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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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an!«
    Armer Pietro. Obwohl es ihm eigentlich recht geschah. Seltsam. Für mich war er nie etwas anderes gewesen als ein guter Kumpan.Warum gab es mir dann einen Stich zu sehen, wie er sich um sie bemühte?
    Sambo führte mich über den Hof zu den Stallungen. Wir betraten ein niedriges Gebäude, dessen Decke aus steinernen Gewölben bestand, als sei es ein ehemaliger Kirchen- oder Klosterraum. Eine wuchtige Tür schwang auf, und scharfer Tiergeruch drang uns entgegen. Ich zögerte, aber Sambo lachte und zog mich weiter. Im Dunkel einer Nische regte sich etwas Unförmiges. Eine Kette klirrte, und ich hörte ein seltsames Brummen. Unwillkürlich bekreuzigte ich mich …
    Es war ein Bär, ein leibhaftiger Bär, der sich nun langsam auf die Hinterbeine erhob, bis sein Kopf fast die Wölbung der Decke berührte. Aufgerichtet tappte er heran, soweit es seine Kette zuließ. Sambo lachte noch lauter und zeigte auf mein Gesicht.
    »Das ist Barbaro«, rief er. »Und das ist Kat, mein Junge, sei brav zu ihm!« Sanft schob er mich näher, nachdem ich aus Angst ein ganzes Stück zurückgewichen war.
    Das Tier ließ sich in hockende Stellung nieder und war immer noch beängstigend groß. Es schnupperte ausführlich an mir und stieß kleine dumpfe Laute aus, die gar nichts Bedrohliches hatten. So fasste ich Mut und näherte meine Hand den pelzigen Ohren.
    »Nur zu!«, rief Sambo, als er mein Zögern sah. »Barbaro mag dich!«
    Tatsächlich lehnte das Tier seinen wuchtigen Kopf gegen mich wie ein großer Hund und rieb vorsichtig die Stirn gegen meine Hüfte.
    »Wo kommt er her?«, fragte ich.
    »Wir haben ihn seit ein paar Jahren. Letzten Sommer, bevor wir dich abgeholt haben, ist er hier in der Stadt geblieben. Bei einem Mann, der noch andere Bären hält. Ich habe ihn hierher geholt. Er kann tanzen. Los, gib du ihm sein Futter!«
    Bevor wir dich abgeholt haben, hatte er gesagt. Als wäre das im Voraus geplant gewesen …
    Eine stämmige Hausmagd, die zur selben Zeit ein paar Schweineim Koben versorgte, rief zu uns herein: »Meiner Treu! Eine richtige Bestie habt ihr da. Sieht aber krank aus, mein ich.«
    »Schon wahr«, sagte Sambo. »Auch alt. Alt und krank. Aber jetzt schon besser. Lass kommen Neu-Zeit …«
    »Du meinst wohl den Frühling«, sagte ich.
    »Ja. Frühling.«
    Den sehnte ich selbst herbei.
    Als die Magd fort war, dachte ich: Irgendwann, wenn ich mit Sambo alleine bin, muss ich ihn fragen, warum er manchmal so merkwürdig spricht, immer, wenn Fremde in unserer Nähe sind. Als könne er nicht bis drei zählen …«
    Aber jetzt gab es Wichtigeres zu reden. »Was ist geschehen?«, fragte ich.
    »Was meinst du?«
    »Du weißt schon, was ich meine! Alles ist anders. Seit wir getrennt wurden …«
    »Wir sind hier untergekrochen, so wie früher schon, und haben auf Ahasver gewartet.«
    »Aber da stimmt doch etwas nicht. Wir sind in Gefahr!«
    Er schwieg, so lange, dass es mir schien, als wolle er gar nicht antworten. Da setzte ich hinzu: »Wir sind doch Freunde!«
    »Frag Ahasver.«
    »Den Alten? Aber das ist es doch gerade. Ich kenne ihn nicht wieder …«
    »Frag ihn selbst.«
     
    Später wollte ich zum Dachboden hinaufsteigen, wo meine Freunde Quartier gefunden hatten. Aber Ahasver fing mich an der Treppe ab und zog mich in eine gesonderte Kammer, die er allein bewohnte. Es war ein kleiner, niedriger Raum, der nicht geheizt und bis auf das Bett ziemlich leer war. Nur Ahasvers lederne Tasche fiel ins Auge, die er nie aus der Hand gab und die stets mit starken Lederbändern zugeschnürt war. Draußen, vor dem schmalen Fenster, kämpften Schneeregen und spätes Sonnenlicht um die Herrschaft.
    »Da ist noch Einiges, was ich genau wissen muss«, sagte der Alte. War dieser unruhige Mann noch derselbe, der immer allen und allem die Stirn geboten hatte? Was mochte es sein, das ihn so sehr beschäftigte? Ich hatte erwartet, dass er sich vielleicht danach erkundigen würde, wie die Suche nach meinem Vater verlaufe. Doch ich wurde enttäuscht. Ahasvers Fragen – und er hatte eine Menge davon – kreisten nur um den Schwarzen Hund: wie oft ich den Kerl gesehen hätte und wo und wer bei ihm gewesen sei. Ich erteilte ihm bereitwillig Auskunft und sprach nicht von den Dingen, nach denen er nicht fragte. Aber was ich zuvor verschwiegen hatte, das gab ich auch jetzt nicht preis. Etwas warnte mich, nicht mehr zu offenbaren, als ich unbedingt musste. Schließlich sagte er mir auch nicht alles.
    Auf unserer Reise war er mir als ein

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