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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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förmlich hinunter. Instinktiv hatte ich das Geländer umfasst, das mich vor einem Sturz bewahrte, aber nicht verhindern konnte, dass ich zahllose Male gegen die Mauer prallte. Als mir plötzlich ein Schwall kalter Luft entgegenschlug, stieß ich einen panischen Schrei aus und lief noch schneller. Die kalte Luft konnte nur bedeuten, dass die Pforte zum Küstenpfad geöffnet worden war. Jemand trug Will in den Sturm hinaus !
    Ich sprang die letzten Stufen hinunter, schlitterte über den regennassen Boden und jagte zur offenen Tür hinaus. Der Wind war so heftig, dass ich zur Seite taumelte, und der mir ins Gesicht peitschende Regen raubte mir fast die Sicht.
    Ich hielt mir eine Hand an die Stirn, um die Augen zu schützen. Im grellen blauen Licht eines Blitzes bemerkte ich eine große, hagere Gestalt, die weit vor mir mit mächtigen Schritten auf den Ausblick zustrebte. Und sie zerrte Will und Rob hinter sich her.
    Der Mann musste entsetzliche Kraft haben.
    Meine Jungs waren groß für ihr Alter, doch er schleifte sie mit, als wären sie Stoffpuppen. Als sie stolperten, riss er sie hoch, ohne stehen zu bleiben.
    Abaddon !, schoss es mir durch den Kopf, und der bloße Gedanke verwandelte meine Furcht in kalte Wut. Den Kopf gegen den niederprasselnden Regen eingezogen, stürzte ich ihnen hinterher.
    Aus dem eingesunkenen Weg war ein Sturzbach geworden. Ohne darauf zu achten, dass ich auf dem tückischen Gelände jederzeit ausrutschen konnte, stürmte ich weiter und spähte angestrengt nach vorne, sobald ein Blitz durch die Dunkelheit zuckte. Schließlich bemerkte ich, dass die Schattengestalt anhielt. Sie war am Aussichtspunkt angekommen.
    Mit einem Schütteln aus dem Handgelenk hätte der Mann Will und Rob ins Meer schleudern können, doch stattdessen warf er sie auf den Schlachtstein. Dort lagen sie nun keuchend und benommen, während Abaddon über ihnen das Kreuzzeichen schlug. Einen Moment lang starrte er sie an, dann wirbelte er herum, ging mit Riesenschritten zur Kante und pflanzte sich mit weit ausgebreiteten Armen vor dem Meer auf, wie um etwas von ihm zu erflehen.
    Ich schwang mich über die Felsbrocken, die den Pfad begrenzten, und kletterte weiter, bis ich mich unmittelbar über dem Schlachtstein auf einer Geröllhalde niederkauerte. Bald schlossen sich meine tastenden Finger um einen glatten Stein, der sich anfühlte wie ein Kricketball und auch dieselbe Größe hatte. In dem Moment, da Abaddon wieder zu meinen Söhnen herumwirbelte, richtete ich mich auf und schleuderte den Stein mit aller Kraft in seine Richtung. Abaddons Kopf flog nach hinten, und er sackte zu Boden, als hätten sich seine Beine in Staub verwandelt.
    Ich schlitterte zum Schlachtstein hinunter und zog Will und Rob an meine Brust. Sie waren barfuß und trugen nichts als ihre Schlafanzüge.
    »Ich bin da, Kinder«, keuchte ich. »Mummy ist da.« Ein Schluchzen ließ mich verstummen, als ihre Arme sich um meinen Hals schlossen. Ich blinzelte meine Tränen weg, hob die Jungs sanft vom Fels herunter und kletterte hinterher. Ein schneller Blick zeigte mir, dass sie verängstigt, aber unverletzt waren.

    »Er hat Andrew wehgetan!«, schrie Will.
    »Das ist ein böser Mann!«, rief Rob wütend.
    »Das weiß ich«, sagte ich und küsste ihre Gesichter ab.
    »Hast du ihn umgebracht?«, fragte Rob und spähte zu dem reglos daliegenden Mann hinüber.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich. »Und deswegen will ich, dass ihr, so schnell ihr könnt, zur Burg zurückrennt. Dass ihr mir nicht stehen bleibt, was auch passiert. Rennt zur Burg und holt Damian. Könnt ihr das für Mummy tun?«
    Bevor die Jungs antworteten, sah ich, wie Abaddon sich regte. » Rennt !«, schrie ich und stieß sie in die Richtung der Burg.
    Sie liefen auch sofort los, platschten mit weiß in der Dunkelheit schimmernden nackten Füßen den Weg hinunter, der in ein gespenstisch zuckendes Licht getaucht dalag. Ich betete zu Gott, dass die Böschung des eingesunkenen Pfads meine Söhne schützen würde, bis sie die Burg sicher und wohlbehalten erreichten. Dann packte ich wieder einen Stein, einen, der nicht so klein und handlich war wie der erste, und trat Abaddon entgegen. Mich konnte er zur Not haben, aber meine Söhne würde er nicht bekommen.
    Ich war keine fünf Meter von ihm entfernt, als er langsam einen Arm hob und auf mich richtete.

    Ein Aufblitzen, ein kurzer, trockener Knall, und ich spürte einen Schlag an der Schulter, der mich herumriss und zu Boden schleuderte.
    Die

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