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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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schon mal.«
    »Wann?«
    »Als Fiffi starb. Da wollte sie nie wieder ein Tier haben. Und ein halbes Jahr später hat sie sich Henri aus dem Tierheim geholt.«
    »Da war sie zwölf.«
    »Na und? So, das reicht jetzt. Lass uns über etwas anderes reden. Du bist im Moment ja auch komisch.«
    Verblüfft über den abrupten Themenwechsel setzte Christine sich gerade hin. »Ich? Wieso das denn?«
    Ihr Vater klaubte einen unsichtbaren Fussel von ihrem Bein. »Na ja, dafür, dass du verliebt bist und Urlaub hast und das Wetter so schön ist, guckst du nicht so richtig fröhlich."
    »Ich mache mir Sorgen um Tante Inge.«
    »Glaube ich dir nicht. Du hast was.« Letzteres sagte er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. »Ich bin dein Vater. Ich merke das. Also ? Wo drückt der Schuh ?«
    Ob es an der frühen Uhrzeit oder der morgendlichen Stimmung lag, wusste Christine nicht, jedenfalls fing sie an, unsortiert alles zu erzählen, was ihr im Moment auf der Seele lag: der Job, die Wohnung, Johanns Wunsch, etwas zu verändern, dass sie mit Mitte vierzig Rückenschmerzen in fremden Betten bekam, eben alles.
    Als sie anschließend das Gesicht ihres Vaters sah, bekam sie ein schlechtes Gewissen.
    Völlig entsetzt sah er sie an, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, um dann ein leises »Oha!« rauszupressen. Nach einer kurzen Pause räusperte er sich. »Das ist ja ganz schön viel Durcheinander. Wie soll ich dir da helfen? Vielleicht solltest du einfach mal abwarten.«
    Unleugbar hatten sie dieselben Gene. Christine musste lächeln und strich ihrem Vater beruhigend über den Arm.
    »Genau. Mehr kann ich gar nicht tun. Aber so schlimm ist das alles nicht. Johann ist wirklich toll, beim Job stelle ich mich vielleicht wirklich ein bisschen an, das Haus ist noch gar nicht verkauft... das wird alles schon wieder.«
    »Siehst du, das sehe ich auch so.« Seine Erleichterung war nicht zu überhören. »Da hast du doch schon viel schwierigere Situationen gemeistert. Unternehmt doch heute mal was Schönes. Johann kennt ja nur Norderney, der hat doch noch gar keine Ahnung, was hier auf Sylt alles los ist.«
    »Wir fahren nachher in die Strandsauna.«
    Heinz nickte zufrieden. »Das macht mal. Das gibt es auf Norderney nicht.«
    »Doch«, Christine war gerecht, »die haben auch eine.« »Unsere ist aber schöner. Und jetzt gehe ich gucken, ob Mama schon wach ist.«
    Christine sah ihm nach, seine Schritte waren jetzt beschwingter. Sie ärgerte sich ein bisschen darüber, ihm alles erzählt zu haben. Hoffentlich dachte er jetzt nicht über eine Lösung ihrer Probleme nach. Das würde alles noch schwieriger machen. Sehr schön. Also dann, bis morgen früh um acht Uhr ... Ja, ich auch, tschüss.« Lächelnd legte Inge das Handy auf den Tisch und atmete tief durch.
    Jetzt blieb nur die Frage, was sie anziehen sollte. Mark hatte gesagt, sie würden anschließend noch sehr schick essen gehen. Da war ihr neues Kleid genau richtig. In mauve. Sie hängte es an die Schranktür, es sollte keine Falten bekommen, ihre eigenen reichten. Inge kicherte. Als ob sie das jetzt noch störte, es kam doch auf ganz andere Dinge an. Mut, Neugier und Lebenslust. Waren das nicht sogar Marks Worte gewesen? Oder hatte sie das gesagt? Egal, es stimmte trotzdem. Sie fühlte sich großartig. Es war nur schade, dass sie mit keinem darüber reden konnte. Am liebsten würde sie es in die Welt hinausposaunen. Aber auch da hatte Mark recht. Geduld war die Mutter der Porzellankiste. Erst musste alles in trockenen Tüchern sein, bevor ...
    Als sie gestern Nachmittag im »Ulenhof« ankam, hatte Renate an der Rezeption gestanden und mit dem netten Hotelinhaber diskutiert. Irgendetwas war mit den Handtüchern und dem Bett nicht in Ordnung gewesen. Inge hatte keine Ahnung, um was es ging, und sich nur über Renates Ton und die Geduld des Direktors gewundert. Renate bekam schließlich ein anderes Zimmer. Triumphierend hatte sie Inge auf die Terrasse gezogen, nachdem sie im Gehen mit lauter Stimme noch zwei Gläschen Schampus bestellt hatte.
    »Das Bett stand falsch. Man muss Richtung Westen schlafen. Anscheinend wissen die das hier nicht, na ja, man muss nur klarstellen, wer hier der Gast ist.« Sie beugte sich vor, ihre großen Kreolen funkelten in der Sonne. »Und außerdem hasse ich farbige Handtücher, ich benutze nur weiße. Ansonsten ist es hier aber gar nicht übel. So, und nun erzähl, was ist passiert?«
    Inge war ihr ausgewichen, hatte nur gesagt: »Ach, ich will endlich mein

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