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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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verantwortlich ist. Aber es ist grausam von dir, Mom die Schuld zu geben, und wenn du das nicht erkennst, bist du tatsächlich geisteskrank.«
    »Da könntest du recht haben. Aber jetzt gerade – in
diesem Moment,
den keine von uns beiden je wieder erleben wollte – muss ich irgendetwas die Schuld geben … oder irgendwem. Sei nicht so streng mit mir, Lucy.«
    Ich sank in mich zusammen. Von meiner Schwester geliebt zu werden war anstrengend. Priss bezahlte, nahm mich bei der Hand und führte mich nach draußen, wo wir nebeneinander geparkt hatten. Als wir vor meinem Auto stehen blieben, wandte sich Priscilla mir zu und drückte meine Finger.
    »Also, Lucy, jetzt sag mir die Wahrheit. Hast du in letzter Zeit deine besondere
Freundin
gesehen? Hast du sie heute gesehen?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Keine geisterhaften Erscheinungen? Sagst du auch wirklich die Wahrheit?«
    »Ich schwöre es dir.«
    Priscilla zog mich an sich. »Ich rufe dich morgen an.« Sie ging zu ihrem Auto und rief mir über das Dach des BMW hinweg zu: »Und übrigens, du kleiner Rotzlöffel, ich bin noch
nicht
in den Wechseljahren!«
    Ich winkte meiner Schwester zu, und an der nächsten Kreuzung trennten sich unsere Wege. Die Fahrt heim nach Brinley dauerte eine Dreiviertelstunde, und ich fuhr schnurstracks zum Partners. Ich wollte Mickey nur kurz sehen, mich einen Moment lang in seinem Lächeln sonnen. Doch als ich den Club betrat, bemerkte ich sofort, dass es ihm auch nicht gutging. Und nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, sah ich tatsächlich so furchtbar aus, wie Priscilla behauptet hatte.
    »Was ist los, Lucy? Bist du krank?«, fragte er, und seine Stimme klang rauh vor Gereiztheit.
    Sein Tonfall erschreckte mich. »Ja, kann sein. Ich glaube, ich habe mich zu allem Übel auch noch erkältet«, sagte ich zögerlich und legte seine große Hand auf meinen Bauch. »Aber ansonsten geht es uns gut.« Ich reckte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn aufs Kinn. »Ich bin nur vorbeigekommen, weil ich dich sehen und dir einen Kuss geben wollte.«
    Er beruhigte sich etwas und beugte sich mit einem halben Grinsen zu mir herab. »Warum bleibst du nicht noch ein bisschen? Dann könnten wir zusammen essen. Wahrscheinlich muss ich hierbleiben, bis wir schließen. Einer der Barkeeper hat sich krankgemeldet, und auf der Bühne fehlt uns auch eine Nummer, also springe ich ein.«
    »Im Ernst? Du siehst nicht aus, als ob dir nach Comedy zumute wäre.« Als sein Blick wieder ärgerlich wurde, wechselte ich schnell das Thema. »Wo ist Jared?«
    »Telefoniert mit dem verdammten Simulanten von einem Barkeeper.«
    Dass Mickey so übellaunig und gestresst war, bot mir die perfekte Ausrede dafür, ihm jetzt nicht zu sagen, wo ich gewesen war. Ich würde es ihm am nächsten Tag erzählen, wenn Charlotte angerufen und mir gesagt hatte, dass alles in Ordnung war. »Dann sehen wir uns eben, wenn du nach Hause kommst. Geht es dir gut?«
    Er nickte. »Ja, alles klar. Tut mir leid, dass ich so herumschimpfe. Ich muss das nur auf die Reihe kriegen.«
    »Ist schon gut.« Ich küsste meinen großen, übellaunigen Mann noch einmal und fuhr dann nach Hause, um diesen Tag endlich zu beenden. Ich ließ mir ein Bad ein, tupfte mit dem Schwamm vorsichtig um meine schmerzende Brust herum und ging mit einem Eisbeutel ins Bett. Falls ich noch wach sein sollte, wenn Mickey nach Hause kam, würde ich es ihm vielleicht doch erzählen. Aber wahrscheinlich nicht.
    Als ich ins Kissen sank, hoffte ich darauf, dass ich schnell einschlafen würde, doch etwas nagte an mir, nervtötend und vage, aber vertraut. Ich ignorierte das Gefühl, bis ich es nicht mehr aushielt. Dann stand ich auf, ging ins Bad und schaltete das Licht an.
    Ich hatte mich schon davor gedrückt, ehe Priscilla danach gefragt hatte. Jetzt betrachtete ich mich im Spiegel und suchte vor allem das Bild um mich herum ab. Dies war der Spiegel, in dem ich meinem Vater jeden Morgen beim Rasieren zugeschaut hatte. Der Spiegel, in dem das Gesicht meiner Mutter immer blasser und hagerer geworden war. Und jetzt war dies der Spiegel, der mir sagen würde, was vor mir lag, also suchte ich gründlich nach der Botschafterin.
    Ich gab mir wirklich Mühe, obwohl ich sie nicht sehen wollte. Nicht jetzt, da die Welt so wunderschön war und zu meiner Zukunft ein kleines Mädchen gehörte. Und ich sah
sie
tatsächlich nicht – auch bei meiner ersten Krebserkrankung hatte ich sie nicht gesehen. Doch jetzt hatte ich zum

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