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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sagen, aber dann sind wir entweder gestört worden oder er hat sich plötzlich auf die Zunge gebissen.«
    »Vielleicht hat es ja mit diesem Arzttermin zu tun«, meinte Emma. »Vielleicht ist es etwas, das ihn belastet.«
    »Er hat gesagt, das sei reine Routine.«
    »Er könnte es abgetan haben, damit du dir keine Sorgen machst. So wie du ihn schilderst, würde das zu ihm passen.«
    Ja, das passte unbedingt zu Nicholas. Schließ lich war er schon in kleinen Dingen so fürsorglich. Er gehörte zu den Männern, die Frauen die Tür aufhielten, sie um schlammige Pfützen herumführten und ihnen Decken um die Schultern wickelten, wenn sie froren. Ich konnte mir ohne weiteres vorstellen, dass er bereit wäre zu lügen, um mir Kummer zu ersparen. Mir fiel wieder das kurze Zögern ein, bevor er das Wort Arzt in den Mund genommen hatte, und ich bekam ein flaues Gefühl.
    »Du hast Recht!« Ich starrte Emma bestürzt an. »Er ist krank und will nicht, dass ich es weiß!
    Oh, Emma, was, wenn es was Ernstes ist? Was, wenn das der Grund war, warum er noch mal seine Tante und seinen Onkel besucht hat? Ein letzter Besuch, bevor …?«
    »Um Himmels willen, Lori! Beruhig dich.«
    Mit einem belustigten Kopfschütteln schenkte Emma mir nach. »Er liegt noch nicht auf der Intensivstation. Ich habe doch nur eine Überlegung von vielen ins Spiel gebracht. Wer sagt denn, dass wirklich was dran ist?«
    »Aber was, wenn es trotzdem stimmt?« Mein Löffel klapperte aufgeregt gegen die Tasse, als ich Honig hineingab. »Er hätte es mir sagen müssen.«
    Emma verdrehte entnervt die Augen. »Wahrscheinlich gibt es überhaupt nichts zu sagen. Ich habe doch nur ein bisschen ins Blaue spekuliert, Lori. Mach dir keine Sorgen.« Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich weit vor.
    »Noch mal zu den Kätzchen: Welche Farbe würde deinen Jungs denn am besten gefallen?«

    Emma hatte gut reden. Sie war von Natur aus ruhig, gelassen und locker, alles Eigenschaften, die mir fehlten. Als ich heimkam, hatte ich so viele Knoten im Magen, dass ich mich fühlte, als hätte ich einen arabischen Schleier verschluckt.
    Sofort rief ich im Pfarrhaus an, nur um zu erfahren, dass Nicholas bereits nach London aufgebrochen war, wo er laut Lilian auch übernachten wollte. Kurz überlegte ich, ob ich Lilian über den Gesundheitszustand ihres Neffen ausquetschen sollte, verwarf das dann aber wieder.
    Falls Nicholas sie auf Geheimhaltung eingeschworen hatte, würde ich nichts erfahren, und wenn er auch ihr aus Rücksichtnahme die Wahrheit verheimlicht hatte, würde ich sie nur beunruhigen.
    Den Rest des Tages und einen nicht unerheblichen Teil des Abends verbrachte ich damit, Nicholas jede auf dieser Erde mögliche Krankheit anzudichten. Als ich mich schließlich ins Arbeitszimmer setzte, um mit Tante Dimity zu beratschlagen, war ich etwas ermattet.
    Dimity ließ mich gut fünf Minuten hysterisch vor mich hin stammeln, ehe sie schließlich ein einziges Wort schrieb.
    Lori?
    Ich blinzelte die Tagebuchseite an. »Was?«

    Darf ich deine Aufmerksamkeit kurz auf etwas anderes lenken?
    »Worauf?«
    Auf deinen Mann . Bill schätzt dein teilnahmsvolles Wesen , meine Liebe , aber du tätest vielleicht gut daran , dich in deiner Sorge etwas zu mäßigen , sonst missversteht er sie am Ende noch .
    Ihm leuchtet vielleicht nicht ein , warum du dich wegen eines Bekannten in solche Angstzustände hineingesteigert hast . Ich kann das nachvollziehen , aber er vielleicht nicht .
    »Du verstehst mich?«
    Ich mag mich von dieser Welt verabschiedet haben , Lori , aber meinen Verstand habe ich mir bewahrt . In unseren letzten Gesprächen hast du mehr Interesse an Nicholas als am Mord zum Ausdruck gebracht .
    »Aber nur, weil ich Nicholas einfach mag!«, rief ich heftig. »Prunella Hooper dagegen ist mir schnurzegal. Wie ich das sehe, ist ihr Tod eine wahre Wohltat für Finch. Warte nur ab, bis du erfährst, was sie Peggy Taxman angetan hat.«
    Ich warte doch schon .
    Wenn Schriftzeichen Ironie ausdrücken können, dann taten die von Dimity das ganz gewiss.
    Ich verstand den Wink und schilderte zum zweiten Mal an diesem Tag Peggys Geschichte mit all ihren traurigen Einzelheiten.
    Dimity antwortete nicht sogleich. Es dauerte lange, bis ihre Buchstaben sich über die Seite kringelten. Hatte sie vielleicht Bedenkzeit benö tigt, um ihr altes Bild von Peggy als Furie und das neue vom geschundenen Opfer unter einen Hut zu bringen?
    Arme Mrs Taxman . Ich wusste , dass bei ihr mehr

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