Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
Vom Netzwerk:
nebenan wollte nicht anspringen. Mickey war schon zur Tür hinaus, um ihm Starthilfe zu geben, ehe ich wieder ausgeatmet hatte. Eine halbe Stunde später, als Jared wegen eines weiteren Problems anrief, schlug Mickeys Stimmung so schnell um, dass meine Bedenken wieder aufflammten. Er verschwand unter hastigen Versprechungen, dass wir uns in Ruhe unterhalten würden, wenn er nach Hause kam. Und ich machte mir den ganzen Vormittag lang Gedanken um ihn, während ich einen Teppich für das Kinderzimmer aussuchte. Doch am Abend erledigte sich das von selbst.
     
    Ich deckte den Tisch, als Mickey zur Hintertür hereinkam. Er sah nicht gut aus.
    »Schatz«, sagte ich. »Was ist?«
    Er trat hinter mich und barg das Gesicht an meinem Nacken. Ich missverstand das als Aufforderung und fragte kichernd: »Was tust du denn da?« Doch dann spürte ich, wie er an meinem Rücken heftig erschauerte. »Mickey? Was hast du?«
    Er schwieg kurz, dann fragte er: »Lucy, hast du mir etwas zu sagen?«
    Ich spürte ein leichtes Kribbeln am ganzen Körper und versuchte hektisch, mir meine Begründung dafür in Erinnerung zu rufen, dass ich ihm nichts von der Untersuchung erzählt hatte. Doch da kam die Rettung in Gestalt von Lily, die die Haustür aufstieß und meinen Namen rief. Mickey ließ mich los, als meine Schwester unsere Küche betrat.
    »Ron bringt Hähnchen mit, und ich habe noch … Oh, hallo, Mic. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir hier zum Abendessen einfallen …« Lily verstummte, als Mickey nicht reagierte. »Ist alles in Ordnung?«
    »Mickey?«, fragte ich.
    Er blickte gequält drein. »Charlotte hat angerufen.«
    Wieder spürte ich dieses Kribbeln, diesmal an meinem Unterkiefer. »Was hat sie gesagt?«
    »Was ist los?«, fragte meine Schwester.
    Es klingelte an der Haustür, und ein paar Sekunden lang standen wir nur stumm da und starrten einander an. Dann eilte ich an Lily vorbei zur Tür. Als ich Charlotte dastehen sah, spürte ich eine unsichtbare Hand an meiner Kehle. »Was ist los?«
    »Hallo, Liebes«, sagte sie tonlos und kam herein.
    »Charlotte?«
    Sie bedachte mich mit einem aufgesetzten Lächeln und sah dann Mickey und Lily an, die mir gefolgt waren.
    »Setzt euch ins Wohnzimmer«, sagte sie zu den beiden. »Ich muss kurz mit Lucy sprechen.« Charlotte nahm mich beim Ellbogen und führte mich in die Küche.
    »Was ist los, Charlotte?«
    Sie holte tief Luft. »Ich habe von Dr. Matthews gehört.«
    Meine Knie gaben nach. »O Gott.«
    Charlotte legte mir beide Hände auf die Schultern. »Na, na, nicht doch. Er hat gewisse Bedenken, und ich wollte mit dir und Mickey sprechen. Aber es ist wahrscheinlich gut, dass Lily auch gerade hier ist.« Charlotte packte mich fester. »Du hast Mickey noch nichts von gestern gesagt, oder?«
    »Nein«, ächzte ich. »Ich hatte es ja vor, aber …«
    »Also gut. Dann erlaube mir bitte, mit euch allen darüber zu reden. Legen wir die Karten auf den Tisch. Wäre das in Ordnung?«
    Ich stieß schaudernd die Luft aus. »So schlimm ist es?«
    »Das wissen wir noch nicht, Liebes. Aber wir müssen darüber sprechen.«
    »Okay.« Ich nickte.
    Charlotte nahm mich bei der Hand und führte mich hinüber ins Wohnzimmer. Weder Lily noch Mickey sagte ein Wort. Ich glaube, sie wagten nicht einmal mehr zu atmen.
    Mit zitternder Stimme fragte Lily: »Was ist los?«
    Charlotte brachte mich zum Sofa, wir setzten uns, und sie bedeutete Mickey, auf ihrer anderen Seite Platz zu nehmen. Lily saß im Sessel und musste sich weit vorbeugen, um uns zu sehen, weil das Gitterbettchen im Weg stand. Ich sah meine Ärztin an und fragte: »Du bist also wegen gestern hier?«
    Sie nickte.
    Wie aus dem Nichts kamen die Tränen, und Charlotte drückte meine Hand.
    »Was war gestern?«, fragten Lily und Mickey wie aus einem Mund.
    Meine Hand erschlaffte vor Schwäche, und Charlotte räusperte sich. »Ich möchte, dass ihr beide möglichst ruhig bleibt.« Sie holte tief Luft. »Ich erzähle am besten von Anfang an, denn du hast ihnen ja nichts gesagt, Lucy.« Mit forschendem Blick bat sie mich um Erlaubnis, und ich nickte.
    Charlotte sah erst Mickey an, dann Lily. »Gestern habe ich Lucy zu einem Kollegen von mir geschickt, weil ich beim Ultraschall vor fünf Tagen Hinweise auf eine mögliche Veränderung gegenüber ihrer letzten Mammographie entdeckt habe. Das fand ich ein wenig bedenklich, deshalb wollte ich einen Spezialisten hinzuziehen.«
    »Wie bitte?«, ächzte Mickey. Lily gab einen erstickten Laut von

Weitere Kostenlose Bücher