Tanz auf Glas
»Und?«
Sie grinste. »Was und?«
»Wie lange geht das schon?«
»Ein paar Wochen. Aber es ist nichts. Wir unterhalten uns nur – wir sind gute Freunde.«
»Ich finde das auch ganz richtig so«, sagte Lily und goss Marinarasauce aus dem Topf in eine Schüssel. »Immerhin ist Celia erst vor – wie lange ist das her, ein Jahr? – vor einem Jahr …«
»Das ist mir bewusst, Lilianne«, fiel Priscilla ihr scharf ins Wort.
»Ich wollte ja nur sichergehen«, erwiderte Lily ungerührt. »Ich glaube, wir können essen, sobald du mit dem Salat fertig bist«, verkündete sie und verließ mit ihrer gigantischen Spaghettischüssel die Küche.
»Dumme Gans«, murmelte Priscilla. »Natürlich weiß ich das!«
»Tja …« Ich zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls siehst du fabelhaft aus.«
»Ja, nicht wahr? Und ich musste mir dafür nicht einmal besonders viel Mühe geben.«
Ich lachte und füllte den Brotkorb mit Baguettescheiben.
Die Männer saßen schon an dem großen Mahagonitisch, und ich blieb stehen, als ich selbigen erkannte. »Lil, ist der Tisch nicht aus eurem Laden?«
»Ja! Ich konnte ihn einfach nicht weggeben.«
Ron stöhnte. »Wir hatten drei ernsthafte Interessenten, und sie hat mir nicht erlaubt, ihn zu verkaufen.«
Lily grinste verlegen. »Ich liebe ihn eben. Georgianischer Ausziehtisch, aus der Zeit Georgs des Dritten, um genau zu sein, und viel zu groß für diesen Raum, aber das ist mir egal.«
Nathan Nash befühlte die Tischplatte. »Was ist er denn wert?«
»Etwa achtzehntausend Dollar. Also kleckert ja nicht mit der Spaghettisauce«, stichelte Ron.
Nathan war ernstlich überrascht, und sein Gesichtsausdruck brachte mich zum Lachen.
»Eigentlich ist er gar nicht so viel wert«, erklärte Lily hastig. »Er ist nicht gerade in makellosem Zustand.«
»Puh«, stieß Nathan aus und erholte sich ein wenig von dem Preisschock.
Lily stellte die Pasta mitten auf den Tisch und bat Ron, die Sauce aus der Küche zu holen. Gleich darauf kam auch Priscilla mit dem Salat, und wir setzten uns. Ich blickte in die Runde und war dankbar für die Stimmung an diesem Tisch. Meine Schwestern gaben gut auf mich acht, bemühten sich aber, das nicht allzu auffällig zu tun. Wir saßen alle zusammen um einen Tisch voll köstlichem Essen. Schöner konnte es kaum sein. Ron fing meinen Blick auf und schien meine Gedanken zu erraten. Er lächelte mir zu und reichte den Salat weiter.
Es wurde ein ausgedehntes, lebhaftes Abendessen, und wir sprachen hauptsächlich von früher. Wie damals, als Priscilla und Trent nach einem Basketballspiel in der Highschool eingeschlossen wurden und die Stadt eine großangelegte Suchaktion startete. Meine Schwester lief tiefrot an, als Mickey fragte, was sie denn gemacht hätten, bis sie gefunden wurden. Dann die Geschichte, wie Lily und Ron einmal Moms Versteck mit sämtlichen Weihnachtsgeschenken gefunden und Priss und mir genau erzählt hatten, was wir geschenkt bekommen würden. Irgendwie hatte Mom es herausgefunden. Sie brachte alles in die Geschäfte zurück, und wir bekamen stattdessen Schuhe, Schlafanzüge und Unterwäsche.
Ich lachte so sehr, dass ich kaum mehr Luft bekam, als Ron Mickey erzählte, wie er Lily seinen Heiratsantrag gemacht hatte.
»Er ist in unser Haus eingedrungen«, warf Priscilla ein. »Ich habe ihn für einen Einbrecher gehalten und beinahe erschossen – hätte ich jedenfalls getan, wenn ich die Luftpistole rechtzeitig gefunden hätte.«
Mickey lachte. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass du eine Pistole brauchen würdest, Priss. Du bist auch so schon tödlich genug.«
»Das fasse ich als Kompliment auf, vielen Dank«, flötete Priss.
»Genauso war es auch gemeint.« Mickey grinste und beugte sich dann vor. »Okay, jetzt bin ich dran. Also, Nathan, was läuft zwischen dir und Priscilla?«
Die Gabel mit einem Bissen Schokoladentorte verharrte auf halbem Wege zu Priscillas Mund in der Luft, und sie wurde blass. Mein Bissen Torte schaffte es ohne Unterbrechung in meinen Mund, und Lily und ich grinsten uns über den Tisch hinweg an.
Nathan zögerte keinen Augenblick. »Wie soll ich das ausdrücken? Man könnte wohl sagen, dass es ziemlich
gut
läuft.« Er grinste meine peinlich berührte Schwester an und griff nach seinem Glas. »Auf Priss, meine gute Freundin. Und eine gute Freundin meiner Frau.« Erst jetzt kam ein wenig Ernst in unsere fröhliche Runde, und auch nur für einen Moment.
Priss zuckte mit den Schultern. »Darauf trinke ich –
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