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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Nachthemd in der Boutique Carrington-Smith und mein Abendessen im großartigen Gateway to India, dessen Inhaber zufällig Julians Freund …
    »Mr Mehta!«, rief ich, als ich den dritten Namen auf der Liste fand. »Kein Wunder, dass mir der Name so bekannt vorkam!«
    Miss Beacham hatte noch andere Namen in die Liste aufgenommen, insgesamt fünfzehn. Auch wenn ich vom Balkon aus nicht alle Schilder in dieser belebten Durchfahrtsstraße lesen konnte, hätte ich sofort meinen kanariengelben Range Rover darauf verwettet, dass jeder einzelne Name für einen Laden in der Nachbarschaft stand.
    Nach meiner Entdeckung war ich dermaßen verdattert, dass es eine ganze Weile dauerte, bis mir klar wurde, welchen Sinn der Zettel möglicherweise hatte. Ursprünglich hatte ich angenommen, Miss Beacham hätte eine Liste mit ihren Verbindlichkeiten bei Geschäftsleuten zusammengestellt. Andererseits war dem Namen»Mehta«die Zahl »700« gefolgt, und siebenhundert Pfund Schulden bei einem Restaurant erschienen mir bei einer alleinstehenden Frau schrecklich viel.
    »Was, wenn sie ihnen kein Geld schuldete? «, flüsterte ich. »Was, wenn sie ihnen Geld hinterlassen hat?«
    Wenn ich mir vor Augen hielt, dass Miss Beacham Leuten Geld vererbt hatte, die sie überhaupt nicht kannte – Julian Bright und Mr Barlow beispielsweise –, dann erschien es mir überhaupt nicht abwegig, dass sie ähnliche Geschenke auch Ladeninhabern gemacht hatte, die sie in ihrer Zeit in der St. Cuthbert Lane kennengelernt hatte.
    »Und wenn sie die alle kannte«, murmelte ich,
    »muss sie auch ihnen ein Begriff gewesen sein.

    Vielleicht hat sie ihnen von Kenneth erzählt. Immerhin war sie Stammkundin. Und gute Geschäftsleute plaudern immer mit ihren Stammkunden.«
    Aber würden sie auch mit mir plaudern? Als feste Kundin konnte man mich beim besten Willen nicht bezeichnen – ich wohnte nicht in Oxford und war noch nicht mal Engländerin. Sie hatten allen Grund, einer Ausländerin zu misstrauen, die bei ihnen hereingeschneit kam und sich nach einer Frau erkundigte, die ihnen möglicherweise in ihrem Testament Geld hinterlassen hatte.
    Gegen das braune Metallgeländer gelehnt, grü belte ich darüber nach, was wohl die beste Methode wäre, misstrauische englische Ladeninhaber in eine Plauderei zu verwickeln, als ich eine bekannte Gestalt um die Ecke biegen und die St. Cuthbert Lane hinuntereilen sah.
    »Hey, Gabriel!«, rief ich von oben.
    Gabriel Ashcroft zuckte zusammen und hob langsam und ängstlich die Augen, als erwartete er, dass ihm gleich ein mit Wasser gefüllter Luftballon an den Kopf geschleudert werden würde.
    »Warten Sie bitte einen Moment!«, schrie ich.
    »Ich komme runter!«
    Ich konnte mein Glück nicht fassen. Wenn es mir gelang, Gabriel davon zu überzeugen, dass ich nicht immer eine selbstgerechte Zimtzicke war, zeigte er sich vielleicht bereit, als mein einheimischer Führer aufzutreten.

    Zu meiner Erleichterung wartete Gabriel tatsächlich auf mich. Als ich aus dem Haus trat, bemerkte ich mit einigem Interesse, dass er heute nicht wie ein Flüchtling aus dem Obdachlosenasyl aussah.
    Die farbfleckige Jeans hatte er gegen eine saubere Khakihose getauscht und die ausgetretenen Sandalen durch braune Lederschuhe ersetzt. Unter dem Kragen seines schwarzen Regenparkas lugte ein hellroter Rundhalspullover hervor, und sein kurzes Haar war ordentlich gekämmt. Er beäugte mich misstrauisch.
    »Hi«, begrüßte ich ihn fröhlich und blieb wenige Schritte vor ihm stehen. »Ich habe vor, die Diplomatenlaufbahn einzuschlagen, und da hab ich mich gefragt, ob Sie mir vielleicht den einen oder anderen Tipp geben könnten.«
    Gabriel wagte ein vorsichtiges Lächeln, und der argwöhnische Ausdruck in seinen Augen wurde weicher. »Na ja«, begann er und legte den Kopf schief,
    »das mit dem Briefchen war ein netter Zug. Danke.«
    »Ich habe jedes Wort so gemeint, wie ich es geschrieben habe.« Ich blickte an ihm vorbei zur Travertine Road. »Haben Sie im Moment was Besonderes vor? Wenn nicht, dürfte ich Sie dann zum Mittagessen einladen? Es ist Tradition, dass man einen Friedensvertrag mit einem gemeinsamen Essen besiegelt.«
    »Das ist doch nicht nötig«, wiegelte Gabriel ab.
    »O doch«, widersprach ich. »Ich würde mich dann ein kleines bisschen weniger schrecklich fühlen, nachdem ich Sie gestern Abend so fürchterlich runtergeputzt habe. Außerdem verbinde ich eine Absicht damit. Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten und muss Ihnen dazu etwas

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