Tanz auf Glas
Du bist mehr wert als den.«
Ich bedachte meine Schwester mit einem harten Blick. »Ich glaube, ich bin hier fertig«, sagte ich und legte meine Serviette auf den Tisch. »Ich brauche mich vor dir nicht für das zu rechtfertigen, was ich tue, und es steht dir nicht zu, mich dafür zu kritisieren.«
»Wie bitte?«, fragte meine Schwester. Sie wirkte aufrichtig verblüfft.
»Das ist mein Ernst, Priscilla. In dieser Sache gibt es für mich keine Kompromisse. Du musst meine Beziehung zu Mickey akzeptieren und nett zu ihm sein, oder wir beide sind fertig miteinander. Du hast deine Karriere, du bist sowieso nie da, also wäre das keine große Umstellung, falls du es so haben willst. Aber wenn du weiterhin ein schwesterliches Verhältnis zu mir haben möchtest, wirst du mein Leben und meine Entscheidungen akzeptieren müssen, und dazu gehört auch Mickey.« Ich legte einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch und stand auf.
»Wieso glaubst du eigentlich, einfach abhauen zu können? Wir sind hier noch nicht fertig.«
»Ich habe dir alles gesagt, was ich sagen wollte. Ich gehe jetzt, damit du dir deinen nächsten Schachzug gründlich überlegen kannst.« Ich verließ das Lokal wütender, als ich sein wollte.
Spät in der Nacht stand Priscilla bei mir vor der Tür. Ich war schon im Bett gewesen, und obwohl sie sich Mühe mit ihrem Gesicht gegeben hatte, sah ich ihr an, dass sie erschöpft war. Sie trug dasselbe Kostüm wie bei unserem Mittagessen, und es sah noch recht frisch aus, bis auf die Bluse, die aus dem Rockbund gerutscht war.
»Kommst du etwa jetzt erst aus dem Büro? Es ist zwei Uhr!«
»Ja, ich habe gearbeitet«, fauchte sie. »Das ist alles, was ich tue, schon vergessen?«
»Möchtest du reinkommen?«
Sie starrte mich an, und ihre Tränen verrieten sie. »Verdammt!«, zischte sie.
»Möchtest du dich nicht setzen?«
»Nein, ich will mich nicht setzen!«
»Priss, warum bist du hier?«
Meine Schwester rieb sich mit einer Hand die Stirn und seufzte. »Ich bin hier, weil … weil ich will, dass wir uns gut sind.«
»Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden. Ich will, dass zwischen uns alles in Ordnung ist, und wenn das bedeutet, dass ich mich entschuldigen muss, dann entschuldige ich mich eben. Und wenn ich die Klappe halten muss, was Mickey angeht, tja, dann werde ich mir Mühe geben, nichts zu sagen.«
»Wirklich?«
»Tu nicht so schockiert«, fuhr sie mich an. »Ich bin nicht das herzlose Miststück, für das du mich hältst.«
Ich ging zu ihr und schlang die Arme um sie. »Ach, Priss. Bist du wohl. Aber ich habe dich trotzdem lieb.«
Sie lachte seltsam erstickt, und dann weinten wir beide.
Als wir uns schließlich voneinander lösten, war Priscillas Make-up völlig ruiniert. »Möchtest du etwas trinken? Hast du schon zu Abend gegessen?«
»Nein danke. Ich gehe nach Hause und schnell unter die Dusche. Ich muss um fünf Uhr wieder in der Kanzlei sein.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Na ja, jedenfalls wollte ich dir noch sagen, dass er ganz nett zu sein scheint.«
»Wer?«
»Dein Freund. Er hat mir zwei Dutzend Rosen geschickt. Ganz edle.«
»Mickey? Mickey hat dir Rosen geschickt?«
»Du wusstest wirklich nichts davon? Hast du ihn nicht darauf gebracht?«
»Nein! Ich bin gar nicht auf den Gedanken gekommen, sonst hätte ich ihm das auch geraten.«
»Hm. Dann kann ich ihn besser leiden, als ich dachte.« Priss hielt mir eine kleine Karte hin, zog sie jedoch gleich wieder zurück. »Nur damit das klar ist, Lucy, ich werde mir immer Sorgen machen, solange du mit einem Verrückten zusammen bist. Und ich finde nicht, dass Besorgnis ein Grund dafür sein kann, sich von seiner Schwester loszusagen.«
»Fang nicht wieder damit an, Priscilla. Du verdirbst den schönen Augenblick.«
Sie reichte mir die Karte. »Es fällt mir sowieso schwer zu glauben, dass er
völlig
verrückt ist.«
Ich klappte die kleine Karte auf und erkannte Mickeys Handschrift.
Liebe Priscilla,
ich möchte Dich um Entschuldigung bitten, weil ich Dich gestern Abend nicht sofort erkannt habe. Das ist mir wirklich peinlich. Aber ehrlich gesagt liegt das daran, dass Du noch viel schöner bist, als ich Dich in Erinnerung hatte.
Ich liebe Deine Schwester. Das bedeutet, dass wir uns sicher noch öfter begegnen werden, und ich möchte nicht, dass dieser Fauxpas zwischen uns steht, falls ich damit Deine Gefühle verletzt haben sollte.
In der Hoffnung, dass Du mir verzeihen
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