Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Ashcroft. Gabriel, das ist Blinker McKay.«
    Beide Männer murmelten etwas, das sich wie ein äußerst unaufrichtiges »Sehr erfreut« anhörte.
    Ich wandte mich an Gabriel. »Könnten Sie Blinker und mich bitte einen Moment allein miteinander reden lassen? In der Gegenwart Fremder fühlt er sich immer etwas befangen.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Gabriel misstrauisch.
    Als ich nickte, trat er widerwillig vor zur Straße, von wo er mich und meinen sonderbaren Gefährten immer noch gut im Auge behalten konnte.

    »Okay, Blinker«, begann ich, sobald wir allein waren. »Was ist los?«
    »Father Bright hat mir gesagt, dass ich Sie suchen soll«, erklärte er mir mit gesenktem Kopf, den Blick auf seine Schuhe gerichtet.
    »Sie haben gute Arbeit geleistet. Hier bin ich.«
    »Nur bin ich jetzt kaum noch in der Ecke hier.«
    Erneut sah sich Blinker nervös um. »Früher schon, aber jetzt nich’ mehr.«
    Damit war erklärt, warum er sich angeschlichen hatte, statt offen auf mich zuzugehen. Wenn ein Bettler einen Stammplatz aufgab, dann war er in der Regel vertrieben worden, und zwar von Ladeninhabern, Polizisten oder auch von rabiaten Konkurrenten. Jemand hatte Blinker so schreckliche Angst eingejagt, dass er sich nicht mehr in die Travertine Road traute.
    »Niemand wird Sie belästigen, solange ich dabei bin«, versprach ich ihm.
    Blinkers Augen flackerten ängstlich zu Gabriel hinüber. »Und was is’ mit dem da?«
    »Er weiß, dass Sie mein Freund sind. Er wird Ihnen nichts tun.«
    Blinkers Blick kehrte zu seinen Schuhen zurück.
    »Father Bright hat mir gesagt, dass ich mit Ihnen reden soll.«
    »Über Miss Beacham?«, fragte ich voller Hoffnung.

    »Father Bright hat uns gesagt, dass Sie ihren Bruder suchen«, erklärte er.
    Mein Herz setzte einen Schlag aus, doch ich zü gelte meine Aufregung. »Wissen Sie, wo ihr Bruder ist?«
    Blinker schüttelte den Kopf.
    »Was wissen Sie denn?«, setzte ich nach.
    »Ich weiß was über sie. Sie is’ regelmäßig hier vorbeigekommen. Und hatte immer ein Pfund für den alten Blinker übrig. Manchmal auch ’n Brot –
    selber gebackenes mit Rosinen. Und sie hat sogar mit mir geredet. ›Wie geht’s Ihnen denn heute?‹
    oder ›Hoffentlich ist Ihnen warm genug‹ oder ›Bis Montag‹ – solche Sachen eben.«
    »Bis Montag«, wiederholte ich nachdenklich.
    »Ist sie Ihnen auch am Wochenende begegnet?«
    »Da hat sie nich’ gearbeitet. Aber von Montag bis Freitag hätte man die Uhr nach ihr stellen können, so regelmäßig kam sie.«
    Mein Herz vollführte einen kleinen Freudensprung. »Wissen Sie denn, wo sie gearbeitet hat?«
    »Ja, Missus. Gegenüber vom Café, in dem Haus mit der grünen Tür. Das is’ alles, was ich weiß, aber Father Bright hat mir gesagt, dass ich Ihnen das verklickern soll.«
    »Ich werde Father Bright berichten, dass Sie den Auftrag bravourös ausgeführt haben, Blinker.« Ich zog einen Fünfpfundschein aus der Umhängetasche und drückte ihn ihm in die Hand. »Vielen Dank für die Mühe.«
    Blinker stopfte sich das Geld in die Hosentasche, dann hob er leicht den Kopf. »Sie is’ tot, nich’
    wahr?«
    »Ja. Sie ist vor vier Tagen im Krankenhaus gestorben.«
    »Das dachte ich mir schon. Sie hat danach ausgesehen. So große Augen, wissen Sie, und das Gesicht so schrecklich blass. Schade. Sie hatte immer ein Pfund für den alten Blinker übrig. Und ein freundliches Wort.« Er verstummte für einen Moment, dann hob er den Kopf noch ein bisschen mehr. »Sagen Sie, Missus, sie hätte doch nix dagegen, wenn ich bei der Beerdigung auch dabei wär, oder?«
    »Bestimmt nicht. Sie würde sich sogar freuen.

Leider ist die Beerdigung erst mal verschoben worden. Ich sag Ihnen Bescheid, sobald ich den Termin weiß.« Ich wollte ihm schon eine Hand auf die Schulter legen, zog sie aber rasch wieder zurück.
    Blinker geriet leicht in Panik, wenn man ihn be-rührte. »Möchten Sie, dass ich Sie begleite, bis Sie sich sicherer fühlen, Blinker?«
    »Nein, Missus. Ich kenn die richtigen Schleich-wege. Mir passiert schon nix.« Ein Zucken, ein Nicken, dann schlurfte Blinker tiefer in den Durchgang, weg von der lärmenden Kakophonie der Travertine Road.
    Ich wartete, bis er mit den Schatten verschmol-zen war, ehe ich zu Gabriel zurückkehrte.
    »Sie haben ja reichlich schillernde Freunde«, bemerkte er.
    »Warten Sie, bis Sie Big Al gesehen haben!«, lachte ich.
    »Kennen Sie tatsächlich Typen, die sich Big Al nennen?«, fragte Gabriel ungläubig.
    »Ich mache ihm

Weitere Kostenlose Bücher