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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Freunde in der Nähe, als unerwartet eine Begegnung folgte, die heftige Unruhe in mir auslöste. Es ging schnell und ganz beiläufig. Plötzlich erschien vor mir eine Gestalt, die eigentlichnichts Hervorstechendes an sich hatte, die ich aber sofort erkannte, obwohl der Mann mir den Rücken zukehrte: der Mann mit der Armbrust. Es gab für mich keinen Zweifel, auch wenn er diese altmodische Waffe nicht bei sich trug. Ich kann nicht sagen, weshalb ich so sicher war. Schließlich hatte ich ihn bisher nur ganz flüchtig gesehen. Ich wusste es einfach. Er musste ganz nahe an mir vorübergegangen sein und trat nun zu einem der spanischen Offiziere des kaiserlichen Gefolges, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Der Haltung und Kleidung nach zu urteilen, war er selbst im Offiziersrang. Er hatte kräftige Schultern und trug ein Lederwams. Mit spöttischer Geste wies er auf die Bürgerrepräsentanten, die sich vor den ersten Regentropfen duckten. Dann wandte er sich um, sein Blick streifte mich kurz, aber es gab nicht das geringste Zeichen von Wiedererkennen. Ich kam auch diesmal nicht dazu, sein Gesicht genau zu betrachten. Dennoch erkannte ich ein kantiges Profil und ein jungenhaftes Grinsen, wenngleich er nicht mehr jung war. Dieses Gesicht hatte etwas Abstoßendes, aber wieso? Vielleicht lag es an dem lauernden Ausdruck? Und noch etwas anderes prägte sich mir ein, und das war es, weshalb mein Herz jäh bis zum Hals klopfte: Kurz bevor der Mann wieder in der Menge untertauchte, schob er mit einer schnellen Bewegung den Griff seines Degens am Wehrgehänge zur Seite. Das verursachte ein leichtes Geräusch der Klinge. Oder war da vielleicht ein kleiner metallener Gegenstand, der gegen die Scheide schlug? Es mochte Zufall sein, aber es klang genau wie das Klirren, das ich in der vergangenen Nacht gehört hatte, als jener letzte unbekannte Verfolger an mir vorbeischlich. Er war das gewesen! Hatte er mich gesucht – oder war er hinter den anderen Schergen her gewesen? Ängstlich duckte ich mich im Gewühl der Menge.
    Mir war erbärmlich kalt. Ich weiß nicht, wie lange ich am Domhof gestanden habe, von widerstreitenden Gedanken erfüllt und festgehalten von der Vorstellung, etwas miterleben zu müssen, das zu versäumen mich gereuen würde. Dabei konnte mir der Ausgang dieser Wahl denkbar gleichgültig sein, wenn ich es richtig erwog.
    Schließlich, es hatte nun heftig zu regnen begonnen, drang ein Gerücht unter das Volk und machte wie im Flug die Runde. Niemand konnte sagen, wie es aufgekommen war, aber mit einem Schlag wusste es jeder: Die Wahl ist perfekt!
    Dann erklang ein Schmettern vieler Trompeten, das mir wie ein rechtes Durcheinander erschien. Vom Bauplatz am Domturm schallten Jubelrufe, die sich durch die Menge fortpflanzten. Und da erschienen sie auf den Kirchenstufen: Kaiser Karl V. und der neu gewählte König Ferdinand! Sie zeigten sich dem Volk und schritten zu den Pferden. Gleich würden sie durch eine Gasse in der Menge davonreiten, die Soldaten für sie bahnten. Ich drängte mich bis zu den Pferden, die von Knechten bereitgehalten wurden. Der Kaiser war schon aufgesessen. Ich erhaschte nur noch einen Blick auf seinen Rücken. Er hielt sich eindrucksvoll straff. Seinen Bruder aber, den neuen König, sah ich ganz aus der Nähe. Ehrlich gesagt, ich war enttäuscht! Er trug keine Krone. Wie dumm ich doch war! Später erfuhr ich, dass die Krönung erst Tage später in Aachen stattfinden würde. So trug er nur eine flache Mütze auf dem Kopf, die allerdings prächtig mit Perlen bestickt war. Sein Gewand glänzte von Silber. Sein Gesichtsausdruck freilich erschien mir nichts sagend und beinahe grob, dabei jedoch unverkennbar selbstgefällig.
    Und so stimmte ich nicht in die Jubelrufe ein.
    Dann, als er sich gerade in den Sattel geschwungen hatte und ein Reitknecht noch die Kandare hielt, stürzte ein Schwall Regenwasser aus einer Dachtraufe nieder und überschüttete, vom Wind getrieben, Reiter und Ross. Der König bemühte sich, keine Miene zu verziehen. Dennoch ließ die Geste, mit der er seinem Pferd die Peitsche geben wollte, verbissenen Zorn erkennen. Er traf aber nur die Schulter des Reitknechtes.
     
    Die Kavalkade der Fürsten trabte davon. Aus den Glockenstühlen der Kirchen verbreitete sich ein mächtiges Getöse über die Stadt, und in diesen Klang mischte sich das Knallen zahlreicher Büchsen, die von Dächern und Türmen abgefeuert wurden. Damit warmein Blick auf die Weltgeschichte beendet, aber der

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