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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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»Pudding« um alles Mögliche handeln konnte, so auch in diesem Fall. »Sirupkuchen.«
    »Das war Winnies Rezept«, sagte Derek. »Vater muss den Koch angewiesen haben, es auszugraben. Vielleicht dachte er, er könne mich damit besänftigen.« Derek schloss die Augen.
    »Als ich den ersten Bissen aß, war es, als säße Winnie mir gegenüber, strahlend, weil sie wusste, wie sehr ich mich freute.«
    Ich schaute zum Tisch und den Stühlen, wo ein lockiger Junge einmal mit klebrigen Händen gesessen hatte, zusammen mit einem strahlenden, mädchenhaften Kindermädchen.
    Derek seufzte. »Winnie versprach mir, auf Clumps aufzupassen, als ich in die Schule musste.«
    »Clumps?«, fragte ich.
    »Mein Elefant«, sagte Derek. »Er war für mich so etwas wie dein Reginald, nur viel mitgenommener. Clumps und ich haben zusammen den Kilimandscharo bestiegen. Wir haben gemeinsam mit Hannibal die Alpen überquert und sind auf dem mächtigen Mississippi gesegelt.
    Clumps und ich waren unzertrennlich, bis zu dem Tag, an dem für mich die Schule anfing.«
    Dereks Summe wurde weicher. »Aber ich wusste, dass Winnie sich um ihn kümmern würde. Ich wusste, dass sie beide auf mich warteten, wenn ich nach Hause kam. Ich hatte ihr so vieles zu erzählen und wünschte mir sehnlichst, dass es endlich so weit wäre …« Derek starrte ins Leere.
    »Aber als ich dann nach Hause kam, war sie fort.«
    »Ist ihr etwas zugestoßen?«, flüsterte ich.
    »Sie wurde gefeuert.« Dereks Lippen zuckten verächtlich. »Da ich sowieso für den größten Teil des Jahres nicht zu Hause war, befand mein Vater, dass ihre Dienste nicht mehr nötig waren. Ich habe sie nie wieder gesehen und auch nie mehr etwas von ihr gehört. Ich war acht Jahre alt.«
    Ich erinnerte mich, wie ich als Achtjährige von der Schule nach Hause zu meiner Mutter kam.
    Ich wusste, dass sie da sein würde, so sicher, wie ich meinen eigenen Namen kannte. Ich stellte mir vor, wie schrecklich es gewesen wäre, wenn sie eines Tages verschwunden gewesen wäre – nicht tot, aber dennoch unerreichbar. Ich fragte mich, wie oft Derek ihr Gesicht in einer Menge gesucht hatte, bevor er sich schließlich irgendwann damit abfand. An seiner Stelle würde ich noch heute nach ihr suchen.
    »Damals habe ich es begriffen«, sagte Derek.
    »Meine Mutter hat das letzte Jahr ihres Lebens in London verbracht, weil mein Vater ein herzloser Mistkerl war. Ich schwor mir damals, nie zu werden wie er.«
    »Das bist du auch nicht«, sagte ich heftig.
    »Nur eine Geschlechtsumwandlung könnte euch noch verschiedener machen.« Ich wollte die schier endlose Liste von Eigenschaften aufzählen, in denen sich Derek von seinem Vater unterschied, aber sein völlig unerwartetes Lachen brachte mich aus dem Konzept.
    »Ich gebe zu, eine Geschlechtsumwandlung habe ich nie in Betracht gezogen.« Fast gegen seinen Willen musste er schon wieder lachen.
    »Emma wäre sicherlich enttäuscht gewesen. Aber das Gesicht meines Vaters hätte ich nur allzu gerne gesehen. Ich hätte eine vortreffliche Viscountess abgegeben.«
    »Ich hätte dich zu gerne mit Stirnreif gesehen«, fügte ich hinzu, und schließlich prusteten wir beide gemeinsam los.
    »Der arme Blackie«, sagte Derek, als er sich wieder erholt hatte. »Es ist wohl schon lange her, dass er den Klang von Gelächter gehört hat.«
    »Haben denn weder Nell noch Peter oder Simons Sohn hier gespielt, als sie klein waren?«, fragte ich.
    »Noch bevor sie gehen konnten, hatten sie ihre eigenen Suiten im Südflügel«, antwortete Derek. »Vater hat seine Enkel stets mehr verwöhnt als mich.«
    »Für ein Zimmer, das so lange nicht mehr benutzt wurde, ist es hier aber ausgesprochen sauber«, sagte ich und fuhr mit dem Finger über den Fensterrahmen. »Schau nur, kein Staub.«
    »Oh, Vater würde es nie zulassen, dass sich so etwas Proletarisches wie Staub auf irgendwelchen Gegenständen in Hailesham niederlässt.«
    Derek schaute sich noch einmal um und schüttelte den Kopf. »Nein, Lori, dieses Zimmer ist voller Geister. Du solltest Rob und Will zum Spielen hierher bringen. Sie würden den Raum wieder mit Leben erfüllen.«

    Ich sah ihn von der Seite an. »Einen der Geister siehst du vielleicht ganz gerne wieder.«
    Als er mich fragend ansah, forderte ich ihn auf, ins Schlafzimmer zu gehen. Er ging durch das Bad hinein, aber ich folgte ihm nicht. Manche Zusammenführungen müssen einfach privat vonstattengehen.
    Er kam erst nach zehn Minuten wieder zurück. Auf seinem Gesicht

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