Tante Inge haut ab
eine Einkaufsliste machen. Das ist so ein Brotaufstrich. Gut für die Verdauung, (übt es Marmelade?«
Christine wies stumm auf einen Vorratsschrank. Kalli öffnete sofort die Tür. »Ach ja. Sogar Erdbeere, sehr gut. Und dann brauche ich noch die Thermoskanne, Eierbecher und Dosenmilch. Wenn du mir das bitte zeigen könntest?«
»Sag mal, Kalli, wie lange bleibst du eigentlich?«
Er hielt in seiner Bewegung inne und knotete den Bademantelgürtel neu. »Och, so eine Woche ungefähr, je nachdem. Ich habe gestern Abend Hanne angerufen, damit sie Bescheid weiß. Sie schickt mir auch ein paar Sachen, Waschzeug kann ich von Heinz leihen, aber bei Unterwäsche bin ich ja komisch.«
Christine schluckte. »Was heißt, je nachdem?«
Kalli sah sie freundlich an. »Je nachdem, wie lange es dauert. Du, es geht hier um zwei Ehen. Wir müssen herausfinden, was mit Inge los ist, und wir müssen deine Mutter davon überzeugen, wieder zu Heinz zurückzukommen. Ich kann doch Heinz und Walter in einer solchen Situation nicht hängen lassen. «
»Meine Mutter hat meinen Vater nicht verlassen, sondern ist wegen ... äh ... anderen Gründen zu Georg gefahren.«
Mitleidig strich Kalli Christine über die Wange. »Ja, Kind, das wollen wir mal hoffen. Aber das kriegen wir alles schon wieder hin. Wir haben einen Plan gemacht. Soll ich ihn dir erklären?«
Christine sah Kalli lange in die Augen. »Nein. Auf gar keinen Fall.« Entschlossen stand sie auf. »Ich helfe dir beim Tischdecken.« * « * «
Inge spielte nervös mit ihrem Kugelschreiber, während sie wartete, dass am anderen Ende jemand abnahm.
Aber es sprang wieder nur der Anrufbeantworter an: »Anwaltskanzlei und Notariat Mark Kampmann. Das Büro ist im Moment nicht besetzt. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht mit vollständigem Namen, Adresse und Telefonnummer. Vielen Dank.«
Inge holte tief Luft. »Guten Tag. Mein Name ist Inge Müller, es geht um die Erbschaftsangelegenheit Anna Nissen. Ich habe schon öfters angerufen und nie jemanden erreicht. Rufen Sie mich doch bitte zurück. Danke.«
Seufzend legte sie den Hörer auf und stützte ihre Stirn in beide Hände. Sie verstand das alles nicht. Mark Kampmann hatte sich seit dem Einbruch nicht mehr gemeldet, sah sie von diesem übertriebenen Blumenstrauß ab, den er ihr in die Klinik geschickt hatte. Und jetzt war auch noch dieser unangenehme Guido Schneider aufgetaucht, dem angeblich das Haus gehörte.
»Ach, Anna ...«, flüsterte Inge und sah dabei in den Garten, »was ist denn das jetzt für ein Durcheinander?«
Sie schreckte zusammen, als das Telefon klingelte. Die Kanzlei? Atemlos nahm sie das Gespräch an.
»Frau Inge Müller?«
Die männliche Stimme war ihr völlig unbekannt. »Ja?«
»Guten Tag, Frau Müller. Mein Name ist Martensen, Kripo Flensburg. Frau Müller, es geht um den Einbruch bei Ihnen, ich hätte da noch ein paar Fragen.« »Was für Fragen? Ich habe doch der Polizei in Westerland schon alles beantwortet.«
»Ja, das habe ich gesehen, wir haben uns die Akte kommen lassen. Deshalb würde ich gern noch mal mit Ihnen sprechen. Ich bin gerade in Westerland, könnten wir uns vielleicht treffen? Es dauert auch nicht lange.«
»Das kann ich schlecht ablehnen, oder?«
Martensen lachte leise, er klang sympathisch. »Nicht wirklich«, sagte er, »aber es wird auch nicht schlimm. Wollen wir uns in der Stadt treffen? Oder soll ich zu Ihnen in die Pension kommen? Da richte ich mich ganz nach Ihnen.«
Inge überlegte kurz. »Am besten, Sie kommen in die Pension. Oder fahren Sie einen Streifenwagen mit Blaulicht, den dann alle sehen?«
»Nein. Die Kripo fährt Passat. Wann passt es Ihnen denn ?«
»Am liebsten gleich.« Inge wollte es hinter sich bringen.
»Gut. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
Während Inge sich im Bad schnell die Lippen nachzog, klingelte wieder das Telefon.
»Müller.
»Anwaltskanzlei Kampmann, mein Name ist Helga Gross. Frau Müller, es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde, aber hier ist im Moment Land unter.« Sie sprach schnell und aufgeregt, war aber nicht unfreundlich. » Es geht um den Erbscheinsantrag, den Sie brauchen, nicht wahr? Leider ist Herr Kampmann krank und fällt wohl für ein paar Wochen aus und ...«
»Was hat er denn?«, unterbrach Inge.
Helga Gross stutzte. »Er ... also, darüber kann ich keine Auskunft geben. Jedenfalls habe ich hier alles durchsucht, und in der Mappe fürs Gericht finde ich auch nichts. Das kann nur bedeuten, dass
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