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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Ahasver hatte die Gefahr bereits erkannt. Er wich zurück und fauchte: »Halt deine Kreatur im Zaum, wenn du weißt, was gut für dich ist!«
    »Zurück, Ferrand!«, rief der mit der herrischen Stimme. Ohrring, der in Wirklichkeit also Ferrand hieß, gehorchte. Damit war klar, wer von diesen beiden das Sagen hatte. Aber was war mit Armbrust? Er machte einen Versuch, die Kampfhähne zu beschwichtigen und wieder zum Verhandeln zu bringen.
    »Wir wissen alle, was wir wollen«, sagte er, »und es ist sinnlos, dass wir uns streiten.«
    »Aber er will alles für sich!«, rief Stimme. » Das ist der Punkt!«
    »Verehrter Graf«, sagte Ahasver, jetzt ruhiger, »ich allein habe die Fäden in der Hand. Wollet das bedenken! Wer mich ausschaltet, geht selber leer aus!«
    Der andere war also ein Mann von Adel, wie ich aus der Anrede schloss, wiewohl sie ironisch geklungen hatte. Er zwang sich offenbar gewaltsam zur Ruhe.
    Die Stimmen wurden leiser, und ich verstand nichts mehr. Sie schienen etwas auszuhandeln, gegen das es erkennbar Vorbehalte gab. Ferrand blickte seinen Herrn an, als erwarte er ein Zeichen zum Losschlagen, aber es blieb aus.
    Es wurde kalt. Die Schatten der Nacht zogen auf. Ich überlegte, ob ich noch bleiben sollte.
    Plötzlich wurden die Stimmen wieder hektisch.
    »Und wenn wir das nicht wollen?«, rief der Graf.
    »Wenn ihr das nicht wollt, dann könnt ihr mich am Arsch lecken!« Damit schüttelte Ahasver seinem Gegenüber die Faust ins Gesicht, drehte sich um und stapfte davon. Von der Schwäche, die ich am Vortag bemerkt hatte, war nichts mehr zu erkennen.
    Aber ich sah, dass er immer noch hinkte.
    Der Graf machte seinem Ärger Luft. Doch wurde dieser Austausch mit den beiden, die bei ihm zurückgeblieben waren, wieder so leise geführt, dass ich nichts verstand. Armbrust bewahrte Gleichmut. Seine Haltung war ablehnend, aber er schien mäßigend auf den Erzürnten einzureden, doch das fachte dessen Wut nur noch an.
    »Komm heraus, Gorm!«, rief der Graf. Ein bewaffneter Mann – nein, drei, die bisher versteckt gewesen waren, traten aus einer Tür auf der linken Seite des Hofes und gesellten sich zu Ferrand.
    »Ach nein! Verborgene Hilfstruppen – und dann nicht den Mut, sie einzusetzen! Hast du noch mehr solche Überraschungen in petto?« Armbrust war laut geworden.
    »Ich lasse mir nicht gerne in die Karten schauen«, erklärte der Graf und strich über seinen Schnurrbart.
    Dann ging es wieder leise weiter. Ferrand machte seinem Herrn Vorwürfe, wie es aussah. Das warf ein seltsames Licht auf ihr Verhältnis. Dann gab er Armbrust harte Worte. Ging es darum, dass er sich zu wenig am Streit beteiligt hatte?
    »Das lasse ich mir von dem nicht sagen«, war die Antwort, in Richtung des Grafen gesprochen.
    »Dann hältst du es also mit dem alten Schurken?«, fragte der. »Ja, wenn es so ist, Grifone …«
    Welch ein seltsamer Name: Grifone!
    »Natürlich steckt der mit dem Alten unter einer Decke!«, rief Ferrand. Es schien mir, dass der Beschuldigte wachsam auf seinen Abstand zu diesem Kontrahenten Acht gab, und wahrscheinlich war es kein Zufall, dass seine Hand – wenn auch unauffällig – stets in der Nähe des Degens blieb.
    »Dies alles wird mir jetzt leid«, sagte der Graf. »Ich will mit dirnichts mehr zu tun haben, wenn wir auch einmal Freunde gewesen sind. Ferrand, wir sehen uns später.« Damit wandte er sich brüsk ab und ging davon.
    Was bedeutete das? Kam es nicht dem Befehl an seine Leute gleich, den lästig gewordenen Gegner aus dem Weg zu räumen?
    Ferrand wirkte, als sei ihm unbehaglich. Er begann leise auf Armbrust einzureden. »Nein«, sagte der laut. »Kommt gar nicht in Frage! Mag sein, dass er seine Rolle übertreibt, aber wer den Alten anrührt, bekommt es mit mir zu tun!«
    Dann wieder ein leiser, heftiger Wortwechsel. Es sah aus, als würden gleich die Waffen sprechen. Einer gegen vier! Gespannt beugte ich mich vor, um mir nichts von dieser Auseinandersetzung entgehen zu lassen. Eine verhängnisvolle Bewegung! Sie erschreckte die Tauben über mir im Gebälk, eine flog auf, damit erhoben sich augenblicklich alle, und ein flatterndes Getöse brach los. Ich kam nicht mehr dazu, die Reaktion der Männer unten zu beobachten. In meiner Überraschtheit drehte ich mich rasch zur Seite – und geriet auf morsches Holz!
    Krachend gibt der Boden nach. Ich rudere mit den Armen und Beinen in der Luft und pralle auf das Pflaster des Hofes. Staub, Splitter und Trümmer um mich her. Ich spüre

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