Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Erdboden verschluckt. Ich werde in Schrittgeschwindigkeit heimfahren müssen.«
    »Was ist mit den Jungs?«, fragte ich besorgt.
    »Sind sie noch auf Anscombe Manor?«
    »Sie sind daheim bei Annelise«, beruhigte mich Bill. »Mr Barlow hat sie im Cottage abgeliefert, bevor die Brühe richtig dicht geworden ist.«
    »Dem Himmel sei Dank!«, seufzte ich. Dann lenkte mich für einen Moment Hamish ab, der ins Wohnzimmer gehüpft kam und ein zu einem Ball zusammengeknülltes Papier vor sich herschob wie ein Eishockeyspieler den Puck. Ich verfolgte fasziniert, wie er die Pfoten gegen den Perserteppich stemmte, mit dem Hinterteil wackelte, den Ball mit einem plötzlichen Stoß hinter das Regency-Bücherbord beförderte und hinterherhechtete.
    »Wo hast du denn das gefunden?«, fragte ich.
    »Wo habe ich was gefunden?«, wollte Bill wissen.

    »Entschuldige, ich hab nicht mit dir gesprochen, sondern mit dem Kater«, erklärte ich. »Er hat einen Papierball gefunden, und der ist nicht von mir.«
    Kurzes Schweigen trat ein. Dann: » Kater? «
    »Äh. Ja. Ein Kater.« Während ich Bill von meinem ungeladenen Gast erzählte, haderte ich stumm mit mir, weil ich die Küchentür in meiner Hast offen gelassen hatte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der geheimnisvolle Hamish ist, den Miss Beacham im Krankenhaus so vermisst hat«, schloss ich. »Und ich kann gut verstehen, warum sie ihn mochte. Zum einen ist er wunderschön, und dann ist er selber wie ein kleiner Ball. Für eine allein lebende Frau wäre er ein guter Gefährte.«
    »Das wäre er bestimmt«, meinte Bill, »aber du kannst ihn nicht ins Randolph mitnehmen. Was willst du jetzt mit ihm machen?«
    Der Papierball schoss hinter dem Bücherbord hervor, und Hamish schoss hinterher. Er jagte ihn zur Queen-Anne-Couch und verpasste ihm einen wilden Hieb, sodass er über den Teppich schlitterte und vor meinen Füßen liegen blieb, woraufhin der Kater das Interesse an seinem improvisierten Spielzeug verlor. Einen Moment lang striegelte er seinen glänzenden schwarzen Pelz, dann sprang er auf die Couch und begann erneut, seine Schnurrhaare zu reinigen. Er wirkte an diesem Platz vollkommen ungezwungen, ganz so, als gehörte nach der Speisung die Körperpflege vor dem Kamin zu seinen festen Gewohnheiten.
    »Ins Randolph darf ich ihn nicht mitnehmen«, sagte ich langsam. »In der Wohnung kann ich ihn nicht allein lassen, und ich kann ihn unmöglich in den Regen rauswerfen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sollte ich die Nacht hier verbringen und mir überlegen, was ich morgen mit ihm mache. Am besten rufe ich Miss Beachams Anwalt an und frage ihn, ob ich das Gästezimmer benutzen darf.«
    »Von Hamish würde ich ihm aber nichts sagen«, warnte Bill. »Mr Moss hat vielleicht kein so weiches Herz wie du.«
    »Ich werde schweigen wie ein Grab«, versprach ich. »Und wenn Mr Moss mir das Übernachten hier verbietet, dann kampieren Hamish und ich eben vor St. Benedict’s. Julian wird sicher nichts dagegen haben, zwei Obdachlose mehr durchzufüttern.«
    »Kaum. Schließlich ist es Julians Lebensinhalt, Obdachlose durchzufüttern«, lachte Bill. Wir plauderten noch eine Weile, ehe wir uns schließlich eine gute Nacht wünschten.
    Kaum herrschte wieder Stille, fischte ich Miss Beachams Brief aus meiner Umhängetasche und gab die Nummer der Anwaltskanzlei Pratchett & Moss in mein Handy ein. Eine Frau mit jugendlicher Stimme meldete sich. Als ich ihr meinen Namen nannte, verband sie mich sofort mit Mr Moss.
    »Guten Tag, Mrs Shepherd«, begrüßte er mich.
    Sein sachlicher Ton und der gepflegte Akzent lie ßen das Bild von einem bestens gekleideten weiß haarigen Herrn vor mir erstehen, der dressierte Jagdhunde lieber mochte als verspielte Katzen.
    Trotzdem war er mir auf Anhieb sympathisch, wenn auch nur aus dem Grund, dass er meinen Namen richtig hingekriegt hatte. Die meisten sprachen mich mit dem falschen Namen an, weil sie dachten, ich hätte mit der Hochzeit den meines Mannes angenommen. Mein Mann hieß Bill Willis, aber ich war Lori Shepherd und würde das immer bleiben.
    »Guten Tag, Mr Moss«, grüßte ich zurück. »Ich rufe von Miss Beachams Wohnung aus an.«
    »Haben Sie sich schon entschieden, welche Stü cke Sie an sich nehmen möchten?«, fragte er.
    »Meine Mandantin dachte, dass das Sheraton-Zylinder-Pult von besonderem Interesse für Sie sein könnte.«
    »Es ist grandios«, erwiderte ich. »Aber das gilt auch für alles andere. Die Möbel sind so verlockend,

Weitere Kostenlose Bücher