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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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enttäuscht, wenn auch nicht überrascht. Da die meisten von Bills Mandanten schwierig waren und er sie über drei Monate nicht betreut hatte, war ein gewisses Maß an Komplikationen wohl unvermeidbar.
    Ich verbrachte den Rest des Tages mit quälenden Gedanken an Nicholas. Mindestens ein Dutzend Mal griff ich nach dem Telefon, hielt mir aber jedes Mal vor, ein Anruf wäre feige. Obwohl ich grässliche Angst davor hatte, zu erfahren, dass er unter Liebeskummer oder schlimmen körperlichen Schmerzen litt, sagte ich mir, dass ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht das Mindeste war, was ich ihm schuldete.
    Ich verließ das Cottage früh, um Lilian Bunting im Schulhaus bei der Vorbereitung des Treffens zu helfen und – falls sich eine Gelegenheit ergeben sollte – mit ihrem Neffen unter vier Augen zu sprechen.

    Seit ein Brand 1963 das Rathaus von Finch zerstört hatte, diente das alte Schulhaus als Allzwecksaal. Früher hatte es zwei Klassenzimmer beherbergt, doch dann hatte man die Trennwand entfernt, um einen großen Raum zu schaffen, in dem die Dorfbewohner Treffen abhielten, Theaterstücke aufführten und Ausstellungen organisierten.
    Ich hatte schon an vielen Veranstaltungen im Schulhaus teilgenommen, doch keine war so bedeutend gewesen wie die am heutigen Abend, die in weniger als einer Stunde beginnen sollte. Als ich den Range Rover vor dem Schulhof parkte, war ich mir ziemlich sicher, dass die Ergebnisse, zu denen die handverlesenen Mitglieder des Osternachtskomitees an diesem Abend kommen würden, noch lange in unser aller Erinnerung sein würden, auch dann noch, wenn die Siegerin des »Wettbewerbs um die beste Blumendekoration in einer Soßenschüssel« längst in Vergessenheit geraten war.
    Schmetterlinge mit schweren Stiefeln an den Füßen rumpelten durch meinen Magen, als ich das Schulhaus durch die Flügeltür betrat, meine Jacke in der langen, schmalen Garderobe aufhängte und weiter in den Versammlungssaal ging.

    Kein Mensch war zu sehen, aber ich erkannte auf den ersten Blick, dass Lilian die Vorbereitungen voll im Griff hatte. In der Mitte des Raumes waren zehn Klappstühle kreisförmig aufgestellt, und an der Nordwand stand ein Tisch mit Erfrischungen. Tabletts voller selbst gemachtem Gebäck fanden sich dort, ebenso billige Papierservietten und die buchstäblich unverwüstlichen Tassen, Teller und Löffel, die bei sämtlichen Gemeindeversammlungen verwendet wurden.
    Das gedämpfte Rauschen von Wasser deutete darauf hin, dass jemand, höchstwahrscheinlich Lilian, in der Damentoilette am Waschbecken stand und den gigantischen Wasserkessel für den Tee füllte.
    Die kreisförmige Sitzordnung war neu für mich. Bei allen bisherigen Treffen hatte der oder die Vorsitzende einen erhöhten Platz auf einer Plattform am Kopfende des Saales gegenüber den Versammlungsteilnehmern eingenommen. Ich fragte mich, ob Lilians Kreis den demokratischen Geist fördern –, oder eine Konfrontation provozieren sollte.
    Im Gepäck hatte ich die noch nicht ausgelieferten Ingwerplätzchen der Pyms, die ich am Ende der Versammlung verteilen wollte. Ich platzierte die Schachtel auf dem Tisch neben dem übrigen Gebäck und ließ den Blick noch einmal durch den Raum schweifen – keine Spur von Nicholas. Dann ging die Tür zur Damentoilette auf.
    Es war tatsächlich Lilian, und sie mühte sich mit dem schweren Wasserkessel ab. Sofort eilte ich ihr entgegen, um ihr dabei zu helfen, das Ungetüm in den Saal zu schleppen.
    »Danke, Lori«, seufzte Lilian mit vor Anstrengung gerötetem Gesicht. »Wir nehmen uns ständig vor, einen Teewagen mit Rädern für dieses Monster zu kaufen, aber irgendwie vergessen wir immer, es in den Jahreshaushalt mit aufzunehmen.«
    »Wo ist denn der Pfarrer?«, fragte ich.
    »Ich habe mir gedacht, dass die Versammlung Teddy zu sehr zusetzen würde, und ihn für eine Nacht zu meinem Bruder geschickt.«
    »Und Nicholas?«
    »Er ist noch nicht aus London zurück. Ich nehme an, dass der arme Junge zwischen all den Lastern auf der M40 feststeckt. Seit die Regierung die Eisenbahn kaputtgemacht hat, sind die Straßen zu einem wahren Fegefeuer geworden.«
    »Hast du mit ihm telefoniert?« Ich versuchte, ihr möglichst viele Details unauffällig aus der Nase zu ziehen. »Hat der Arzt ihm gute Gesundheit bescheinigt?«

    »Nicky joggt jeden Morgen fünf Meilen«, erwiderte Lilian trocken. »In seinem Beruf muss man ja auch topfit sein. Von Routineuntersuchungen hat er nichts zu befürchten. Du und ich dagegen

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