zu, aber noch bevor sie antworten konnte, ging die Tür auf und Simon betrat den Raum. Er trat sofort auf seine Frau zu und teilte ihr mit, dass man sie im Speisezimmer zu sehen wünschte. Sie nickte mir kühl zu und ging davon, Simon jedoch blieb.

    »Wenn Claudia noch ein Wort über Make-up sagt«, knurrte ich durch zusammengebissene Zähne, »ersteche ich sie mit einem Augenbrauenstift.«
    »Frische Luft?«, schlug Simon vor.
    »Bitte«, antwortete ich dankbar, und wir gingen durch die Terrassentür hinaus.
    In meiner Eile, den Klauen Claudias zu entkommen, hatte ich vergessen, dass es Oktober war und dass mein schwarzes Kleid nicht für die freie Natur geschaffen war. Kaum berührte die kühle Luft meine Haut, begann ich zu zittern.
    Simon bemerkte es, zog sein Jackett aus und legte es um meine Schultern. Er hätte auch seinen Arm dort liegen lassen, wenn ich nicht weitergegangen wäre. Er hatte mich mit zwei schnellen Schritten eingeholt, bot mir stattdessen seinen Arm an und führte mich eine kleine Treppe hinab, die auf die erste Ebene der drei terrassenförmig angelegten Gärten führte.
    Die Feuerwehr war schon lange fort. Die Nacht war still und leise, nur das Gemurmel der Stimmen aus dem Salon drang zu uns heraus. Ein

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