Tante Inge haut ab
Herr Kampmann schon alles eingereicht hat. Ich gehe davon aus, dass alles so seine Ordnung hat.« »Aber mit Herrn Kampmann kann ich nicht sprechen?«
»Nein, wie gesagt, er ist krank. Also dann, schönen Tag noch, Frau Müller.«
»Ja, danke. Und wünschen Sie ihm gute ...«
Helga Gross hatte schon aufgelegt.
Bevor Inge anfangen konnte, sich Gedanken über diesen Anruf zu machen, klingelte es an der Haustür.
Martensen hatte keinerlei Ähnlichkeit mit den Kommissaren, die Inge aus dem Fernsehen kannte. Er hatte schütteres Haar, eine randlose Brille und trug eine Jeansjacke. Außerdem war er jung, keinesfalls älter als Mitte dreißig.
Vermutlich kannte er die Reaktionen der Menschen. Offen lächelte er Inge an und zückte seinen Ausweis.
»Martensen. Ich weiß, im >Tatort< würde ich nur die Rolle des Taxifahrers kriegen. Aber dafür bin ich echt.«
Inge lachte und trat einen Schritt zur Seite. »Kommen Sie rein. Habe ich so erstaunt geguckt?«
»So wie alle ...«, er putzte sich gründlich die Schuhe ab, »aber ich kenne das schon. Man gewöhnt sich dran.«
»Setzen wir uns in den Garten? Möchten Sie einen Kaffee?«
»Zweimal ja«, erwiderte er, woraufhin Inge zu Petra ins Büro ging und sie um Kaffee bat.
Keiner der anderen Gäste war zu sehen, als sie fünf Minuten später auf der Terrasse Platz nahmen. Martensen zog einen Aktenordner aus seiner Tasche und rührte dann Sahne in seinen Kaffee. Mit einem Blick auf Inge klappte er den Ordner auf.
»So, Frau Müller ...«, sagte er, während er noch blätterte, »Sie haben ja schon ausgesagt, dass nichts gestohlen wurde. Vermissen Sie immer noch nichts?«
Inge schüttelte den Kopf.
»Schön. Und Ihnen geht es auch wieder gut? Keine Nachwirkungen von dem Stoß?« »Nein«, Inge schüttelte wieder den Kopf, »alles in Ordnung. «
Martensen musterte sie ernst. »Haben Sie sich eigentlich mal Gedanken darüber gemacht, wer da bei Ihnen eingestiegen ist, und was die Einbrecher gesucht haben?«
Inge runzelte die Stirn. »Jetzt reden Sie wie im Krimi. Ich glaube, dass das irgendwelche Jugendliche waren, die Geld brauchten. Die jungen Leute hier haben doch alle nichts mehr und sehen dann jeden Tag, wie die Gäste mit ihren großen Autos und ihrem protzigen Schmuck ihre Insel in Beschlag nehmen. Da müssen sie doch auf dumme Gedanken kommen.«
Jetzt guckte Martensen irritiert. »Ach, und deswegen dürfen die irgendwo einsteigen und Frauen niederschlagen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich wollte auch nur sagen, dass ich im Gegensatz zu meinem Bruder keine Verschwörung hinter dem Einbruch vermute.«
Martensen überflog eine Seite im Ordner und grinste. »Ja, Ihr Bruder hatte da einige interessante Theorien. Die Kollegen aus Westerland waren sehr beeindruckt. Und sie haben alles protokolliert.«
Abwehrend hob Inge die Hände. »Ich will sie nicht wissen. Ich denke, Sie können den Ordner zumachen. Es wurde nichts gestohlen, mir geht es bestens, also was soll es noch ?«
Martensen klappte den Ordner tatsächlich zu und sah sie forschend an. »Und es kam Ihnen nicht komisch vor, dass Ihr Schmuck offen auf dem Tisch lag, Ihre Geldbörse sichtbar in der Handtasche steckte mit allen Kreditkarten und Papieren, die Schubladen offen standen und trotzdem nichts gestohlen wurde?«
»Ich habe die Einbrecher gestört«, antwortete Inge, »sie haben mich gehört und mussten fliehen. Dabei haben sie die mögliche Beute übersehen.«
Jetzt heftete er den Blick auf Inge, die dem standhielt. »Sagt Ihnen der Name Mark Kampmann etwas?« Sie zuckte zurück. »Ja. Natürlich. Was ist mit ihm?«
Martensen ging nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen sagte er: »Sie haben meinem Kollegen gesagt, Sie würden hier gerade einen Nachlass regeln. Diese Auskunft sollte diskret behandelt werden. Warum?«
Inge reagierte empört. »Herr Martensen. Sie fragen mich das, als würden Sie mich verdächtigen, krumme Geschäfte zu machen. Ich muss schon sehr bitten.«
Mit sanfter Stimme beruhigte er sie: »So war das gar nicht gemeint. Ich muss Sie das aber fragen. Es geht mir nicht nur um den Einbruch, dafür sind sowieso die Kollegen zuständig. Wir bearbeiten in Flensburg aber gerade noch einige andere Fälle, und es könnte da einen Zusammenhang geben. Also, bitte, Frau Müller, wessen Nachlass, warum diskret, und woher kennen Sie Mark Kampmann?«
Langsam ging Inge das Gespräch auf die Nerven. Das Durcheinander erschien ihr immer größer. Sie atmete tief durch. »Der Nachlass ist von
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