Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Aufgabe übernehmen, den Wirt zu befragen.
    Nell und ich waren gerade dabei, ihm unsere gänzlich unabhängigen, jedoch auffällig ähnlichen Meinungen mitzuteilen, wobei die Worte »fähig, uns um uns selbst zu kümmern« wie ein gemeinsamer Refrain erklangen, als wir durch ein Geräusch aufgeschreckt wurden, das aus einem anderen Zeitalter zu kommen schien.
    Das Getrappel von Hufen erklang, sowie ein lautes Wiehern, gefolgt von dem Geräusch von Reitstiefeln, die auf den Asphalt knallten, als eine großgewachsene Frau keine zehn Meter von uns von einem Fuchswallach absaß. Die Frau schien jenseits der mittleren Jahre zu sein, jedoch bewegte sie sich mit der natürlichen Grazie einer Sportlerin und bot in ihrer hellbraunen Reithose, der eng anliegenden schwarzen Jacke, den glänzenden schwarzen Stiefeln und der schwarzsamtenen Kappe einen stattlichen Anblick. Ihr Haar war grau und ihr Gesicht wettergegerbt, aber ihre vollen Lippen, die hohe Stirn und die dunklen Augen verrieten, dass es sich um eine Nachfahrin der berüchtigten Julia Louise handelte.
    »Ist das Ihr Bus?«, fragte sie und deutete mit der Reitpeitsche auf die Limousine.
    Mein Mund blieb vor Staunen offen, als Paul auf die stattliche Frau zutrat und sich in seiner ganzen Schmächtigkeit direkt vor ihr aufbaute.
    »Ja, Madam«, erklärte er. »Und es tut mir Leid, wenn ich Sie in irgendeiner Weise behindert haben sollte.«
    »Sie haben mich noch nicht behindert«, sagte die Frau jetzt in weniger scharfem Tonfall, »aber ich erwarte gleich einen Pferdeanhänger, der hier vorbei muss und bestimmt an Ihren Stoßstangen hängen bleiben würde. Bitte, fahren Sie den Wagen weg.«
    »Sehr wohl, Madam«, sagte Paul. »Ich kümmere mich darum.« Er legte zwei Finger an die Stirn, da er seine Mütze in der Hand hielt, und ging zur Limousine.
    Befriedigt sprang die Frau wieder in den Sattel, beruhigte ihr tänzelndes Pferd und trabte hoheitsvoll aus dem Dorf, wobei sie die gleiche Straße nahm, auf der wir gekommen waren. Nell und ich wechselten ungläubige Blicke, dann rannten wir zum Wagen und ließen uns auf den Rücksitz fallen.
    »Paul«, rief ich, »folgen Sie dem Pferd!«
    Auch das breiteste Stück der Hauptstraße von Lastingham war nicht sehr breit, aber mit dem un
    übertroffenen Geschick des Londoner Taxifahrers vollführte Paul eine Fünfzehnpunktewendung ohne die kleinste Berührung und drehte die Limousine in die entgegengesetzte Richtung. Der Motor heulte auf, der Wagen schoss vorwärts, und unter den Blicken einiger Neugieriger, die aus den Blacksmith’s Arms gekommen waren, rasten wir die steile Straße hinauf, die aus dem Dorf führte. Als wir auf der Hügelkuppe angekommen waren, sah Nell Pferd und Reiterin, die nur eine Viertelmeile vor uns eine meterhohe Steinmauer mit einem atemberaubenden Satz nahmen.
    »Sie reitet querfeldein«, rief Nell. »Das Dach, Paul! Offnen Sie das Dach!«
    Paul drückte auf einen Knopf, das Dach glitt zurück und der Wind zerrte an Nells blonden Locken, als sie Kopf und Schultern durch die Öffnung schob. Ich legte den Arm um ihre Knie, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor, während sie auf den Zehenspitzen stand und ihren Hals reckte, um über Hecken und Mauern sehen zu können. »Sie reitet parallel zu uns«, rief Nell von oben. »Weiter, Paul, aber nicht zu schnell. Wir dürfen sie nicht überholen.«
    Paul verringerte die Geschwindigkeit trotz der Anfeuerungsrufe von Nell immer mehr, bis das Löwengebrüll des Motors zum Schnurren eines Kätzchens geworden war und wir nur noch langsam dahinkrochen.
    »Was machen Sie?«, schalt Nell und kam durch das geöffnete Dach herunter ins Innere des Wagens. »Sie ist meilenweit voraus! Jetzt holen wir sie niemals mehr ein.«
    »Brauchen wir auch nicht, Mylady«, erklärte Paul und sah sie im Rückspiegel an. Er bog elegant nach rechts ab, fuhr zwischen zwei steinernen Vierkantpfeilern hindurch und kam auf dem Kiesbelag eines Hofes zum Stehen. Er drehte sich zu Nell um und sagte: »Eben war da ein Mühlstein, der halb im Boden versunken war, auf dem ganz deutlich Cobb Farm eingemeißelt war. Von dort oben, wo Sie waren, Mylady, haben Sie ihn wahrscheinlich übersehen .« Nell und ich stiegen eilig aus.
    Nell sah sich den Hof an, dann ließ sie ihren Blick über die Landschaft der Umgebung schweifen. »Ich glaube, dies ist der Ort, an den brave Pferde kommen, wenn sie gestorben sind.«
    Ich verstand, was sie meinte. Cobb Farm war von weiten grünen Hügeln und üppigen

Weitere Kostenlose Bücher