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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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meinen geschwollenen Leib so hingebungsvoll, dass ich in all unseren gemeinsamen Jahren wohl noch nie in so absolutem Maße auf ihn reagiert hatte. Das war das Reinste, Schönste, was ich je erlebt hatte, und ich wollte nicht, dass es vorbeiging. Unsere Körper bewegten sich, doch es waren unsere Seelen, die sich vereinigten.
    Wir weinten beide dabei und klammerten uns an jeden Augenblick. Als es vorbei war, wurde uns wohl beiden bewusst, dass dies wahrscheinlich das letzte Mal gewesen war.
     
    Ich überstand das Wochenende ohne eine weitere Episode. Mickey verhätschelte mich, wich mir nicht von der Seite und ließ mich kaum aus dem Bett. Am Montagmorgen fühlte ich mich so ramponiert wie immer in letzter Zeit, aber ich atmete noch, also ging es mir gut.
    Jedenfalls dachte ich das.
    Es kam aus dem Nichts. Ich war gerade im Auto auf dem Weg zur Schule, als ich zu husten begann. Es fühlte sich an, als würde meine Brust in der Mitte auseinandergerissen. Das Husten hörte sich entsetzlich an, wie ein ersticktes Bellen, nass und verzweifelt. Ich bekam keine Luft. Panik stieg in mir hoch, und ich betete darum, dass ich nicht ohnmächtig werden und einen Unfall verursachen würde. Gott sei Dank schaffte ich es noch auf den Schulparkplatz. Mir stand der Schweiß auf der Stirn, und mein Gesicht kribbelte. Als ich in meine Hände hustete, sah ich Bluttröpfchen daran, und mein Herz begann zu hämmern. Ich befahl mir, mich zu beruhigen. Aber ich bekam keine Luft.
Das Baby!
Ich konnte nicht atmen! Ich weiß noch, dass ich das Handy aus meiner Handtasche kramte, kann mich aber nicht daran erinnern, irgendeine Nummer gewählt zu haben …
     
    Das Piepsen medizinischer Apparate sickerte langsam in mein Bewusstsein, gefolgt vom Klang vertrauter Stimmen über mir. Ich lag in einem harten Bett, ganz sicher nicht in meinem eigenen, und jemand mit kalten Fingern maß meinen Puls. Ich war im Krankenhaus. Diese Erkenntnis hätte mir Angst einjagen sollen, doch das tat sie nicht. Ich musste nicht husten und litt nicht unter Atemnot. Jemand kümmerte sich um mich. Da das nun geklärt war, ließ ich mich wieder in einen bleiernen Schlaf hinabziehen.
    So ging das noch ein paarmal – derselbe Ablauf, dieselben Eindrücke, derselbe Schluss daraus –, bis ich schließlich so dicht an die Oberfläche gestiegen war, dass ich bei Bewusstsein blieb. Ich brauchte all meine Kraft, um die Augen zu öffnen, und schaffte nur einen schmalen Schlitz. Jemand hielt meine Hand und rieb sie sanft, aber es fühlte sich nicht nach Mickey an. Ich zwang meine Kehle, einen Laut hervorzubringen, ein schwaches Ächzen, das mich so viel Anstrengung kostete wie der lauteste Schrei.
    »Lucy? Schätzchen?« Das klang nach Priscilla. Ich spürte lange, kühle Finger an meiner Stirn. »Lucy, wach auf. Mach die Augen auf.«
    Ich drehte den Kopf in Richtung ihrer Stimme und strengte meine Lider an. Ich hatte irgendetwas im Gesicht, und als ich es wegwischen wollte, merkte ich, dass ich die Hand nicht heben konnte. Ich versuchte mich zu bewegen und erkannte, dass ich offenbar festgebunden war.
    »Lucy, es ist alles in Ordnung.« Meine Schwester beugte sich über mich, und ihr warmer Atem streifte meine Wange.
    »Bee-bie?«, war alles, was mein trockener Mund hervorbringen wollte.
    »Dem Baby geht es gut.« Dann spürte ich Priscillas Hand auf meinem Bauch.
    Plötzlich erschien Mickey auf meiner anderen Seite. Er küsste mein Gesicht und drängte mich, die Augen zu öffnen. »Komm schon, mein Schatz, sieh mich an.«
    Ich stöhnte, und Mickey lachte vor greifbarer Erleichterung.
    Später am Abend erklärte mir Charlotte, dass sich meine Lunge mit Flüssigkeit gefüllt hatte, die meine Atmung beeinträchtigte. Der medizinische Begriff dafür war Pleuraerguss. In Verbindung mit dem Husten, der mir zusätzlich die Luft abschnürte, hatte er zu der Ohnmacht geführt. In der Notaufnahme hatten sie Katheter in beide Lungenflügel eingeführt und die Flüssigkeit abgesaugt.
    »Wenn du nicht schwanger wärst«, erzählte Charlotte, »hätte Dr. Gladstone deinen linken Lungenflügel entfernt. Ich fürchte, du wirst um eine Operation nicht herumkommen, ehe das ausgestanden ist, Lucy.«
    Mein Mund und meine Nase steckten unter einer Sauerstoffmaske, doch ich sah Charlotte an, dass sie trotzdem erkannte, wie meine Miene hart wurde. Sie nahm meine Hand. »Ich verstehe dich ja, Lucy. Wir alle. Aber eines muss dir klar sein: Im Augenblick versuchen wir nur noch, dich am Leben zu

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