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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Balkon aus gesehen«, entgegnete ich. »Eine anglikanische Kirche, nehme ich an.«
    »Anglikanische Hochkirche. Father Musgrove und ich sind alte Freunde, auch wenn er Ihnen sagen wird, dass unsere Freundschaft ausschließlich auf unserer gemeinsamen Liebe zu gutem Essen beruht. Nur ein paar Häuser weiter von seiner Kirche gibt es ein wunderbares indisches Restaurant.«
    »Gateway to India«, sagte ich. »Ich habe gestern Abend das Chicken Tikka Masala probiert. Es war köstlich.«
    »Wir müssen mal zusammen hingehen«, schlug Julian vor. »Bei der Gelegenheit werde ich Ihnen den Eigentümer vorstellen. Sie werden Mr Mehta mögen.«
    »Mehta?«, fragte ich verwirrt.
    »Kennen Sie ihn denn schon?«
    »Nein, aber der Name kommt mir irgendwie bekannt vor, ich weiß nur nicht, warum.« Fieberhaft kramte ich in meinem Gedächtnis – ohne Erfolg. Irgendwann würde es mir schon einfallen, tröstete ich mich und konzentrierte mich wieder auf Julian. »Wie auch immer, nachher kehre ich in Miss Beachams Wohnung zurück. Glauben Sie, ich kann einfach bei Father Musgrove vorbeischauen und kurz mit ihm über Miss Beacham reden?«

    »Ich bezweifle, dass sie Father Musgroves Gemeinde angehörte«, meinte Julian. »Er ist ein unglaublich fleißiger, gewissenhafter Priester. Wenn er sie gekannt hätte, kann ich Ihnen garantieren, dass er sie jeden Tag im Radcliffe besucht hätte.
    Aber ich rufe ihn an und sage ihm, dass Sie zu ihm wollen. Vielleicht weiß er ja trotzdem was Nützliches.«
    »Ich kann nur noch nicht genau sagen, wann ich es zur St. Paul’s schaffe«, sagte ich.
    »Selbstverständlich.« Julians Stimme verriet ein belustigtes Glucksen. »Sie haben Miss Beachams Bücher noch nicht untersucht, und die könnten Sie durchaus ablenken. Ich werde ihm sagen, dass er Sie gegen drei erwarten soll, es aber später werden kann.«
    Wir tranken unseren Tee aus und verabschiedeten uns. Julian wollte in seinem Büro einen Stoß mit Papierkram in Angriff nehmen, und ich hatte ein schönes Kuddelmuddel in der St. Cuthbert Lane zu entwirren.

    Der Himmel war eine Spur heller als am Vortag, blassgrau statt rußig, doch die Sonne blieb faul und machte keinerlei Anstalten, die nasskalte Luft, die einem bis in die Knochen drang, zu vertreiben.
    Nun, ich war gewappnet. In Erwartung eines weiteren stürmischen Tages hatte ich mich in eine warme Thermohose, einen zotteligen Wollpullover und meine bewährte Regenjacke gehüllt.
    Ohne unvorhergesehene Umwege und mit nur wenigen panischen Schreien schlug ich mich von der St. Benedict’s Church in die Travertine Road durch. Dort war der Verkehr allerdings so dicht, dass ich Zeit hatte, mir die Namen der Geschäfte zu notieren. Einige kamen mir merkwürdig bekannt vor, doch das führte ich auf meinen Kaufrausch gestern Abend zurück, und statt weiter zu grübeln, konzentrierte ich mich darauf, die richtige Einfahrt zu der kleinen Parkfläche hinter Miss Beachams Haus zu finden.
    Als ich den Eingang erreichte, klingelte ich pflichtschuldig bei den anderen Bewohnern – wobei ich geflissentlich darauf achtete, den Namen G .
    Ashcroft auszulassen –, doch niemand reagierte.
    Überrascht war ich eigentlich nicht, denn es war ja noch mitten an einem Arbeitstag. Zerstreut bückte ich mich nach einem zerknitterten Werbeprospekt, der den Weg in den Papierkorb unter dem Tisch nicht gefunden hatte, und erstarrte jäh, als das viele Altpapier eine Erinnerung auslöste.
    »Stanleys Spielzeug«, murmelte ich beim Gedanken an das zu einem Ball zusammengeknüllte Stück Papier, mit dem der schwarze Kater durch Miss Beachams Wohnzimmer getollt war und es am Schluss vor meine Füße befördert hatte. Ich hatte es auseinandergefaltet, gelesen und dann bis zu diesem Augenblick vollkommen vergessen. »Das war doch eine Liste voller Namen und Zahlen …«
    Ich warf den Zettel in den Papierkorb. Auf einmal war ich viel zu aufgeregt, um auf den Aufzug zu warten. Ich stürmte die Treppe hoch, sperrte eilig auf und rannte vorbei am Bücherregal, ohne es eines einzigen Blickes zu würdigen, zum Zylinderpult, wo ich das Papier gelesen hatte. Ich fand es sofort und trat damit auf den Balkon hinaus.
    Jetzt erkannte ich auf den ersten Blick, dass die Namen auf der Liste identisch waren mit denen auf den Schildern und Schaufenstern der Geschäfte in der Travertine Road, in denen ich gestern gewesen war. Meine Lebensmittel hatte ich im Chalmer’s Corner Shop gekauft, die Toilettenartikel in der Drogerie Formby, das

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