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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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sich, doch Charlotte nahm keine Notiz davon. Sie hatte sich wieder mir zugewandt. »Dr. Matthews hat gestern eine Biopsie vorgenommen und ein paar veränderte Zellen gefunden, was neue Fragen aufwirft.«
    »O nein«, wimmerte Lily.
    »Ich mache mir Sorgen um Lucy, weil es ihre Art ist, sich um euch beide zu kümmern, euch zu schützen …« Charlotte sah meine Schwester durchdringend an. »Ich sage euch das nicht, um euch Angst einzujagen, Lily. Ich will euch damit die Möglichkeit geben, Lucy zu unterstützen.« Dann warf Charlotte Mickey einen langen Blick zu, ehe sie sich wieder zu mir umdrehte und erneut meine Hand drückte.
    »Ist er wieder da?«, flüsterte ich. »Sag mir die Wahrheit, Charlotte.«
    »Es ist noch zu früh, um das mit Sicherheit zu sagen, Lucy.«
    Lily schniefte.
    Charlotte wandte sich wieder zu Mickey um, den ich nicht sehen konnte, und ergriff seine Hand. »Ich habe neulich eine kleine Anomalie in Lucys Brust entdeckt, Mickey. Ich war ziemlich sicher, dass sie von der Schwangerschaft herrührt. Aber ich wollte alle Zweifel ausräumen, deshalb habe ich sie zu Dr. Matthews geschickt.«
    Mickey entriss Charlotte seine Hand und beugte sich vor, um mich glühend anzufunkeln. »Und du hast mir nichts davon gesagt?«
    »Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst«, erklärte ich schwach.
    »Bitte werde nicht wütend auf sie«, sagte Charlotte ruhig. »Sie weiß, wie beängstigend das für dich sein könnte, Mic. Sie wollte dich davor schützen. Und du musst mir glauben, dass niemand mit einem solchen Ergebnis gerechnet hat.« Sie tätschelte seine Hand, doch ich konnte seine Reaktion nicht mehr sehen. »Gestern erschien es mir noch am wahrscheinlichsten, dass nichts dahintersteckt. Deshalb habe ich keinen Grund zur Sorge gesehen. Ich dachte wirklich, dass eine weitere Untersuchung meine Bedenken ausräumen würde, statt neue zu schaffen. Also sei von mir aus wütend auf mich, aber nicht auf Lucy. Ich habe ihr gesagt, dass wir uns zunächst einmal keine großen Sorgen machen müssten, und bestimmt hat sie es deshalb nicht erwähnt.«
    Dann seufzte Charlotte. »Aber heute bleibt uns nichts anderes übrig, als darüber zu sprechen. Mickey, du musst dich der Situation gewachsen zeigen, und ich weiß, dass du das schaffst.«
    Charlotte wandte sich an meine Schwester. »Ich wusste nicht, dass ich dich hier antreffen würde, Lily, aber dasselbe gilt für dich. Ich kann mir vorstellen, welchen Kummer Lucys Schwangerschaft in dir wachgerufen hat. Aber, Liebes, auch den musst du beiseiteschieben. Deine Schwester braucht dich jetzt. Und Ron, nun, er wird allgemein für Ruhe sorgen müssen, wenn die Wellen hochschlagen. Das kann er ja sehr gut.«
    Mickey beugte sich vornüber und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Eine Zeitlang starrte er nur den Fußboden an. Keiner von uns rührte sich. Schließlich hob er den Kopf, und der Blick, mit dem er mich fixierte, zeigte mehrere Schichten von Emotionen – Angst, Wut, Verwirrung. Ich bin ziemlich sicher, dass er dieselben Gefühle auch in meinen Augen sah. Er stand auf und setzte sich neben mich.
    Ich sah mich um. Da waren Lily, die mit den Tränen kämpfte, Mickey, der sich an mir festklammerte wie an einem Rettungsring, und Charlotte, die meine Hand drückte. Genau diese Situation hatte ich schon einmal erlebt. Ich spürte heiße Tränen in den Augen brennen.
    »Was machen wir jetzt?«, krächzte ich.
    »Dr. Matthews wird weitere Untersuchungen vornehmen müssen, um festzustellen, womit wir es zu tun haben.«
    Ich nickte. »Wann?«
    »Er kann das fragliche Gewebe am Montag chirurgisch entfernen. Dann wissen wir es genau.«
    »Was ist mit meinem Baby?«
    Charlotte sah mich streng an. »An das Baby werden wir vorerst nicht denken.«
    »Nicht?«
    Charlotte schüttelte den Kopf und küsste mich auf die Stirn. Ihre Weigerung, auf die Frage nach meiner Tochter einzugehen, jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. »Charlotte?«
    »Liebes, du hast im Augenblick oberste Priorität. Wir werden uns erst einmal um
dich
kümmern.«
    Ich fürchtete, in Ohnmacht zu fallen, und beugte den Kopf bis auf die Knie.
Was wollte sie mir sagen? Was genau meinte sie damit?
    Mickey streichelte meinen Nacken, und dann hörte ich ihn sagen: »Charlotte, kann ich dich kurz in der Küche sprechen?« Er stand auf, und Dr. Barbee erwiderte: »Natürlich« und folgte ihm hinaus.
    Ich richtete mich auf und begegnete Lilys hilflosem Blick. Als mir abermals Tränen in die

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