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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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jemanden gibt , der verrückte und vielleicht gefährliche Dinge tut .
    Schlaf gut , meine Liebe .

    Ich bekam eine Gänsehaut, während Dimitys Handschrift langsam verblasste, und als ich daran dachte, was man mit einem Rasiermesser alles anstellen konnte, war ich doch froh, dass ich es aus dem Kinderzimmer mitgenommen hatte.
    »Was bin ich doch für ein Glückspilz, Regi.«
    Ich legte das Buch auf den Nachttisch und schaltete die Lampe aus. »Ich wollte einen Blick hinter die Kulissen Haileshams werfen, und voilà – was für eine Aussicht.«
    Mittlerweile verstand ich nur allzu gut, warum Derek gegen seine Familie rebelliert hatte. Ihr privilegiertes Leben forderte einen hohen Preis.
    Claudia war alles hinterhergetragen worden, dafür plätscherte sie vornehmlich im Seichten herum. Olivers sensible Seele war schon in seiner Kindheit derart unter Druck geraten, dass er nicht einmal die Liebe zu seinem Bruder offen zeigen konnte. Simon tat mir von allen am meisten leid. Er stand allein und einsam auf einem wackeligen Sockel aus Perfektion.
    Indem er jede Regel seines Vaters missachtet hatte, hatte Derek für sich die schönste Form von Glück gefunden. Er verdiente sein Geld mit einer Arbeit, die er liebte. Er betete seine Frau und seine Kinder an, und sie erwiderten seine Gefühle.
    Sein vollgestopftes, unvollkommenes Herrenhaus vermittelte eine Aura von Zufriedenheit, von Seelenfrieden, der, wie ich jetzt erst verstand, hart erkämpft war.
    Vielleicht, dachte ich, hatte es sein Gutes gehabt, dass Lord Elstyn das Kindermädchen seines Sohnes gefeuert hatte. Es hatte Derek das Herz gebrochen, aber es hatte ihn auch dazu gebracht, die Dinge zurückzuweisen, die nichts wert waren
    – und andere zu entdecken, die es waren.

    Als Bill zu mir ins Bett kam, war ich schon zu schläfrig, um mich mit ihm zu unterhalten, aber wir fanden andere Möglichkeiten, uns sehr nahe zu sein.

15
    BILL WAR SCHON fort, als ich am nächsten Morgen aufwachte, aber dafür war mir sofort nach Lächeln zumute, als ich die Augen aufschlug. Manchmal kann die Realität eben süßer sein als der schönste Traum. Ich rollte mich auf die Seite und blinzelte zufrieden in die Sonnenstrahlen, die durch die Balkontür fielen. Seit unserer Ankunft auf Hailesham hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, wirklich Ferien zu machen.
    Dann fiel mir das Rasiermesser ein, und ich sprang aus dem Bett.
    Ich duschte in Rekordzeit und zog die weiten Hosen an, die ich auch gestern getragen hatte, dazu eine weinrote Seidenbluse. Anschließend fuhr ich kurz mit den Fingern durch meine feuchten Locken, steckte die Utensilien des Briefschreibers in meine Taschen und ging nach nebenan, um Simon das Messer zur Ansicht vorzulegen.
    Auf mein Klopfen hin öffnete mir das rothaarige Dienstmädchen, das seinen Staubwedel nur eben beiseitelegte, um mir mitzuteilen, dass Mr Simon bereits vor einer halben Stunde zum Frühstück hinuntergegangen sei. Ich dankte ihr und machte mich ebenfalls auf den Weg nach unten. Da ich das Rasiermesser schlecht zwischen Räucherhering und Bratwürstchen präsentieren konnte, würde ich Simon nach dem Frühstück für ein kleines Tête-à-Tête entführen müssen – es sei denn, sein Onkel schnappte ihn mir wieder weg.
    Claudia, Oliver, Emma und Derek begrüßten mich, als ich den Speisesaal betrat. Ich wünschte ihnen ebenfalls einen guten Morgen und tat mein Bestes, um die Frustration zu verbergen, die in mir aufgestiegen war, als ich bemerkte, dass Simon fehlte.
    »Ist Simon wieder beim Earl?«, fragte ich, während ich meinen Teller mit den Speisen auf der Anrichte belud.
    »Simon ist ausgeritten«, sagte Claudia.
    Ich ließ meine Gabel fallen. Oliver hob sie für mich auf und überreichte sie Giddings, der sie sofort aus dem Zimmer entfernte.
    »Porridge am Morgen!«, verkündete Derek.
    Er wirkte erstaunlich heiter. »Ich hatte ganz vergessen, wie sehr ich Porridge liebe. Du solltest es mal versuchen, Lori. Es trieft geradezu vor Honig und Sultaninen.«
    »Hast du gesagt, dass Simon ausgeritten ist?«, fragte ich Claudia ungläubig.

    Sie deutete zum Fenster. »Sieh selbst.«
    Ich stellte meinen Teller auf dem Tisch ab und ging zum Fenster hinüber. Mir blieb fast der Mund offenstehen, als ich den galoppierenden Apfelschimmel sah, auf dem eine schlanke Person mit langen Beinen saß, einen schwarzen Samthelm auf dem Kopf, in hohen schwarzen Stiefeln, ledernen Reithosen und mit einem schwarzen Reiterjackett.
    Ich konnte es nicht fassen, dass

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