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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ich habe gemerkt, dass du mich erkannt hast, und da habe ich furchtbare Angst gekriegt, dass du laut meinen Namen sagst.«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Peter.«
    Ich trat einen Schritt zurück, um ihn besser mustern zu können. Seine Eltern würden bestimmt alles über ihn erfahren wollen. Er war ein stattlicher junger Teufelskerl, noch größer als Bill, durchtrainiert und vor Energie und Gesundheit strotzend. Zwar lief er immer noch als Vogelforscher verkleidet herum, hatte aber die Brille mit der schwarzen Fassung abgenommen, sodass die wunderschönen kobaltblauen Augen, die er von seinem Vater hatte, sichtbar wurden. »Bilde ich mir das ein, oder bist du noch mal gewachsen, seit ich dich zuletzt gesehen habe?«
    »Fünf Zentimeter. Aber jetzt ist Schluss, glaube ich.«
    »Genau«, grinste ich. »Mehr wäre wirklich reine Angabe.«
    »Aber was machst du hier, Lori?«, rief Peter.
    »Bist du auf Urlaub? Ist Bill auch da? Und die Zwillinge?«
    »Nichts da.« Ich drohte ihm schelmisch mit dem Finger. »Erst beantwortest du mir meine Fragen … Harry .« Ich blickte an ihm vorbei zu der jungen Frau, die von dem flachen Felsen heruntergeklettert und neben ihn getreten war. »Ist dein Name wirklich Cassie, oder müssen wir einander noch mal vorgestellt werden?«
    »Zweimal ja«, antwortete sie mit einem verlegenen Lächeln. »Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte.«
    »Damian und ich haben den ganzen Tag Zeit.« Ich griff nach hinten und klopfte auf das Proviantpaket. »Und wir haben genug Vorräte für Mittagessen, Tee und Abendbrot dabei. Für die Köchin auf der Burg ist ›Mäßigung‹ ein Fremdwort.«
    Nach einer kurzen Begrüßung trat Damian etwas zurück, um das junge Paar und die Umgebung zu studieren.
    »Du hast eine günstige Stelle für unser Rendezvous gewählt, Peter«, lobte ich. »Unmengen von Vögeln, die wir beobachten können, und kein Mensch weit und breit, der uns beobachtet.«
    »Sie ist auch historisch.« Peter schlenderte zu dem abgerundeten Brocken hinüber, auf dem er und Cassie gesessen hatten, und legte eine Hand darauf. »Dieses Gebilde, meine Freunde, ist unter dem Namen Schlachtstein in die Geschichte eingegangen.«
    Ich beäugte den Stein argwöhnisch. »Nett.«
    »Nein, von historischer Bedeutung«, korrigierte mich Peter grinsend. »Die vorchristlichen Bewohner von Erinskil pflegten hier ihre Opfer darzubringen. Na ja … man möchte hoffen, dass sie nur Tiere schlachteten und nicht etwa ihre vorchristlichen Zeitgenossen … aber genau wird man das nie wissen. Wie auch immer, sie haben die Opferriten auf diesem Stein ausgeübt und die Kadaver anschließend ins Meer geworfen.«

    »Sehr effizient«, sagte ich und wich einen Schritt zurück.
    »Wer hat euch das mit dem Schlachtstein erzählt?«, erkundigte sich Damian.
    »Unsere Wirtin. Mrs Muggoch hat zufällig mitbekommen, wie ich diese Stelle für unser Treffen vorgeschlagen habe, und mir später diese gruselige Geschichte erzählt. Diese Rillen zum Beispiel …« Er strich mit den Fingern über vier kleine Einkerbungen am vorderen Rand des Steins. »Der ideale Ablauf für das Blut des Opfers.«
    »Gott im Himmel, Peter!«, stöhnte ich und schnitt eine Grimasse. »Und du hast dort gesessen !«
    »Ich glaube nicht, dass er in letzter Zeit benutzt wurde.« Peter zog mit der Fingerspitze eine Rille nach und hielt mir dann die Hand vor die Augen. »Klebt nichts dran, siehst du? Aber keine Sorge, Lori, ich werde trotzdem nicht von dir verlangen, dass du dich auf den Stein setzt. Die Stelle ist ein bisschen zu exponiert, um sich hier in aller Ruhe zu unterhalten. Cassie und ich haben was Besseres gefunden, eine hübsche, kleine Nische, wo auch kein Wind geht.«
    »Aber bevor wir uns aufmachen …« Cassie zog zwei Ferngläser aus einer der tiefen Taschen ihres Anoraks und hängte sie Damian und mir um den Hals. »Der Glaubwürdigkeit halber.
    Falls uns wider Erwarten ein Einheimischer begegnet. Wir haben uns doch als Ornithologen ausgegeben und wollen nicht auffliegen.«
    »Tja«, seufzte ich und betastete mein Fernglas,
    »so weit, so gut, jetzt fehlt nur noch mein falscher Bart.«
    »Der würde dir nicht stehen«, lachte Peter.
    Damian und ich folgten dem jungen Paar die Geröllhalde hinauf, bis wir auf halber Höhe eine von Felsbrocken kreisförmig umschlossene, grasbewachsene Fläche erreichten. Peter breitete eine wasserdichte Plane auf dem feuchten Boden aus, und wir setzten uns, jeder an einen Felsen gelehnt. Bis

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